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„Befehl Nr.1
13. November 1917, 9:38 morgens.
Nach schwerem Kampf hat die Pulkowoer Truppenabteilung einen vollen Sieg über die konterrevolutionären Streitkräfte errungen; diese haben sich aus ihren Stellungen in Unordnung zurückgezogen, um unter dem Schutze von Zarskoje Selo nach Gattschina und Pawlowsk zurückzugehen.
Unsere Vorposten haben die nordöstliche Grenze von Zarskoje Selo und den Alexandrowskaja-Bahnhof besetzt. Die Truppenabteilung von Kolpino kämpfte links. Die Abteilung von Krasnoje Selo rechts von uns. Die Abteilung von Pulkowo hat Befehl, Zarskoje Selo zu besetzen und seine Zugänge, im Besonderen auf der Gatschinaer Seite zu befestigen.
Sie soll bis nach Pawlowsk vorstoßen und den Ort einnehmen, seine Südseite befestigen und die Eisenbahn bis Dno in ihre Hände bringen.
Alle Maßnahmen sind zu treffen, um die eroberten Stellungen zu befestigen – Aushebung von Schützengräben und Durchführung anderer Befestigungsarbeiten.
Die engste Fühlung mit den Truppenabteilungen von Kolpino und Krasnoje Selo sowie mit dem Petrograder Stab ist aufrechtzuerhalten.
Der Oberbefehlshaber
aller gegen die konterrevolutionären
Kerenskitruppen kämpfenden Streitkräfte
Oberstleutnant Murawjow.“
Dienstag morgen. Aber wie war das möglich? Noch vor zwei Tagen war die Umgebung von Petrograd voll von führerlos umherirrenden Truppen, ohne Lebensmittel, ohne Artillerie, ohne Plan. Welche geheimnisvolle Macht hatte die desorganisierte und undisziplinierte Masse von Rotgardisten und Soldaten ohne Offiziere in eine Armee zu verwandeln vermocht, die, den Anordnungen ihrer selbstgewählten Führer folgend, sich als fähig erwiesen hat, den wütenden Ansturm von Kanonen und Kosakenkavallerie nicht nur auszuhalten, sondern siegreich abzuschlagen? [1*]
Die Geschichte lehrt, daß revolutionäre Völker seit je der militärischen Routine zu trotzen wußten. Die in Lumpen gehüllten Armeen der Französischen Revolution sind noch nicht vergessen – nicht Valmy und die Linien von Weißenburg. Gegen die Sowjetkräfte standen Offiziersschüler, Kosaken, die Landeigentümer, der Adel, die Schwarzhunderter. Das hieß: Rückkehr des Zaren, Ochrana und sibirische Ketten, die ungeheure und schreckliche Bedrohung durch die Deutschen. Der Sieg, das war das Ende aller Bedrückung, der Beginn eines neuen, glücklichen Zeitalters!
Als Sonntagnacht die Kommissare des Revolutionären Militärkomitees verzweifelt aus dem Felde zurückkehrten, wählte die Petrograder Garnison ihren Stab: ein Fünferkomitee, drei Soldaten und zwei Offiziere, sämtlich zuverlässige Revolutionäre. Das Oberkommando erhielt der Expatriot Murawjow – ein fähiger Offizier, der aber nicht aus den Augen gelassen werden durfte. [1] In Kolpino, Obuchowo, Pulkowo und Krasnoje Selo wurden provisorische Truppenkörper gebildet, die die in der Umgebung umherirrenden Haufen – ein Durcheinander von Soldaten, Matrosen und Rotgardisten, Splitter von Infanterie-, Kavallerie und Artillerieregimentern und einige wenige Panzerwagen – an sich zogen und die zu stattlicher Größe anwuchsen.
Als es tagte, machten sich Vorposten von Kerenskis Kosaken bemerkbar. Vereinzeltes Gewehrfeuer, Aufforderungen, die Waffen zu strecken. Dann erhob sich über die öde Fläche das Tosen der Schlacht, verdrängte die Stille des kalten Morgens und dröhnte in den Ohren der noch verstreuten Soldaten, die wartend um ihre Feuer lagerten. So fing es an. Sie eilten, am Kampfe teilzunehmen, und die die Chausseen sich entlangwälzenden Arbeiterkolonnen beschleunigten ihren Schritt. Und so sammelten sich ganz automatisch an allen Angriffspunkten in ihrer Kampfbegeisterung kaum zu haltende Menschenmassen, von den Kommissaren empfangen und den strategischen Notwendigkeiten entsprechend auf die Stellungen verteilt oder mit Armierungsarbeiten beauftragt. Sie wußten: Das hier war ihre Schlacht, hier kämpften sie für ihre eigene Welt, die Offiziere hatten sie sich selbst gewählt, und damit war aus dem zusammenhanglosen Hin und Her der unzähligen Einzelwillen ein einziger Wille geworden.
Von allen, die Augenzeugen der Kämpfe gewesen sind, habe ich dasselbe gehört: wie die Matrosen schossen, bis ihnen die Patronen ausgingen, und dann vorwärtsstürmten; wie die unausgebildeten Arbeiter die wütenden Angriffe der Kosaken zurückschlugen, sie von ihren Pferden reißend; wie in der Dunkelheit unübersehbare Volksmassen sich um die Schlacht sammelten und dann, einer Sturmflut gleich, plötzlich über den Feind herbrausten. Schon vor Montagmitternacht war der Widerstand der Kosaken gebrochen. Sie flohen, ihre Artillerie zurücklassend, und die Armee des Proletariats stieß in breiter Front vorwärts und rollte nach Zarskoje hinein, noch ehe der Feind Zeit hatte, die große Regierungsfunkstation zu zerstören, von der aus nun die Kommissare des Smolny der Welt den Sieg des Proletariats verkündeten.
In blutigen Kämpfen sind am 12. November in der Nähe von Zarskoje Selo die konterrevolutionären Truppen Kerenskis und Kornilows von der revolutionären Armee geschlagen worden. Im Namen der revolutionären Regierung befehle ich allen Regimentern die Aufnahme der Offensive gegen den Feind der revolutionären Demokratie, die Durchführung umfassender Maßnahmen zur Verhaftung Kerenskis und die entschiedene Ablehnung aller Abenteuer, die die Eroberungen der Revolution und den Sieg des Proletariats gefährden könnten.
Es lebe die Revolutionäre Armee!
Murawjow.“
Nachrichten aus den Provinzen ...
In Sewastopol hat der lokale Sowjet die Macht übernommen. Eine große Versammlung von Matrosen der im Hafen liegenden Kriegsschiffe hat die Offiziere gezwungen, sich der Revolution anzuschließen. In Nishni-Nowgorod ist die Macht in die Hände der Sowjets übergegangen. Aus Kasan liegen Berichte über Straßenkämpfe vor: Offiziersschüler und eine Brigade Artillerie gegen die bolschewistische Garnison.
