MIA > Deutsch > J. Reed > Zehn Tage
Gegen Ende September 1917 besuchte mich ein ausländischer Professor der Soziologie in Petrograd. Ihm war von Männern der Wirtschaft und von Intellektuellen erzählt worden, daß die Revolution im Abebben sei. Der Herr Professor schrieb darüber einen Artikel und durchreiste dann das Land; er besuchte Fabrikstädte und Dorfgemeinden, wo zu seinem großen Erstaunen die Revolution ihren Schritt eher zu beschleunigen schien. Unter den Lohnarbeitern und der werktätigen Landbevölkerung ertönte immer öfter der Ruf: „Alles Land den Bauern!“ „Alle Fabriken den Arbeitern!“ Wenn der Herr Professor die Front besucht hätte, so hätte erhören können, wie in der ganzen Armee von nichts als dem Frieden die Rede war ...
Der Herr Professor war verwirrt; ohne Grund; beide Beobachtungen waren richtig. Die besitzenden Klassen wurden konservativer, die Volksmassen radikaler.
In den Reihen der Geschäftswelt und in der Intelligenz herrschte allgemein das Gefühl, daß die Revolution weit genug gegangen sei und schon zu lange währe; daß es an der Zeit sei, Ruhe zu schaffen. Dieser Auffassung waren auch die herrschenden „gemäßigten“ sozialistischen Gruppen, die Menschewiki-„Oboronzy“ [1*][1] und Sozialrevolutionäre, die die Provisorische Kerenskiregierung unterstützten.
Am 14. Oktober erklärte das offizielle Organ der „gemäßigten“ Sozialisten [2]:
„Das Drama der Revolution hat zwei Akte: Die Zerstörung der alten Ordnung und die Schaffung der neuen. Der erste Akt hat lange genug gedauert. Jetzt ist es an der Zeit, den zweiten zu beginnen und ihn so schnell als möglich zu Ende zu führen. Von einem großen Revolutionär stammt das Wort: ‚Eilen wir uns Freunde, die Revolution zu beenden. Wer sie zu lange währen läßt, läuft Gefahr, um ihre Früchte zu kommen‘ ...“
Die Arbeiter-, Soldaten- und Bauernmassen waren dagegen der festen Überzeugung, daß der „erste Akt“ noch lange nicht zu Ende gespielt war. An der Front stießen überall Armeekomitees mit den Offizieren zusammen, die sich noch immer nicht gewöhnen konnten, die Soldaten als Menschen zu behandeln; im Hinterland wurden die von den Bauern gewählten Bodenkomitees eingesperrt, wo sie sich unterfingen, die von der Regierung angeordneten Bestimmungen über den Grund und Boden durchzuführen; und die Arbeiter [2*] in der Fabriken mußten einen schweren Kampf gegen schwarze Listen und Aussperrungen führen. Die zurückkehrenden politischen Verbannten wurden als „unerwünschte Bürger“ nicht ins Land hineingelassen, und in manchen Fällen wurden Menschen, die aus dem Auslande in ihre Dörfer zurückkehrten, wegen der im Jahre 1905 begangenen politischen Handlungen verfolgt und eingekerkert.
Auf die mannigfaltige Unzufriedenheit des Volkes hatten die „gemäßigten“ Sozialisten nur eine Antwort: Die Konstituierende Versammlung abzuwarten, die im Dezember zusammentreten sollte. Aber die Massen waren damit nicht zufrieden. Die Konstituierende Versammlung war gut und schön, doch es gab gewisse klar umrissene Dinge, um derentwillen die russische Revolution gemacht worden war, für die die revolutionären Märtyrer, die in den Massengräbern des Marsfeldes lagen, ihr Blut vergossen hatten; diese galt es zu verwirklichen, mit oder ohne Konstituierende Versammlung: Frieden, Land, Kontrolle der Arbeiter über die Industrie. Die Konstituierende Vesammlung war bisher immer wieder vertagt worden – und würde wahrscheinlich noch einmal vertagt werden, so lange vielleicht, bis das Volk ruhig genug geworden war, um auf einen Teil seiner Forderungen zu verzichten. Acht Monate Revolution waren bereits ins Land gegangen, und wenig genug zu sehen ...
Inzwischen begannen die Soldaten, die Friedensfrage auf eigene Faust zu lösen, indem sie einfach desertierten; die Bauern brannten die Gutshäuser nieder und setzten sich in den Besitz der großen Güter; die Arbeiter streikten ... Die Fabrikanten, Gutsbesitzer und Offiziere der Armee setzten ihren ganzen Einfluß ein, um jedes demokratische Zugeständnis zu verhindern ...
Die Politik der Provisorischen Regierung schwankte zwischen wertlosen Reformen und brutaler Unterdrückung. Ein Befehl des sozialistischen Arbeitsministers [3] ordnete an, daß die Arbeiterkomitees fortan nur nach Feierabend zusammentreten dürften. Bei den Truppen an der Front wurden die „Agitatoren“ der oppositionellen politischen Parteien verhaftet, die radikalen Zeitungen verboten und die Todesstrafe gegen revolutionäre Propagandisten angewandt. Versuche wurden unternommen, die Roten Garden zu entwaffnen. Kosaken wurden in die Provinzen geschickt, damit sie dort die Ordnung wiederherstellten ...
Diese Maßnahmen wurden von den „gemäßigten“ Sozialisten und ihren Führern im Ministerium, die die Zusammenarbeit mit den besitzenden Klassen für notwendig hielten, gutgeheißen. Die Volksmassen wandten sich in schnellem Tempo von ihnen ab und gingen zu den Bolschewiki über, die für Frieden, Land für die Kontrolle der Arbeiter über die Industrie und für eine Regierung der Arbeiterklasse waren. Im September 1917 spitzten sich die Dinge zur Krise zu. Gegen den überwältigenden Willen des Landes gelang es Kernski und den „gemäßigten“ Sozialisten, eine Koalitionsregierung mit den besitzenden Klassen zu errichten; das Resultat war, daß die Menschewiki und Sozialrevolutionäre das Vertrauen des Volkes endgültig verloren.
