Leo Trotzki

 

Lenin und der imperialistische Krieg

(30. Dezember 1938)


Zuerst erschienen auf Russisch in Biulleten Oppozitsii.
In englischer Übersetzung in Fourth International, Bd.3 Nr.1, Januar 1942.
Übersetzung: Nick Brauns.
Kopiert mit Dank von der jetzt verschwundenen Webseite Marxistsiche Bibliothek.
HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


„Es war in der Geschichte bis jetzt immer der Fall“, schrieb Lenin 1916, „dass nach dem Tod von unter den Massen populären revolutionären Führern deren Feinde versuchen, ihre Namen zu übernehmen, um die unterdrückten Klassen zu betrügen.“

Mit keinem anderen hat die Geschichte diesen Vorgang so grausam vollbracht als mit Lenin selbst. Die gegenwärtige offizielle Doktrin des Kreml und die Politik der Komintern zur Frage von Imperialismus und Krieg setzen sich rücksichtslos über Lenins Schlussfolgerungen, auf die er die Partei in der Zeit von 1914 bis 1918 brachte, hinweg.

Mit dem Ausbruch des Krieges im August 1914 war die erste Frage, die sich stellte, folgende: Sollten die Sozialisten der imperialistischen Länder die „Verteidigung des Vaterlandes“ übernehmen? Der Streitpunkt war nicht der, ob sich Sozialisten individuell der Einberufung widersetzen sollten oder nicht – da gab es keine andere Alternative; Desertieren ist keine revolutionäre Politik. Die Streitfrage war die: Sollten sozialistische Parteien die Kriegspolitik unterstützen, für das Kriegsbudget stimmen? Sollten sie dem Kampf gegen die Regierung entsagen und für die „ Verteidigung des Vaterlandes“ agitieren? Die Antwort Lenins war NEIN!

Die Partei darf nicht so handeln, sie hat nicht deswegen kein Recht dazu, weil es um einen Krieg geht, sondern weil dies ein reaktionärer Krieg ist, weil es ein erbitterter Kampf zwischen Sklavenbesitzern um die Neuaufteilung der Welt ist.

Die Formierung der Nationalstaaten auf dem europäischen Kontinent beanspruchte eine vollständige Epoche, die ungefähr mit der großen Französischen Revolution begann und mit dem französisch-preußischen Krieg abgeschlossen wurde.

Während dieser dramatischen Jahrzehnte hatten diese Kriege vorwiegend nationalen Charakter. Kriege wurden für die Errichtung oder Verteidigung von Nationalstaaten, die für die Entwicklung der Produktivkräfte und der Kultur notwendig waren, geführt und besaßen in dieser Periode einen grundlegend fortschrittlichen Charakter. Revolutionäre konnten nicht nur, sondern mussten nationale Kriege politisch unterstützen.

Von 1871 bis 1914 erlebte der europäische Kapitalismus auf der Basis der Nationalstaaten nicht nur eine Blüte, er überlebte sich auch selbst, indem er zum Monopol oder imperialistischen Kapitalismus wurde.

„Der Imperialismus ist jenes Stadium des Kapitalismus, wo letzterer, nachdem er alles in seiner Macht Stehende erfüllt hat, zu verfaulen beginnt“.

Die Ursache für den Verfall liegt darin, dass die Produktivkräfte durch das System des Privateigentums ebenso wie durch die Grenzen des Nationalstaates gefesselt sind. Der Imperialismus sucht die Welt zu teilen und neu aufzuteilen. Anstelle der nationalen Kriege treten die imperialistischen. Sie sind völlig reaktionärer Natur und Ausdruck der Stagnation und Fäulnis des Monopolkapitals.

Die Welt ist jedoch nach wie vor sehr verschieden. Der unterdrückende Imperialismus der fortgeschrittenen Nationen kann nur deshalb existieren, weil rückständige Nationen, unterdrückte Nationalitäten, koloniale und halbkoloniale Länder auf unserem Planeten weiterbestehen. Der Kampf der unterdrückten Völker für nationale Vereinigung und Unabhängigkeit ist doppelt fortschrittlich, denn einerseits bereitet er günstigere Bedingungen für ihre eigene Entwicklung vor, während er andererseits dem Imperialismus Schläge erteilt. Das im besonderen ist der Grund, warum die Sozialisten im Kampf zwischen einer zivilisierten imperialistischen demokratischen Republik und einer rückständigen barbarischen Monarchie eines kolonialen Landes trotz seiner Monarchie zur Gänze auf der Seite des unterdrückten Landes und gegen das Unterdrückerland stehen, ungeachtet seiner „Demokratie“.

Der Imperialismus tarnt seine ihm eigenen Ziele – Besitzergreifung von Kolonien, Märkten, Rohstoffquellen, Einflusssphären mit solchen Ideen wie der „Sicherung des Friedens gegen die Aggressoren“, der „ Verteidigung des Vaterlandes“, der „Verteidigung der Demokratie“ usw. Diese Ideen sind durch und durch falsch. Es ist die Pflicht eines jeden Sozialisten, sie nicht nur nicht zu unterstützen, sondern im Gegenteil sie vor dem Volke zu demaskieren.

„Die Frage, welche Gruppe den ersten militärischen Schlag geführt oder als erste den Krieg?; erklärt hat“, schrieb Lenin im März 1915, „ist bei der Festlegung der Taktik der Sozialisten ohne jede Bedeutung. Die Phrasen von der Verteidigung des Vaterlandes, von der Abwehr eines feindlichen Überfalls, vom Defensivkrieg usw. sind auf beiden Seiten reiner Volksbetrug“. „Für Jahrzehnte“, erklärte Lenin, „haben sich drei Banditen (die Bourgeoisien und Regierungen Englands, Russlands und Frankreichs) bewaffnet, um Deutschland zu plündern. Ist es überraschend, dass die zwei Banditen (Deutschland und Österreich-Ungarn) eine Attacke begannen, bevor es den dreien gelang, die neuen Messer zu gebrauchen, die sie bestellt hatten?“.

Die objektiv historische Bedeutung des Krieges ist von entscheidender Wichtigkeit für das Proletariat: Welche Klasse führt ihn mit welchem Ziel? Das ist ausschlaggebend und nicht die Ausflüchte der Diplomatie, vermittels derer der Feind immer erfolgreich als Aggressor dargestellt werden kann. Genauso verlogen sind die Hinweise der Imperialisten auf die Losungen von Demokratie und Kultur.

„... die deutsche Bourgeoisie ...betrügt die Arbeiterklasse und die werktätigen Massen, indem sie behauptet, sie führe den Krieg, um die Heimat, die Freiheit und die Kultur zu verteidigen, um die vom Zarismus unterdrückten Völker zu befreien und um den reaktionären Zarismus zu vernichten. ...die englische und französische Bourgeoisie ...betrügt ...die Arbeiterklasse und die werktätigen Massen, indem sie behauptet, sie führe Krieg, um die Heimat, die Freiheit und die Kultur gegen den deutschen Militarismus und Despotismus zu verteidigen.“

Die verschiedenen Arten des politischen Überbaus können nicht die reaktionären Ökonomischen Grundlagen des Imperialismus verändern. Im Gegenteil, es ist die Basis, die sich den Überbau unterordnet.

„In unseren Tagen ... ist es sogar dumm, an eine fortschrittliche Bourgeoisie, an eine fortschrittliche bürgerliche Bewegung zu denken. Jegliche bürgerliche ‚Demokratie‘ ... ist reaktionär geworden“.

Diese Einschätzung der imperialistischen „Demokratie“ bildet den Eckstein der gesamten Leninschen Konzeption.