In Moskau sind erneut heftige Kämpfe ausgebrochen. Die Offiziersschüler und Weißgardisten halten das Stadtzentrum und den Kreml besetzt, von allen Seiten hart bedrängt durch die Truppen des Revolutionären Militärkomitees. Die Sowjetartillerie ist am Skobelewplatz aufgefahren, die Stadtduma, die Präfektur und das Hotel Metropol bombardierend. Das Pflaster der Twerskaja und Nikitskaja ist aufgerissen worden und zum Bau von Schützengräben und Barrikaden verwendet. Die großen Bank- und Handelsviertel durchfegt ein Hagel von Maschinengewehrfeuer. Es gibt weder Licht noch Telefon. Die Bourgeoisbevölkerung haust in den Kellern! Das letzte Bulletin besagte, daß das Revolutionäre Militärkomitee von dem Komitee für die öffentliche Sicherheit [2] die sofortige Übergabe gefordert hat und im Falle der Weigerung mit der Bombardierung des Kreml droht.
„Was, den Kreml bombardieren?“ kreischten die guten Durchschnittsbürger. „Das wagen sie nicht!“
Überall flammte der Bürgerkrieg. Von Wologda bis Tschita im fernen Sibirien, von Psowsk bis Sewastopol am Schwarzen Meer – in den Städten, in den kleinsten Dörfern. Tausende von Fabriken, Bauerngemeinden, Regimenter, Armeen, Schiffe auf hoher See entsandten ihre Grüße nach Petrograd, grüßten die Regierung des Volkes.
Die Kosakenregierung in Nowotscherkassk telegrafierte An die Kerenskiregierung: „Die Regierung der Kosakentruppen richtet an die Provisorische Regierung und an die Mitglieder des Rates der Russischen Republik die Einladung, wenn irgend möglich, nach Nowotscherkassk zu kommen, um dort mit ihr zusammen den Kampf gegen die Bolschewiki zu organisieren ...“
In Finnland spitzten sich die Dinge gleichfalls zu. Der Sowjet in Helsingfors und der Zentrobalt (das Zentralkomitee der Baltischen Flotte) proklamierten zusammen den Belagerungszustand und erklärten, daß alle Versuche einer Intervention gegen die Bolschewiki und jede bewaffnete Auflehnung gegen ihre Befehle erbarmungslos unterdrückt werden würden. Zur selben Zeit proklamierte der finnische Eisenbahnerverband einen Generalstreik, um die Durchführung der Gesetze zu erzwingen, die der von Kerenski aufgelöste sozialistische Landtag im Juni 1917 beschlossen hatte ...
Am Morgen in aller Frühe ging ich nach dem Smolny. Ich schlenderte den am äußeren Torweg beginnenden langen holzgepflasterten Fußweg hinab und sah die ersten schüchternen Schneeflocken aus dem von keinem Hauch bewegten Himmel herniederflattern. „Schnee!“ rief der am Tor wachestehende Soldat vergnügt. „Das ist gesund!“ Im Innern schienen mir die endlosen dunklen Gänge und die kahlen Zimmer im ersten Moment völlig verödet. Nicht eine Menschenseele war zu sehen. Bald aber traf ein tiefer, unruhiger Laut mein Ohr, und näher zusehend, bemerkte ich längs der Wand am Boden hingestreckt schlafende Männer. Arbeiter und Soldaten, rauhe, schmutzige Gestalten, noch über und über kotbeschmiert und bespritzt, allein oder in Haufen, als wären sie tot. Einige waren verwundet und notdürftig mit blutdurchtränkten Lappen verbunden. Überall lagen Gewehre und Patronengürtel ... Die siegreiche proletarische Armee!
In der oberen Etage, am Büffet, lagen sie so dicht, daß man kaum treten konnte. Die Luft war entsetzlich. Durch die beschlagenen Fenster strömte fahles Licht. Auf dem Büffet standen ein übel zugerichteter Samowar und zahlreiche Gläser mit Teeresten. Daneben lag ein Exemplar des letzten Bulletins des Revolutionären Militärkomitees, auf dessen Rückseite eine ungelenke Hand etwas geschrieben hatte. Eine Gedenkschrift irgendeines Soldaten für seine gefallenen Kameraden, verfaßt unmittelbar, bevor er auf den Boden zum Schlafen niedersank. Die Schriftzüge waren verwischt, als wären Tränen daraufgefallen ...
„Alexej Winogradow
D. Moskwin
S. Stolbikow
A. Woskressenski
D. Leonski
D. Preobrashenski
W. Laidanski
M. Bertschikow
Eingezogen zur Armee am 15. November 1916. Von ihnen am Leben nur noch drei:
Michail Bertschikow
Alexej Woskressenski
Dmitri Leonski
Schlaft nun, ihr kühnen Adler,
ihr Kämpfer voll Heldentum.
Ihr habt euch, Brüder, erworben,
Frieden und ewigen Ruhm.“
Das Revolutionäre Militärkomitee allein arbeitete noch, es durfte nicht schlafen. Der aus dem inneren Zimmer kommende Skrypnik erzählte, daß Goz verhaftet worden sei, aber ebenso wie Awxentjew entschieden bestreite, die Proklamation des Komitees zur Rettung des Vaterlandes und der Revolution unterzeichnet zu haben; das Komitee zur Rettung des Vaterlandes und der Revolution selbst habe den Aufruf an die Garnison abgelehnt. Unter den Regimentern der Stadt, berichtete Skrypnik, herrschte noch immer Unentschlossenheit; das Wolynski-Regiment hatte sich geweigert, gegen Kerenski zu marschieren.
Eine Anzahl „neutraler“ Truppen, mit Tschernow an ihrer Spitze, seien in Gattschina bemüht, Kerenski von dem Angriff auf Petrograd abzuhalten.
Skrypnik lachte. „Heute kann es keine ‚Neutralen‘ mehr geben“, sagte er. „Wir haben gesiegt! Mehr als sechzig Delegierte sind von der Front angekommen, mit Zusicherungen der Hilfe von sämtlichen Armeen, ausgenommen die Truppen von der rumänischen Front, von denen wir bisher keine Nachricht haben. Die Armeekomitees haben alle Nachrichten aus Petrograd aufgehalten, wir haben jedoch jetzt einen regelmäßigen Verbindungsdienst eingerichtet...“
Unten im vorderen Saal kam gerade Kamenew herein, todmüde von der nächtlichen Konferenz für die Bildung einer neuen Regierung, aber froh.
„Die Sozialrevolutionäre sind schon geneigt, uns in die neue Regierung hereinzunehmen“, erzählte er. „Die Rechten schrecken die Revolutionstribunale, sie verlangen, daß wir dieselben auflösen sollen, bevor man weitergehe...Wir haben den Vorschlag des Wikshel, eine einheitliche sozialistische Regierung zu bilden, angenommen, und sie arbeiten jetzt in dieser Richtung. Sie sehen, das alles ist das Ergebnis unseres Sieges. Wären wir unterlegen, so würden sie um keinen Preis etwas von uns wissen wollen; jetzt sind alle in irgendeiner Hinsicht für die Verständigung mit den Sowjets ... Was wir brauchen, ist ein wirklich entscheidender Sieg. Kerenski möchte einen Waffenstillstand, er wird sich ergeben müssen ...“ [2*]
So war die Stimmung der bolschewistischen Führer. [3] Einem ausländischen Journalisten, der Trotzki fragte, was er der Welt mitzuteilen habe, erwiderte Trotzki: „Die einzig mögliche Feststellung ist in diesem Moment die, die wir durch den Mund unserer Geschütze machen!“
Die Siegerstimmung war jedoch nicht ohne eine Unterströmung ernsthafter Besorgnis, verursacht durch die Frage der Finanzen. Anstatt die Banken den Befehlen des Revolutionären Militärkomitees gemäß zu öffnen, hatte der Verband der Bankangestellten eine Versammlung abgehalten und den Streik proklamiert. Der Smolny hatte von der Staatsbank die Auszahlung von fünfunddreißig Millionen Rubel gefordert, der Kassierer hatte rundweg abgelehnt und zahlte Geld nur an die Vertreter der Provisorischen Regierung aus. Die Staatsbank war eine gefährliche politische Waffe in den Händen der Reaktionäre; als zum Beispiel der Wikshel Geld verlangte, um den Angestellten der Staatsbahnen die Gehälter auszuzahlen, wurde ihm bedeutet, daß er sich an den Smolny wenden solle ...
Ich war in der Staatsbank, um den neuen Kommissar zu sehen, einen rothaarigen ukrainischen Bolschewik, Petrowitsch mit Namen. Er gab sich die größte Mühe, Ordnung in das Chaos zu bringen, das die streikenden Beamten hinterlassen hatten. In sämtlichen Büros des riesigen Gebäudes saßen Freiwillige, Arbeiter, Soldaten und Matrosen, schwitzend, die Zunge vorstreckend vor Anstrengung, bemüht, sich in den großen Hauptbüchern zurechtzufinden ...
Das Dumagebäude war überfüllt. Es gab noch vereinzelte Ausfälle gegen die neue Regierung, aber sie waren selten. Das Zentrale Bodenkomitee hatte einen Aufruf an die Bauern gerichtet mit der Aufforderung, das von dem Sowjetkongreß beschlossene Landdekret nicht anzuerkennen, weil es Verwirrung und Bürgerkrieg zur Folge haben würde. Der Bürgermeister Schrejder prophezeite, daß infolge des bolschewistischen Aufruhrs die Wahlen zur Konstituierenden Versammlung auf unabsehbare Zeit vertagt werden müßten.
Zwei Fragen waren es, die hier alle Köpfe beherrschten, erschreckt durch die Wildheit des Bürgerkrieges: 1. Einhalt dem Blutvergießen [3*], 2. Bildung einer neuen Regierung. Von der „Vernichtung der Bolschewiki“ war überhaupt nicht mehr die Rede und sehr wenig von ihrem Ausschluß bei der Bildung der Regierung, abgesehen von den Volkssozialisten und den Bauernsowjets. Sogar das Zentrale Armeekomitee beim Stab, der erbittertste Gegner des Smolny, telefonierte aus Mogiljow:
„Falls für die Bildung einer neuen Regierung eine Verständigung mit den Bolschewiki notwendig, sind wir einverstanden, sie als Minderheit in die Regierung aufzunehmen.“
Die Prawda druckte, mit einem ironischen Hinweis auf Kerenskis „Menschlichkeit“, dessen Telegramm an das Komitee zur Rettung des Vaterlandes und der Revolution ab:
„In Übereinstimmung mit den Vorschlägen des Komitees zur Rettung des Vaterlandes und der Revolution und aller um dasselbe gruppierten demokratischen Organisationen habe ich die militärischen Aktionen gegen die Rebellen eingestellt. Ein Delegierter des Komitees wurde abgeschickt, damit er Verhandlungen eröffnet. Trefft alle Maßnahmen, um zweckloses Blutvergießen zu vermeiden.“
Der Wikshel schickte ein Telegramm durch ganz Rußland:
„Die Konferenz des Verbandes der Eisenbahner, an der von beiden gegnerischen Parteien Vertreter teilnehmen, die die Notwendigkeit einer Verständigung einsehen, protestiert energisch gegen die Anwendung des politischen Terrors im Bürgerkrieg, im besonderen zwischen verschiedenen Parteien der revolutionären Demokratie, und sie erklärt, daß der politische Terror, gleichgültig in welcher Form, im Widerspruch steht zu dem Gedanken der Verhandlungen über die Bildung einer neuen Regierung ...“
Von der Konferenz wurden Delegierte an die Front nach Gattschina geschickt. In der Konferenz selbst schien die endgültige Regelung aller Dinge sicher. Es war beschlossen worden, einen Provisorischen Rat der Volksbeauftragten zu wählen, der sich aus etwa vierhundert Mitgliedern zusammensetzen sollte, von denen fünfundsiebzig auf den Smolny, fünfundsiebzig auf das alte Zentralexekutivkomitee und der Rest auf die Stadtdumas, die Gewerkschaften, die Bodenkomitees und politischen Parteien entfallen sollten. Tschernow war als der neue Ministerpräsident genannt. Lenin und Trotzki sollten, so gingen die Gerüchte, ausgeschlossen sein ...
Gegen Mittag war ich wieder am Smolny. Ich sprach den Führer eines Sanitätsautos, der zur revolutionären Front fuhr. Ob er mich mitnehmen könnte? Selbstverständlich! Er war ein Freiwilliger, ein Student, und während wir in schnellem Tempo die Straße entlangrollten, schrie er mir von Zeit zu Zeit in scheußlichem Deutsch etwas über die Schulter zu: „Also gut! Wir nach die Kasernen zu essen gehen!“ Ich begriff schließlich, daß in einigen Kasernen Frühstück ausgegeben wurde.
In der Kirotschnaja bogen wir in einen Von Militärgebäuden umgebenen riesigen Hof. Über eine dunkle Treppe gelangte man in einen niedrigen, von einem einzigen Fenster erleuchteten Raum. Dort saßen an einem langen Holztisch gegen zwanzig Soldaten, die unter lautem Schwatzen und vielem Gelächter mit hölzernen Löffeln aus einem großen zinnenen Waschtrog Schtschi (Kohlsuppe) aßen.
„Wir grüßen das Bataillonskomitee des 6. Reserve-Pionierbataillons!“ rief mein Begleiter und stellte mich als einen amerikanischen Sozialisten vor. Alle erhoben sich, mir die Hand zu drücken, und einer umarmte und küßte mich herzlich. Man besorgte mir einen Holzlöffel, und ich nahm am Tische Platz. Bald kam ein neuer Kessel mit Kascha, ein riesiger Laib Schwarzbrot und natürlich der unvermeidliche Tee. Ich wurde mit Fragen über Amerika bestürmt: Ob es wahr sei, daß in diesem freien Lande Leute ihre Stimmen für Geld verkauften? Wenn das so sei, wie setzten die Menschen dann ihre eigenen Wünsche durch? Was ist das mit dem „Tammany“ [4]? Traf es zu, daß in dem freien Amerika eine Handvoll Leute eine ganze Stadt beherrschen und zu ihrem Vorteil ausbeuten konnte? Warum das Volk dies dulde? In Rußland wäre derartiges nicht einmal unter dem Zaren möglich gewesen. Bestechung hat es hier wohl immer gegeben; aber eine ganze Stadt zu kaufen – und das in einem freien Lande! Ob denn die Menschen gar kein revolutionäres Fühlen hätten? Ich gab mir Mühe, ihnen klarzumachen, daß man bei uns im Lande bemüht sei, diese Dinge auf legalem Wege zu ändern.
„Natürlich“, nickte ein junger Unteroffizier, der Baklanow gerufen wurde und französisch sprach. „Aber Sie haben bei sich doch eine hochentwickelte Kapitalistenklasse. Sind da nicht auch die Parlamente und die Gerichte in der Hand der Kapitalisten? Wie kann das Volk hoffen, auch nur das geringste auf legalem Weg ändern zu können? Ich will mich ja gern überzeugen lassen, denn ich kenne ja Ihr Land nicht; bis jetzt aber ist mir dies alles unverständlich.“
Als ich ihnen sagte, daß ich nach Zarskoje Selo wollte, erklärte Baklanow plötzlich, daß er mitgehen würde. „Ich auch, ich auch“, schallte es in der ganzen Runde, und alle beschlossen, sofort nach Zarskoje zu gehen.
Indem klopfte es, und in der sich öffnenden Tür wurde die Gestalt des Obersten sichtbar. Niemand erhob sich, aber alle grüßten freundlich. „Ist es erlaubt, einzutreten?“ – „Prossim! Prossim!“ (Bitte! Bitte!) antworteten die Soldaten herzlich. Er trat ein, eine hochgewachsene, vornehme Erscheinung in einem goldbetreßten Ziegenfellmantel. „Wenn ich nicht irre, sprachen Sie eben davon, nach Zarskoje zu gehen, Genossen“, sagte er. „Dürfte ich mich Ihnen wohl anschließen?“
Baklanow überlegte. „Ich glaube nicht, daß es hier heute etwas zu tun geben wird“, antwortete er. „Gewiß, Genosse, Sie sind willkommen.“ Der Oberst dankte und nahm Platz, sich ein Glas Tee eingießend.
Mit leiser Stimme, um den Oberst nicht zu verletzen, erklärte mir Baklanow:
„Ich bin der Vorsitzende des Komitees. Die Führung des Bataillons liegt vollständig in unseren Händen. Bei militärischen Aktionen hat der Oberst das Kommando in unserem Auftrag, und dann ist seinen Befehlen nachzukommen; aber er ist uns verantwortlich. In der Kaserne darf er ohne unsere Erlaubnis nichts unternehmen. Man könnte ihn unsern Exekutivoffizier nennen.“
Wir erhielten Waffen: Revolver und Gewehre – „es könnte sein, daß wir einige Kosaken treffen, und da ist es immerhin besser“ –, und dann kletterten wir alle in das Sanitätsauto, nahmen drei mächtige Bündel Zeitungen für die Front mit und ratterten den Litejny- und den Sagorodny-Prospekt hinunter. Neben mir saß ein Jüngling mit den Achselstücken eines Leutnants, der sämtliche europäische Sprachen mit der gleichen Fertigkeit zu sprechen schien. Er war Mitglied des Bataillonskomitees. „
Ich bin kein Bolschewik“, versicherte er mir mit Nachdruck. „Ich stamme aus einer sehr alten adligen Familie. Meiner politischen Überzeugung nach könnte man mich zu den Kadetten rechnen...“
„Aber wieso —?“ begann ich verblüfft.
„Ich gehöre allerdings dem Komitee an. Ich mache aus meiner politischen Überzeugung kein Hehl, aber die anderen machen sich nichts daraus, weil sie wissen, daß ich mich dem Willen der Mehrheit füge ... Ich habe es jedoch abgelehnt, an dem gegenwärtigen Bürgerkrieg irgendwie aktiv teilzunehmen, ich mag gegen meine russischen Brüder nicht kämpfen ...“
„Provokateur! Kornilowmann!“ riefen ihm die anderen mit lustigem Spott zu, ihm auf die Schulter klopfend.
Durch die steinernen Bögen des Moskauer Tores mit seinen goldenen Schriftzeichen, gewichtigen kaiserlichen Adlern und den Namen aller früheren Zaren ging es in flotter Fahrt die weite, schnurgerade, im ersten Schneefall grau daliegende Hauptchaussee entlang. Sie war voller Rotgardisten, die zu Fuß der Front zustolperten, schreiend und singend. Andere kamen von dort, blaß und kotbespritzt. Die meisten von ihnen schienen noch Knaben zu sein. Frauen mit Spaten, einige mit Gewehren und Patronengürteln, andere das Rote-Kreuz-Abzeichen am Arm – die gebeugten, von Arbeitsqual zermürbten Frauen aus den Proletariervierteln! Hin und wieder im Gleichschritt marschierende Soldatentrupps, die mit gutmütigem Spott den Rotgardisten Platz machten. Grimmig dreinschauende Matrosen und dazwischen Kinder mit großen Bündeln, die ihren Vätern und Müttern das Essen zur Front brachten. All diese kamen und gingen und stampften durch den Schneematsch, der das Kopfsteinpflaster der Straße zentimeterhoch bedeckte. Wir passierten Geschütze, die mit ihren Munitionskarren südwärts polterten, Lastwagen voller Bewaffneter, Krankenautos mit Verwundeten, die aus der Richtung des Schlachtfeldes kamen, und einmal einen langsam und knarrend dahinziehenden Bauernwagen, in dem ein bleicher Knabe lag, der einen Bauchschuß erhalten hatte und ununterbrochen schrie. Rechts und links in den Feldern arbeitende Frauen und alte Männer, die Schützengräben aushoben und Drahtverhaue errichteten.
Hinter uns, gegen Norden, zerstoben die Wolken. Fahl drang die Sonne durch, und jenseits des flachen und sumpfigen Geländes erglänzte Petrograd. Rechts weiße, vergoldete und buntfarbene Kuppeln und Türme, links hochragende, teilweise schwarzen Rauch ausstoßende Schornsteine und darüber hinaus, am fernen Horizont, Finnland. Zu beiden Seiten unseres Weges waren Kirchen und Klöster. Dann und wann sahen wir einen Mönch, der in tiefem Schweigen der proletarischen Armee nachschaute.
In Pulkowo teilte sich der Weg, und wir hielten dort inmitten einer riesigen Menschenmenge, die aus drei Richtungen immer neuen Zuzug erhielt; Freunde sahen sich wieder, aufgeregt, einander beglückwünschend und Einzelheiten aus der Schlacht erzählend. Eine Reihe Häuser an den Querstraßen trugen arge Spuren der Schießerei, und der Erdboden war in weitem Umkreis zertrampelt. Ein wilder Kampf hatte hier gewütet ... In der Nähe irrten reiterlose Kosakenpferde hungrig umher, denn das Gras der Ebene war seit langem verdorrt. Rechts vor uns versuchte ein Rotgardist eines dieser Pferde zu reiten, wurde aber, zum großen Vergnügen der zuschauenden Menge, immer wieder abgeworfen.
Der linke Weg, die Rückzugsstraße der fliehenden Kosakenreste, führte auf einen kleinen Hügel zu einem Dörfchen, von dem aus man einen herrlichen Ausblick auf die ungeheure Ebene hatte, die grau, einer unbewegten Wasserfläche gleich, dalag. Weit hinten links sah man den kleinen Hügel von Krasnoje Selo, das Paradefeld des Sommerlagers der kaiserlichen Garde. In der Mitte unterbrachen die flache Eintönigkeit einige ummauerte Klöster, vereinzelte Fabriken und eine Anzahl großer Gebäude inmitten ungepflegter Gärten – Asyle und Waisenhäuser ...
„Hier“, sagte plötzlich der Fahrer, als wir einen kahlen Hügel passierten, „hier war es, wo Wera Sluzkaja der Tod ereilte. – Ja, das bolschewistische Dumamitglied. Heute in aller Frühe ist es geschehen. Sie war in einem Automobil, mit Salkind und einem anderen Mann. Es war Waffenruhe, und sie wollten zu den Schützengräben an der Front. Sie plauderten und lachten, als plötzlich von dem Panzerzuge aus, in dem sich Kerenski selber befand, das Automobil bemerkt und eine Granate abgefeuert wurde. Die Granate traf Wera Sluzkaja und tötete sie...“
So kamen wir nach Zarskoje, das von Helden der proletarischen Armee wimmelte, die stolz ihre Siegesfreude zur Schau trugen. Im Palast, den inzwischen der Sowjet bezogen hatte, herrschte geschäftiges Treiben. Rotgardisten und Matrosen bevölkerten die Höfe, Wachen standen an den Toren, und ein Strom von Kurieren und Kommissaren drängte hinein und heraus. Im Sowjetsaal war ein Samowar aufgestellt, und fünfzig oder noch mehr Arbeiter, Soldaten, Matrosen und Offiziere standen dort, Tee trinkend und laut miteinander redend. In einer Ecke versuchten zwei Arbeiter, mit ungelenken Händen einen Vervielfältigungsapparat in Betrieb zu setzen. Am Tisch in der Mitte des Saales beugte sich der hochaufgeschossene Dybenko über eine Karte, mit roten und blauen Stiften die Stellungen der Truppen einzeichnend. In seiner freien Hand hielt er, wie gewöhnlich, einen riesigen Revolver. Gleich darauf setzte er sich an eine Schreibmaschine und begann, mit einem Finger zu tippen. Alle Augenblicke hielt er inne, um in verliebter Weise mit seinem Revolver zu spielen.
An der Wand stand ein Diwan, auf dem ein junger Arbeiter lag. Über ihn beugten sich zwei Rotgardisten, sonst schien niemand auf ihn zu achten. Er hatte einen Brustschuß, und aus der Wunde brach mit jedem Herzschlag ein Strom frischen Blutes hervor. Seine Augen waren geschlossen, sein junges, bärtiges Gesicht war grünlich-weiß. Noch atmete er, kaum merklich und langsam, dabei ununterbrochen flüsternd: „Mir budet! Mir budet!“ (Der Friede kommt! Der Friede kommt!)
Dybenko blickte auf, als wir hereintraten. „Ah“, sagte er zu Baklanow. „Genosse, würden Sie bitte zum Kommandanten gehen und dessen Posten übernehmen? Warten Sie, ich werde ihnen ein Beglaubigungsschreiben mitgeben.“ Er ging an die Schreibmaschine und tippte mühselig, Buchstabe für Buchstabe.
Der neugebackene Kommandant von Zarskoje Selo und ich gingen zum Jekaterinapalast, Baklanow sehr aufgeregt und wichtig. In dem mir schon bekannten vornehmen weißen Saal stöberten einige Rotgardisten neugierig herum, in der Nähe des Fensters sah ich meinen alten Bekannten, den Oberst, der nervös seinen Schnurrbart kaute. Er begrüßte mich wie einen verschollenen Bruder. An einem Tisch, in der Nähe der Tür, saß der Franzose aus Bessarabien. Die Bolschewiki hatten ihm befohlen, zu bleiben und seine Arbeit fortzusetzen.
„Was sollte ich tun?“ flüsterte er. „Leute wie ich können in einem solchen Krieg weder auf der einen noch auf der anderen Seite kämpfen, wenn wir auch instinktiv die Diktatur des Pöbels verabscheuen ...Wenn ich nur nicht so fern von meiner Mutter wäre, die in Bessarabien geblieben ist!“
Baklanow übernahm von dem Kommandanten formell das Büro. „Hier sind die Schlüssel zum Pult“, sagte der Oberst nervös.
Ein Rotgardist unterbrach ihn. „Wo ist das Geld?“ fragte er rauh. Der Oberst schien überrascht. „Geld? Geld? Ach, Sie meinen die Kasse. Hier ist sie. Genau so, wie ich sie vorfand, als ich sie vor drei Tagen übernahm. – Schlüssel?“ Der Oberst zuckte die Schultern. „Ich habe keine Schlüssel.“
Der Rotgardist lachte spöttisch. „Sehr bequem“, sagte er.
„Wir wollen die Kasse aufmachen“, schlug Baklanow vor. „Bring eine Axt! Hier ist ein amerikanischer Genosse. Laß ihn die Kasse aufschlagen, und er soll dann niederschreiben, was er vorfand.“
Ich schlug zu. Die Kasse war leer. „Verhaften“, tobte der Rotgardist. „Er ist ein Kerenskimann. Er hat das Geld gestohlen und es Kerenski gegeben.“
Baklanow wehrte ab. „Ach nein“, sagte er. „Er ist unschuldig. Es waren die Kornilowleute, die vor ihm da waren.“
„Teufel!“ schrie der Rotgardist. „Er ist ein Kerenskimann, sage ich euch. Wenn du ihn nicht verhaften willst, werden wir es tun. Wir werden ihn nach Petrograd mitnehmen und in die Peter-Pauls-Festung stecken, wo er hingehört!“ Die andren Rotgardisten brüllten Beifall. Ein kläglicher Blick des Obersten traf uns, als er abgeführt wurde ...
Unten stand vor dem Sowjetpalast ein Lastauto, im Begriff, zur Front abzufahren. Ein halbes Dutzend Rotgardisten, einige Matrosen und ein oder zwei Soldaten, unter dem Kommando eines hochgewachsenen Arbeiters, kletterten hinauf und riefen mir zu, mit ihnen zu fahren. Rotgardisten, schwerbepackt, mit einer Last kleiner, gerippter eisener Handgranaten, schwankten heran und warfen die Handgranaten in das Auto. Die Granaten waren mit Grubit gefüllt, das, wie sie mir sagten, eine zehnmal größere Explosivkraft hat und fünfmal empfindlicher ist als Dynamit. Ein dreizölliges Geschütz wurde geladen und mittels Drähten und Seilen hinten am Auto befestigt.
Wir fuhren los, in schnellstem Tempo natürlich. Der schwere Wagen schaukelte hin und her. Das Geschütz hinter uns tanzte abwechselnd auf dem einen und dem anderen Rad. Die Grubitgranaten rollten von rechts nach links und von vorn nach hinten, über unsere Füße und sprangen krachend an den Wänden des Wagens empor.