Ein Artikel im Rabotschi Put (Der Arbeiterweg) um die Mitte des Oktobers unter dem Titel Die sozialistischen Minister [3*] brachte die Meinung der Volksmassen wie folgt zum Ausdruck:
“Hier eine Liste ihrer Leistungen:
Zereteli: entwaffnete die Arbeiter mit Hilfe des Generals Polowzew, brachte den revolutionären Soldaten eine Niederlage bei und stimmte der Todesstrafe in der Armee zu.
Skobelew: begann mit dem Versprechen, eine hundertprozentige Steuer auf die Profite der Kapitalisten zu legen, und endete – und endete mit dem Versuch, die Arbeiterkomitees in den Werkstätten und Fabriken aufzulösen.
Awxentjew: warf einige Hundert Bauern ins Gefängnis, die Mitglieder der Bodenkomitees, und unterdrückte Dutzende von Arbeiter- und Soldatenzeitungen.
Tschernow: unterzeichnete das Kaiserliche Manifest, das die Auflösung des finnischen Landtages anordnete.
Sawinkow: schloß ein offenes Bündnis mit dem General Kornilow. Wenn es diesem Retter des Landes nicht gelang, Petrograd zu verraten, so ist das auf Gründe zurückzuführen, die seinem Einfluß nicht unterlagen.
Sarudny: kerkerte mit Zustimmung Alexinskis und Kerenskis Tausende revolutionäre Arbeiter, Soldaten und Matrosen ein.
Nikitin: handelte als ordinärer Polizist gegen die Eisenbahner.
Kerenski: über den sagt man am besten gar nichts. Die Liste seiner Leistungen würde zu lang werden ...“
Ein Delegiertenkongress der Baltischen Flotte in Helsingfors beschloß eine Resolution, die wie folgt begann:
„Wir fordern die sofortige Entfernung des ,Sozialisten‘ und politischen Abenteurers Kerenski aus der Provisorischen Regierung, der die große Revolution und mit ihr die revolutionären Massen durch seine schamlosen politischen Erpressungen im Interesse der Bourgeoisie zugrunde richtet ...“
Das unmittelbare Ergebnis alles dessen war der Aufstieg der Bolschewiki ...
Seit dem März 1917, als der Ansturm der Arbeiter und Soldaten auf den Taurischen Palast die widerstrebende Reichsduma zwang, die Macht in Rußland zu übernehmen, waren es die Massen des Volkes, die Arbeiter, Soldaten und Bauern, die jeden Wechsel im Fortgang der Revolution erzwangen. Sie stürzten das Ministerium Miljukows; ihr Sowjet war es, der der Welt die russischen Friedensvorschläge verkündete: „Keine Annexionen, keine Entschädigungen, Selbstbestimmungsrecht der Völker!“ und wieder, im Juli, war es die spontane Erhebung des unorganisierten Proletariats, das zum zweiten Male den Taurischen Palast stürmte und die Forderung erhob: Übernahme der Regierungsgewalt in Rußland durch die Sowjets.
Die Bolschewiki, zu der Zeit eine kleine politische Sekte [4], stellten sich an die Spitze der Bewegung. Das Ergebnis des völligen Mißerfolgs der Erhebung war, daß sich die öffentliche Meinung gegen sie kehrte. Ihre führerlosen Massen fluteten in das Wiborgviertel zurück, das Saint Antoine [5] von Petrograd. Dann folgte eine wilde Bolschewistenhetze: Hunderte wurden eingekerkert, darunter Trotzki, Frau Kollontai und Kamenew; Lenin und Sinojew mußten sich verbergen, gehetzt von der Justiz; die bolschewistischen Zeitungen wurden unterdrückt. Provokateure und Reaktionäre wurden nicht müde, die Bolschewiki als deutsche Agenten zu bezeichnen, bis sich in der ganzen Welt Leute fanden, die das glaubten.
Aber die Provisorische Regierung konnte ihre Anklagen nicht beweisen; die Dokumente, die die prodeutsche Verschwörertätigkeit der Bolschewiki beweisen sollten [6], wurden als Fälschungen enthüllt. Und die Bolschewiki wurden, einer nach dem anderen, aus den Gefängnissen entlassen, ohne jeden Prozeß, gegen nominelle oder ohne jede Bürgschaft, bis nur sechs Verhaftete übrigblieben. Die Machtlosigkeit und Unentschlossenheit der ständig wechselnden Provisorischen Regierung war allein schon ein unwiderlegbares Argument. Die Bolschewiki stellten erneut die den Massen so wertvolle Losung auf: „Alle Macht den Sowjets!“, und sie taten das nicht aus Selbstsucht; zu der Zeit gehörte die Mehrheit in den Sowjets den „gemäßigten“ Sozialisten, ihren wütendsten Gegnern.
Doch mehr noch; sie übernahmen die elementaren, einfachen wünsche der Arbeiter, Soldaten und Bauern und schufen daraus ihr Aktionsprogramm. Und während die sozialpatriotischen Menschewiki und Sozialrevolutionäre sich in der Politik des Kompromisses mit der Bourgeoisie verwirrten, eroberten die Bolschewiki schnell die russischen Massen. Im Juli waren sie noch gehetzt und verachtet, im September waren die Arbeiter der Hauptstadt, die Matrosen der Baltischen Flotte und die Soldaten bereits fast ganz auf ihrer Seite. