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An alle Armeekomitees! An alle Sowjets der Soldatendeputierten!
Die Petrograder Garnison und das Proletariat haben die Regierung Kerenskis, die sich gegen die Revolution des Volkes erhoben hatte, niedergerungen ... Indem das Revolutionäre Militärkomitee hiervon die Armee an der Front und im Hinterland verständigt, ruft es die revolutionären Soldaten auf, wachsam das Verhalten des Kommandostabes zu verfolgen. Die Offiziere, die sich direkt und offen der vollzogenen Revolution nicht angeschlossen haben, müssen sofort als Feinde verhaftet werden. Das Programm der neuen Macht erblickt der Petrograder Sowjet in dem sofortigen Vorschlag eines demokratischen Friedens, in der sofortigen Übergabe des Bodens der Gutsbesitzer an die Bauern, in der Übergabe aller Macht an die Sowjets und in der ehrlichen Einberufung der Konstituierenden Versammlung.
Die Revolutionäre Volksarmee darf keine Transporte unverläßlicher Truppenteile von der Front nach Petrograd zulassen. Greift durch Wort und Überredung ein; wo dies aber nicht hilft, verhindert die Transporte durch erbarmungslose Gewaltanwendung. Der gegenwärtige Befehl ist sofort vor den Truppenabteilungen aller Waffenarten zu verlautbaren. Die Verheimlichung dieses Befehls, vor den Soldatenmassen durch die Armeeorganisationen kommt dem schwersten Verbrechen an der Revolution gleich und wird mit aller Strenge des revolutionären Gesetzes bestraft.
Soldaten! Für Frieden! Für Brot! Für Boden und die Macht des Volkes!
Das Revolutionäre Militärkomitee
An alle Armee-, Korps-, Divisions-, Regiments- und Kompaniekomitees an der Front und im Hinterland, an die Sowjets der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten!
Soldaten und revolutionäre Offiziere!
Das Revolutionäre Militärkomitee hat in Übereinstimmung mit der allgemeinen Meinung der Soldaten, Arbeiter und Bauern verfügt, General Kornilow und alle überführten Teilnehmer seiner Verschwörung als Feinde des Volkes und der Revolution unverzüglich nach Petrograd überzuführen und auf der Peter-Pauls-Festung in Haft zu setzen und unverzüglich einem revolutionären Kriegsgericht zur Aburteilung zu übergeben. Alle, die sich gegen diesen Beschluß wenden, erklärt das Komitee für Verräter an der Revolution; ihre Befehle werden für ungültig erklärt und unterliegen nicht der Durchführung.
Das Revolutionäre Militärkomitee
des Petrograder Sowjets
der Arbeiter- und Soldatendeputierten
An alle Gouvernements- und Kreissowjets der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten!
Durch Beschluß des Gesamtrussischen Sowjetkongresses sind alle verhafteten Mitglieder der Bodenkomitees unverzüglich freizulassen. Die Kommissare, die die Verhaftungen veranlaßt haben, sind in Haft zu nehmen. Alle Macht gehört von nun an den Sowjets. Die Kommissare der Regierung sind abgesetzt. Die Vorsitzenden der Sowjets treten unmittelbar mit der revolutionären Regierung in Verbindung.
Auf der Sitzung vom 8. November (26. Oktober) beschloß die Stadtduma folgenden Aufruf zu veröffentlichen:
„Die auf den demokratischen Grundlagen gewählte Zentrale Petrograder Stadtduma hat zu einem Zeitpunkt schwerster wirtschaftlicher Zerrüttung die ganze Last der Führung der kommunalen Wirtschaft und der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung auf sich genommen. Jetzt unternimmt die Partei der Bolschewiki drei Wochen vor den Wahlen für die Konstituierende Versammlung und im Angesicht des äußeren Feindes, nachdem sie mit Waffengewalt die einzig legitime, revolutionäre Macht beseitigt hat, einen Anschlag auf die Vollmachten und die Selbständigkeit der städtischen Selbstverwaltung, indem sie Unterwerfung unter von ihr eingesetzte Kommissare und unter die neue ungesetzliche Macht verlangt.
In diesem gefahrvollen und tragischen Augenblick erklärt die Petrograder Stadtduma vor ihren Wählern und vor ganz Rußland laut und vernehmlich, daß sie sich keinerlei Anschlägen auf ihre Rechte und ihre Unabhängigkeit unterwerfen wird, daß sie auf ihrem verantwortungsvollen Posten bleiben wird, auf den sie durch den Willen der Bevölkerung der Hauptstadt gestellt ist.
Die Petrograder Zentrale Stadtduma wendet sich an alle städtischen Selbstverwaltungen und Semstwos der Russischen Republik mit dem Aufruf, sich ihr anzuschließen und entschieden eine der größten Errungenschaften der russischen Revolution, nämlich die Freiheit und Unabhängigkeit der öffentlichen Selbstverwaltung, zu verteidigen.“
Die Landfrage kann in ihrem ganzen Umfang nur durch eine vom ganzen Volk gewählte Konstituierende Versammlung gelöst werden.
Die gerechteste Lösung der Landfrage ist folgende:
Der gesamte Inhalt dieser Anweisung als Ausdruck des unbedingten Willens der gewaltigen Mehrheit der zielbewußten Bauern ganz Rußlands wird zum provisorischen Gesetz erklärt, das bis zum Zusammentritt der Konstituierenden Versammlung nach Möglichkeit sofort, in bestimmten Teilen aber in der Reihenfolge durchzuführen ist, die von den Kreisbauernsowjets festgelegt wird.“
Die Regierung brauchte keine Entscheidung über das Anrecht der Deserteure auf den Boden zu treffen. Das Ende des Krieges und die Demobilisierung der Armee erledigte diese Frage automatisch ...
Der Rat der Volkskommissare setzte sich ursprünglich nur aus Bolschewiki zusammen. Daran tragen aber nicht allein die Bolschewiki die Schuld. Am 8. November boten sie Mitgliedern der linken Sozialrevolutionäre Sitze im Rat an, die diese jedoch ablehnten. Siehe Kapitel XI.
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Zuletzt aktualisiert am 15.7.2008