Der lange Rotgardist, der sich Wladimir Nikolajewitsch nannte, bestürmte mich mit Fragen über Amerika. „Warum ist Amerika in den Krieg eingetreten? Sind die amerikanischen Arbeiter bereit, die Kapitalisten zu stürzen? Wie ist gegenwärtig die Situation in der Angelegenheit Mooney [5]? Wird Berkman [6] nach San Franzisko ausgeliefert werden?“ und viele andere noch, die zu beantworten nicht leicht war. Um den Lärm des Autos zu übertönen, mußten wir laut schreien, während wir uns aneinander festhielten und mit den hin- und herrollenden Granaten um die Wette tanzten.
Von Zeit zu Zeit versuchte eine Patrouille uns anzuhalten. Soldaten stellten sich uns in den Weg, mit erhobenem Gewehr und schreiend: „Stoi! Stoi!“ (Halt! Halt!)
Wir ließen sie schreien. „Der Teufel soll euch holen!“ schimpften die Rotgardisten. „Wir halten nicht für all und jeden! Wir sind Rotgardisten!“ Und weiter donnerten wir, während mir Wladimir Nikolajewitsch, mit seiner ganzen Lungenkraft schreiend, seine Ansichten über die Internationalisierung des Panamakanals und ähnliche Dinge entwickelte.
Nach zirka acht Kilometer Fahrt sahen wir einen uns entgegenkommenden Trupp Matrosen und fuhren langsamer.
„Wo ist die Front, Brüder?“
Der an der Spitze marschierende Matrose blieb stehen und kratzte sich den Kopf. „Heute morgen“, sagte er, „war sie etwa einen halben Kilometer weiter die Straße hinunter. Aber jetzt ist das verfluchte Ding sonstwo. Wir sind marschiert und marschiert und können die Front nicht finden.“
Sie kletterten zu uns in den Wagen, und wir setzten unseren Weg fort. Etwa einen Kilometer weiter spitzte Wladimir Nikolajewitsch die Ohren und rief dem Chauffeur zu, zu halten.
„Es wird geschossen!“ sagte er. „Hört ihr?“ Einen Moment Totenstille, und dann etwas weiter nach vorn und linker Hand von uns in schneller Folge drei Schüsse. Der Weg war hier von dichtem Gehölz eingefaßt. Aufgeregt fuhren wir langsam weiter, nur im Flüsterton sprechend, bis unser Auto in der Nähe der Stelle anlangte, von wo das Schießen gekommen war. Herunterspringend, verteilten wir uns, die Gewehre schußbereit, und drangen in das Gehölz ein. Inzwischen banden zwei Genossen die Kanone los und brachten sie, so gut es ging, in unsere Richtung in Stellung.
Im Walde war Totenstille. Die Bäume waren kahl, und ihre Stämme erglänzten fahl im Widerschein der untergehenden Herbstsonne. Nichts regte sich, nur der gefrorene Boden knirschte unter unseren Füßen. War es ein Hinterhalt?
Unruhig gingen wir weiter, bis der Wald sich lichtete, und blieben stehen. Vor uns auf einer Lichtung saßen drei Soldaten um ein Feuer, in voller Sorglosigkeit.
Wladimir Nikolajewitsch ging auf sie zu. „Guten Tag, Genossen!“ grüßte er. Die Kanone hinter ihm, die zwanzig Gewehre und der Lastwagen voller Grubitgranaten – all das schien an einem Haar zu hängen. Die Soldaten sprangen auf.
„Was bedeutete das Schießen hier eben?“
Einer der Soldaten antwortete, wieder beruhigt: „Nichts weiter, wir haben nur eben ein paar Kaninchen geschossen ...“
Wir ratterten weiter, nach Romanowo zu. An der ersten Wegkreuzung stellten sich uns zwei Soldaten mit erhobenen Gewehren entgegen. Wir fuhren langsamer und hielten.
„Eure Ausweise, Genossen!“
Die Rotgardisten erhoben ein wildes Geschrei. „Wir sind Rotgardisten. Wir brauchen keine Ausweise ... Weiter! Laßt sie schreien!“
Einer der Matrosen widersprach jedoch. „Das ist nicht richtig, Genossen. Wir müssen revolutionäre Disziplin halten. Stellt euch vor, Konterrevolutionäre kämen hier in einem Auto dahergefahren und erklärten einfach, sie brauchten keine Ausweise.- Die Genossen kennen euch doch nicht.“
Eine Debatte entspann sich, und einer nach dem anderen traten die Matrosen und Soldaten der Auffassung des Matrosen bei, der zuerst gesprochen hatte. Zu guter Letzt holten auch die Rotgardisten ihre schmuddligen „Bumagi“ (Papiere) hervor. Alle waren sie von gleichem Aussehen, bis auf meinen, den ich vom revolutionären Stab im Smolny hatte. Die Posten erklärten mir, daß ich mit ihnen gehen müsse. Die Rotgardisten widersprachen lebhaft, aber der schon erwähnte Matrose nahm noch einmal das Wort: „Ich weiß, daß dieser Genosse gut und zuverlässig ist“, sagte er, „aber die Befehle des Komitees müssen unbedingt respektiert werden. Das eben ist revolutionäre Disziplin!“
Um den Streit zu beenden, kletterte ich schließlich von dem Wagen hinunter. Er fuhr weiter, und die Genossen winkten mir zu, bis ich sie nicht mehr sehen konnte. Die Soldaten berieten eine Weile miteinander und führten mich dann zu einer Mauer, an die sie mich stellten – und plötzlich begriff ich: Sie wollten mich erschießen!
In allen drei Richtungen war kein Mensch zu sehen. Nur ein dünner Rauchfaden, der von dem Schornstein eines alleinstehenden Holzhauses aufstieg, zeugte von Lebewesen. Es mochte ein halber Kilometer bis dahin sein, den Weg hinunter. Die beiden Soldaten gingen ein Stück in den Weg hinein. Ich lief verzweifelt hinter ihnen her.
„Aber Genossen! Seht doch! Hier ist der Stempel des Revolutionären Militärkomitees!“
Sie starrten dumm auf meinen Ausweis und blickten dann einander an.
„Er ist nicht wie die anderen, Bruder“, sagte der eine eigensinnig. „Wir können nicht lesen.“
Ich nahm ihn beim Arm. „Kommt“, sagte ich. „Laßt uns dort nach dem Hause gehen. Da ist sicher jemand, der lesen kann.“ Sie zögerten. „Nein“, sagte der eine. Der andere musterte mich. „Warum nicht? Es ist immerhin eine große Sünde, einen unschuldigen Menschen zu töten.“
Wir gingen nach dem Hause und klopften an die Tür. Eine kleine untersetzte Frau öffnete und schreckte entsetzt zurück, stammelnd: „Ich kann ihnen gar nichts sagen.“ Einer meiner Wächter hielt ihr meinen Ausweis unter die Nase. Sie kreischte. „Sie sollen nur lesen, Genossin.“ Zögernd nahm sie das Papier und las dann laut und fließend:
„Der Inhaber dieses Ausweises, John Reed, ist ein Internationalist und ein Vertreter der amerikanischen Sozialdemokratie.“
Nachdem wir wieder draußen waren, hielten die Soldaten eine neue Beratung ab.