Da der Krieg also von beiden imperialistischen Lagern nicht für die Verteidigung des Vaterlandes und der Demokratie, sondern für die Neuaufteilung der Welt und die koloniale Unterjochung geführt wird, hat ein Sozialist kein Recht, ein verbrecherisches Lager dem anderen vorzuziehen. Absolut vergeblich ist jeder Versuch, „vom Standpunkt des internationalen Proletariats“ zu bestimmen, „die Niederlage welcher der beiden Gruppen von kriegsführenden Nationen das kleinere Übel für den Sozialismus wäre.“

Schon in den ersten Tagen des September 1914 hat Lenin das Wesen des Krieges für jedes der imperialistischen Länder und für alle Gruppierungen wie folgt charakterisiert:

„Kampf um die Märkte und Raub fremder Länder, das Bestreben, die revolutionäre Bewegung des Proletariats und der Demokratie im Innern der Länder zu unterbinden, das Bestreben, die Proletarier aller Länder zu übertölpeln, zu entzweien und abzuschlachten, indem man im Interesse der Bourgeoisie die Lohnsklaven der einen Nation gegen die Lohnsklaven der anderen Nation hetzt – das ist der einzige reale Inhalt, die einzige reale Bedeutung des Krieges.“

Wie weit entfernt ist all das von der jetzigen Doktrin Stalins, Dimitroffs und Co.!

Die Politik der „nationalen Einheit“ während des Krieges bedeutet, sogar mehr noch als in Friedenszeiten, die Unterstützung der Reaktion und die Fortführung der imperialistischen Barbarei. Eine solche Unterstützung zu verweigern – die elementare Pflicht eines Sozialisten – ist jedoch nur die negative oder passive Seite des Internationalismus. Das alleine ist nicht genug. Die Aufgabe der Partei des Proletariats ist

„... allseitige, sowohl unter den Truppen als auch auf den Kriegsschauplätzen zu treibende Propaganda für die sozialistische Revolution und für das Gebot, die Waffen nicht gegen die eigenen Brüder, die Lohnsklaven anderer Länder zu richten, sondern gegen die reaktionären und bürgerlichen Regierungen und Parteien in allen Ländern. Es ist unbedingt notwendig, für eine solche Propaganda in allen Sprachen illegale Zellen und Gruppen in den Armeen aller Nationen zu organisieren. Gegen den Chauvinismus und ‚Patriotismus‘ der Kleinbürger und Bourgeois ist in ausnahmslos allen Ländern ein schonungsloser Kampf zu führen.“

Aber ein revolutionärer Kampf in Kriegszeiten kann zur Niederlage der eigenen Regierung führen. Diese Schlussfolgerung schreckte Lenin nicht.

„In jedem Land darf der Kampf gegen die eigene Regierung, welche einen imperialistischen Krieg führt, nicht vor der revolutionären Agitation für die Niederlage dieses Landes zurückschrecken.“

Das ist genau das, was die Linie des „Defaitismus“ beinhaltet. Skrupellose Gegner haben versucht, dies dahingehend zu interpretieren, dass Lenin angeblich die Kollaboration mit anderen Imperialismen guthieß, um die nationale Reaktion zu besiegen. Tatsächlich war das, von dem er sprach, ein paralleler Kampf der Arbeiter aller Länder gegen ihren eigenen Imperialismus, als ihren primären und nächsten Feind.

„Vom Standpunkt der Interessen der arbeitenden Massen und der Arbeiterklasse Russlands aus betrachtet“, schrieb Lenin im Oktober 1914 an Schljapnikow, „kann es nicht den leisesten Zweifel geben – kann es absolut nicht den leisesten Zweifel irgendeiner Art geben – dass jetzt das geringere Übel die unverzögerte Niederlage des Zarismus wäre.“

Es ist unmöglich, gegen den imperialistischen Krieg zu kämpfen, wenn man nach der Art der Pazifisten nach Frieden jammert.

„Pazifismus und abstrakte Friedenspredigt sind eine Form der Irreführung der Arbeiterklasse. Im Kapitalismus, und besonders in seinem imperialistischen Stadium, sind Kriege unvermeidlich.“

Ein von Imperialisten geschlossener Friede würde nur eine Atempause vor einem neuerlichen Krieg sein. Nur ein revolutionärer Massenkampf gegen Krieg und Imperialismus, den der Krieg hervorbringt, kann einen wirklichen Frieden sichern. „Ohne eine Anzahl von Revolutionen ist der sogenannte demokratische Frieden eine kleinbürgerliche Utopie.“

Der Kampf gegen die einschläfernden und schwächenden Illusionen des Pazifismus findet Eingang in die Leninsche Doktrin als ihr wichtigstes Element. Er wies mit besonderer Feindseligkeit die Forderung nach „Abrüstung als offensichtlich utopisch unter kapitalistischen Verhältnissen“ zurück.

„Eine unterdrückte Klasse, die nicht danach strebt, die Waffen handhaben zu lernen und Waffen zu besitzen, ist nur wert, als Sklave behandelt zu werden“.

Und weiter:

„Unsere Losung muss lauten: Bewaffnung des Proletariats, um die Bourgeoisie zu besiegen, zu expropriieren und zu entwaffnen ... Erst nachdem das Proletariat die Bourgeoisie entwaffnet hat, kann es, ohne an seiner weltgeschichtlichen Aufgabe Verrat zu üben, alle Waffen zum alten Eisen werfen.“

Dies führt zu dem Schluss, den Lenin in Dutzenden von Artikeln zieht: „Die Losung ‚Friede‘ ist falsch. Die Losung muss sein, den nationalen Krieg in einen Bürgerkrieg zu verwandeln“.

Die meisten Arbeiterparteien in den fortgeschrittenen Ländern wechselten auf die Seite ihrer betreffenden Bourgeoisien hinüber . Lenin bezeichnete diese Tendenz als Sozialchauvinismus: Sozialismus in Worten, Chauvinismus in Taten. Der Verrat am Internationalismus fiel nicht vom Himmel, sondern kam als unvermeidliche Fortsetzung und Entwicklung der Politik reformistischer Anpassung.

„Der ideologisch politische Inhalt des Opportunismus und des Sozialchauvinismus ist ein und derselbe: Zusammenarbeit der Klassen statt Klassenkampf, Verzicht auf revolutionäre Kampfmittel, Unterstützung der ‚eigenen‘ Regierung in einer für sie schwierigen Lage statt Ausnutzung dieser Schwierigkeiten für die Revolution.“

Die Periode der kapitalistischen Prosperität unmittelbar vor dem letzten Krieg – von 1909 bis 1913 verband die oberen Schichten des Proletariats sehr eng mit dem Imperialismus. Von den Superprofiten, die die imperialistische Bourgeoisie im allgemeinen aus den Kolonien und den rückständigen Ländern erzielte, fielen saftige Brosamen auf die Arbeiteraristokratie und -bürokratie. In der Konsequenz wurde ihr Patriotismus durch direktes Eigeninteresse an der Politik des Imperialismus diktiert. Während des Krieges, der alle gesellschaftlichen Verhältnisse bloßlegte, entspringt „die ungeheure Kraft des Opportunisten und Chauvinisten ihrem Bündnis mit der Bourgeoisie, den Regierenden und Generalstäben.“

Die mittlere und vielleicht breiteste Tendenz im Sozialismus ist das sogenannte Zentrum (Kautsky und andere), das in Friedenszeiten zwischen Reformismus und Marxismus schwankte und, während es fortfuhr, sich in breiten pazifistischen Phrasen einzuhüllen, fast ausnahmslos Gefangener der Sozialchauvinisten wurde. Was die Massen betraf, so wurden sie von ihren eigenen Apparaten, die sie sich. im Laufe von Jahrzehnten geschaffen hatten, vollkommen Im Stich gelassen und betrogen. Nachdem Lenin eine soziologische und politische Einschätzung der Arbeiterbürokratie der II. Internationale machte, blieb er nicht auf halbem Wege stehen.

„Einheit mit Opportunisten ist die Allianz der Arbeiter mit ihrer ‚eigenen‘ nationalen Bourgeoisie und kennzeichnet eine Spaltung in den Reihen der internationalen revolutionären Arbeiterklasse ...“

Daraus entspringt die Folgerung, dass Internationalisten mit den Sozialchauvinisten brechen müssen.