„Wir müssen Sie zum Regimentskomitee bringen“, erklärten sie mir. Wir stampften in der schnell sinkenden Dämmerung den schmutzigen Weg entlang. Verschiedene Male begegneten uns Soldatentrupps, die stehenblieben und mich drohend umringten, meinen Ausweis von Hand zu Hand reichend und heftig streitend, ob ich erschossen werden müsse oder nicht.
Es war schon finster, als wir die Kaserne des 2. Zarskoselski-Schützenregiment erreichten, niedrige, langgestreckte Gebäude, die eng aneinandergedrängt längs der Hauptstraße standen. Am Eingang wieder Soldaten, in nachlässiger Haltung, die meine Wächter mit Fragen bestürmten. „Ein Spion? Ein Provokateur?“ Wir stiegen eine Wendeltreppe hinauf und kamen an einen großen kahlen Raum, mit einem riesigen Ofen in der Mitte und Reihen von Lagerstätten am Boden, wo gegen tausend Soldaten Karten spielten, sangen, plauderten oder schliefen. Im Dache war ein mächtiges Loch, das von einer kerenskischen Granate herrührte.
Ich blieb am Eingang stehen. Durch die Gruppe lief ein plötzliches Schweigen. Alles wandte sich nach uns um und starrte mich an. Dann begannen die Soldaten auf uns einzudringen, langsam erst, dann immer schneller, schreiend, mit haßerfüllten Gesichtern. „Halt, halt, Genossen!“ schrie einer meiner Wärter. „Das Komitee! Das Komitee!“ Die Menge stand, mich umringend, murrend. Ein hagerer junger Mensch, mit einer roten Armbinde, drängte sich vor.
„Wer ist das?“ fragte er rauh. Die Wächter erstatteten ihm Bericht. „Geben Sie mir den Ausweis!“ Er las ihn aufmerksam, mich mit durchdringendem Blick musternd. Dann flog ein Lächeln über sein Gesicht, und er gab mir meinen Ausweis zurück. „Genossen! Dies ist ein amerikanischer Genosse!“ Und zu mir gewendet: „Ich bin der Vorsitzende des Komitees. Ich heiße Sie in unserem Regiment willkommen..“ Bei den Soldaten erst ein erstauntes Gemurmel, das rasch zu herzlichen Begrüßungen anwuchs. Alle drängten vorwärts, mir die Hand zu drücken.
„Sie haben sicher noch nicht gegessen? Wir sind hier schon fertig. Aber Sie können in den Offiziersklub gehen. Da sind auch Leute, die ihre Sprache sprechen.“
Er führte mich über den Hof zum Eingang eines anderen Gebäudes. Ein vornehm auftretender junger Mensch, den Achselstücken nach ein Leutnant, ging gerade nach oben. Der Vorsitzende stellte mich vor, und sich mit einem Händedruck verabschiedend, ging er wieder zurück.
„Stepan Georgijewitsch Morowski, zu ihren Diensten“, sagte der Leutnant in tadellosem Französisch. Von der reichgeschmückten Vorhalle führte eine von funkelnden Kronleuchtern erleuchtete Treppe nach oben .In der zweiten Etage Billard- und Kartensäle, eine Bibliothek.
Wir betraten den Speisesaal, wo an einem in der Mitte stehenden Tisch gegen zwanzig Offiziere saßen, in Galauniform, mit gold- und silberknaufigen Degen und mit den Bändern und Kreuzen ihrer kaiserlichen Orden geschmückt. Alle erhoben sich höflich, als ich eintrat, und mir wurde ein Platz neben dem Obersten offeriert. Gewandte Burschen servierten das Essen. Die Atmosphäre unterschied sich in nichts von der eines beliebigen europäischen Offizierskasinos. Wo war hier die Revolution?
„Sie sind keine Bolschewiki?“ fragte ich Morowski.
Ein Lächeln lief durch die Runde; aber ich sah auch einen oder zwei einen flüchtigen Blick auf die Ordonnanzen werfen.
„Nein“, erwiderte mein Freund. „Im Regiment ist nur ein bolschewistischer Offizier, und der ist heute abend in Petrograd. Der Oberst ist Menschewik, der Hauptmann Cherlow gehört der Kadettenpartei an, und ich selber gehöre zu den rechten Sozialrevolutionären. Die Offiziere der Armee sind wohl meist keine Bolschewiki; aber sie sind überzeugte Demokraten, und sie halten es für ihre Pflicht, den Soldatenmassen zu folgen.“
Nach dem Essen wurde eine Karte hereingebracht, die der Oberst auf dem Tisch ausbreitete. Alles drängte sich heran, um zu sehen.
„Hier“, sagte der Oberst, auf eine Bleistiftlinie weisend, „befanden sich unsere Stellungen heute morgen. Wladimir Kirillowitsch, wo ist jetzt Ihre Kompanie?“
Hauptmann Cherlow zeigte: „Wir haben laut Befehl die Stellungen längs dieses Weges bezogen. Karsawin hat mich um fünf Uhr abgelöst.“
In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und der Vorsitzende des Regimentskomitees und ein anderer Soldat traten ein. Sie gesellten sich zu der Gruppe hinter dem Obersten und betrachteten die Karte.
„Gut!“ sagte der Oberst. „Die Kosaken haben sich in unserem Abschnitt um zehn Kilometer zurückgezogen. Ein weiteres Vorrücken scheint mir in diesem Moment nicht nötig. Meine Herren, halten Sie heute nacht die gegenwärtige Linie und befestigen sie die Stellung mittels ...“
„Wenn ich bitten darf“, unterbrach hier der Vorsitzende des Regimentskomitees. „Die Befehle lauten: ‚Im schnellstmöglichen Tempo vorrücken, die Kosaken morgen in aller Frühe nördlich von Gattschina angreifen, sie vernichtend schlagen.‘ Bitte, treffen Sie die entsprechenden Maßregeln.“
Ein kurzes Schweigen folgte. Der Oberst wandte sich von neuem der Karte zu. „Sehr gut“, sagte er in verändertem Tonfall. „Stepan Georgijewitsch, wollen Sie bitte ...“ Und rasch einige blaue Linien zeichnend, gab er seine Befehle, während ein Unteroffizier stenografierte. Der Unteroffizier ging dann hinaus, um zehn Minuten später eine maschinenschriftliche Ausfertigung des Befehls nebst einer Kopie hereinzubringen. Der Vorsitzende des Komitees studierte die Karte anhand der Kopie des Befehls.
„In Ordnung“, sagte er, sich erhebend. Er faltete die Kopie zusammen und steckte sie in die Tasche. Dann unterzeichnete er den Befehl, holte aus seiner Tasche einen Stempel, drückte ihn neben die Unterschrift und überreichte den Befehl dem Obersten.
Hier fühlte ich wieder die Revolution.
Mit dem Auto des Regimentsstabes kehrte ich nach Zarskoje in den Sowjetpalast zurück. Immer noch strömten Arbeiter, Soldaten und Matrosen hinein und heraus, immer noch das Gewimmel von Lastautos, Panzerwagen, eine Kanone vor der Tür und der frohe Lärm des ungewohnten Sieges. Ein halbes Dutzend Rotgardisten drängte sich durch die Menge, in ihrer Mitte ein Priester. Das sei Vater Iwan, sagten sie, der die Kosaken bei ihrem Einmarsch in die Stadt gesegnet habe. Später hörte ich, daß man ihn erschossen hat. [4*] Eben kam Dybenko heraus, nach allen Seiten rasch Befehle erteilend. In der Hand hielt er seinen großen Revolver. Ein Automobil stand da, mit ratterndem Motor. Dybenko schwang sich auf den hinteren Sitz, ohne Begleitung, und sauste davon – nach Gattschina, um Kerenski einen Schlag zu versetzen.
Gegen abend hatte er die Stadtgrenze erreicht und ging zu Fuß weiter. Was er mit den Kosaken besprochen hat, weiß niemand. Tatsache aber ist, daß der General Krasnow mit seinem Stabe und einige tausend Kosaken die Waffen streckte und Kerenski den Rat gab, dasselbe zu tun. [5*]
Hier die Aussage des Generals Krasnow am Morgen des 14. November in bezug auf Kerenski:
„Gattschina, 14. November 1917.
Heute morgen gegen 3 Uhr wurde ich zum Obersten Befehlshaber (Kerenski) beordert. Er war äußerst aufgeregt und nervös. ‚General‘, sagte er mir,,Sie haben mich verraten. Ihre Kosaken erklären kategorisch, daß sie mich verhaften und an die Matrosen ausliefern wollen.‘
‚Jawohl‘, antwortete ich, ‚davon ist tatsächlich die Rede, und mir ist auch bekannt, daß sie nirgendwo Freunde haben.‘
‚Aber die Offiziere sagen dasselbe.‘
‚Stimmt, gerade die Offiziere sind mit ihnen besonders unzufrieden.‘
‚Was soll ich tun? Mich erschießen?‘
‚Wenn Sie ein Ehrenmann sind, so werden Sie unverzüglich mit einer weißen Fahne nach Petrograd zum Revolutionären Militärkomitee gehen und als Chef der Provisorischen Regierung in Verhandlungen eintreten.‘
‚Gut, ich werde das tun, General.‘
‚Ich werde Ihnen eine Schutzwache mitgeben und einen Matrosen bitten, Sie zu begleiten.‘
‚Nein, nein, nur keinen Matrosen. Es heißt, daß Dybenko hier sein soll. Ist das wahr?‘
‚Dybenko? Ich weiß nicht, wer das ist.‘
‚Mein Feind.‘
‚Da kann man nichts tun. Wenn man einen hohen Einsatz wagt, muß man alle Möglichkeiten nützen.‘
‚Jawohl, ich werde heute nacht gehen!‘
Heute nacht? Das würde als Flucht gedeutet werden. Gehen Sie in aller Ruhe und ganz öffentlich, so daß jeder sehen kann, daß Sie nicht davonlaufen.‘
‚Sie haben recht. Aber Sie müssen mir eine Begleitung geben, auf die ich mich verlassen kann.‘
‚Gut.‘
Ich ging hinaus und rief den Kosaken Russakow vom 10. Don-Regiment. Ich gab ihm Befehl, zehn Kosaken auszusuchen, die den Obersten Befehlshaber begleiten sollten. Eine halbe Stunde später berichteten die Kosaken, Kerenski sei nicht in seinem Quartier, er sei davongelaufen.
Ich alarmierte sofort alles und befahl, nach ihm zu suchen, in der Annahme, daß er Gattschina noch nicht verlassen haben könnte, er wurde jedoch nicht gefunden ...“
So war Kerenski also allein geflohen, allein, als Matrose verkleidet; er verlor auf diese Weise das letzte bißchen Popularität, das ihm unter den russischen Massen geblieben war ...
Zurück nach Petrograd fuhr ich in einem Lastauto, das voller Rotgardisten war. Der Fahrer, ein Arbeiter, hatte mir einen Platz neben sich eingeräumt. Wir hatten kein Leuchtöl, und so fuhr unser Wagen unbeleuchtet. Auf der Chaussee drängten sich die Soldaten der proletarischen Armee, heimwärts marschierende, und herausströmende frische Reserven. Riesige Lastautos, Artilleriekolonnen, Wagen tauchten aus der Nacht auf, gleichfalls ohne Licht. Wir ratterten ungestüm los, mit plötzlichem Ruck bald nach rechts, bald nach links ausweichend, um Zusammenstöße zu vermeiden, unter den wilden Verwünschungen der Fußgänger.
Am Horizont schimmerten die Lichter der Hauptstadt, als wäre die weite, kahle Ebene mit Juwelen übersät.
Der alte Arbeiter am Steuer hielt das Lenkrad nur noch mit einer Hand, während er mit der anderen voll überschwenglicher Freude auf die in der Ferne leuchtende Hauptstadt wies.
„Mein!“ rief er mit glänzenden Augen. „Ganz gehört es jetzt mir! Mein Petrograd!“
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1. Murawjow hatte keine feste politische Überzeugung. Vor seinem Übergang an die Seite des Sowjets war Murawjow Anhänger der Losung „Krieg bis zum siegreichen Ende“. Während des Kornilowputsches lief er zu den linken Sozialrevolutionären über. Später verreit er die Sowjetmacht.
2. Das Komitee für die öffentliche Sicherheit war in den Oktobertagen 1917 das Hauptzentrum der Konterrevolution in Moskau.
3. Am 11. November (29. Oktober) wurde vom Wikshel (Gesamtrussischen Exekutivkomitee des Eisenbahnerverbands) eine Resolution angenommen, die die Bildung einer Regierung aller sozialistischen Parteien forderte. In den Verhandlungen mit dem Wikshel erklärten einige Vertreter der Bolschewiki, vor allem Kamenew und Sokolnikow, mit der Forderung des Wikshel einverstanden, nämlich daß neben den Bolschewiki auch die Parteien der Menschewiki und der Sozialrevolutionare der Regierung angehören sollten. Am 25. (2.) November lehnte das Zentralkomitee ein Abkommen mit diesen Parteien, die sich gegen die Revolution gestellt hatten, ab.
4. „Tammany“ oder „Tammany Hall“ war der Sitz der Führung der Demokratischen Partei in New York und wurde zum Synonym aller möglichen Mißbräuche und kriminellen Verbrechen, da damals zahlreiche Fälle aufgedeckt wurden, wo Führer der Demokraten in New York an Verbrechen beteiligt waren.
5. Tom Mooney war von Beruf Gießer und Funktionär der Arbeiterbewegung in den USA. Ihm wurde vorgeworfen, er hätte während einer Parade in San Francisco am 22. Juli 1916 eine Bombe geworfen. Dafür wurde er zum Tode verurteilt. Aufgrund einer weltweiten Protestkampagne schaltete sich Präsident Wilson ein und wandelte die Todesstrate in lebenslängliche Gefändnishaft um. Obwohl sein Unschuld beweisen war, saß Tom Mooney über zwanzig Jahre im Gefängnis und wurde erst unter der Präsidentscahft von Franklin Roosevelt freigelassen.
6. Alexander Berkman hatte zur Kriegsdienstverweigerung aufgerufen udnwar zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Zuletzt aktualisiert am 15.7.2008