„Es ist unmöglich, die Aufgaben des Sozialismus in der jetzigen Zeit zu erfüllen, es ist unmöglich, eine wirklich internationale Vereinigung der Arbeiter zustande zu bringen, ohne entschieden mit dem Opportunismus zu brechen...“ und ebenso mit dem Zentrismus, „dieser bürgerlichen Tendenz im Sozialismus“. Der ursprüngliche Name der Partei muss geändert werden. „Ist es nicht besser, den beschmutzten und degenerierten Namen der ‚Sozialdemokraten‘ zu verwerfen und zum alten marxistischen Namen der Kommunisten zurückzukehren?“ Es ist Zeit, mit der Zweiten Internationale zu brechen und die Dritte aufzubauen.

Was hat sich in den etwas mehr als zwanzig Jahren, die seitdem verstrichen sind, geändert? Der Imperialismus hat einen noch gewalttätigeren und repressiveren Charakter angenommen. Sein konsequentester Ausdruck ist der Faschismus. Die imperialistischen Demokratien sind mehrere Stufen tiefer gefallen und entwickeln sich natürlich und organisch zum Faschismus. Die koloniale Unterdrückung wird immer unerträglicher, je stärker das Erwachen der unterdrückten Nationalitäten und ihr Drang nach nationaler Unabhängigkeit ist. Mit anderen Worten: All jene Wesenszüge, die in die Grundlagen der Leninschen Theorie des imperialistischen Krieges eingebettet waren, haben einen noch schärferen und anschaulicheren Charakter angenommen.

Sicherlich, kommunistische Chauvinisten beziehen sich auf die Existenz der UdSSR, die angeblich einen vollständigen Wendepunkt in der Politik des Proletariats einleitet. Dazu können wir folgende Antwort geben: Bevor die UdSSR entstand, haben unterdrückte Nationen, Kolonien usw. existiert, deren Kämpfe auch verdienten, unterstützt zu werden. Wenn revolutionäre und fortschrittliche Bewegungen außerhalb der Grenzen des eigenen Landes unterstützt werden könnten, indem die eigene Bourgeoisie unterstützt wird, dann wäre die Politik des Sozialpatriotismus prinzipiell korrekt gewesen. Es hätte dann auch keinen Grund für die Gründung der Dritten Internationale gegeben. Das ist die eine Seite des Falls, aber es gibt noch eine andere. Die UdSSR existiert nun seit 22 Jahren. Siebzehn Jahre lang blieben die Prinzipien Lenins in Kraft. Kommunistisch-chauvinistische Politik nahm ihre Gestalt erst vor 4 bis 5 Jahren an. Das Argument von der Existenz der UdSSR ist daher nur ein falscher Deckmantel. Wenn Lenin vor 25 Jahren die Desertion der Sozialisten auf die Seite ihrer nationalen Imperialismen unter dem Vorwand der Verteidigung von Kultur und Demokratie als Sozialchauvinismus und Sozialverrat brandmarkte, dann ist vom leninistischen Standpunkt aus gesehen genau dieselbe Politik heutzutage mehr als kriminell. Es ist nicht schwer zu erraten, wie Lenin die heutigen Führer der Komintern bezeichnet haben würde, die all die Sophistereien der Zweiten Internationale unter den Bedingungen einer weit grundlegenderen Zersetzung der kapitalistischen Zivilisation wiederaufleben haben lassen.

Es ist bösartig paradox, dass die erbärmlichen Epigonen der Komintern, die ihr Banner in einen schmutzigen Fetzen verwandelt haben, mit dem sie die Spuren der Kremloligarchie verwischen, jene „Renegaten“ nennen, die den Lehren der Gründer der Kommunistischen Internationale treu geblieben sind. Lenin hatte recht: Die herrschenden Klassen verfolgen große Revolutionäre nicht nur zu ihren Lebenszeiten, sondern rächen sich noch nach deren Tod an ihnen mit weit raffinierteren Methoden, indem sie versuchen, sie in Heilige zu verwandeln, deren Mission es ist, „Recht und Ordnung“ zu behüten. Niemand ist natürlich gezwungen, sich auf die Grundlagen der Lehren Lenins zu stellen. Aber wir, seine Schüler, werden es niemandem gestatten, seine Lehren zu verhöhnen und sie in ihr Gegenteil zu verkehren!


Zuletzt aktualisiert am 22.7.2008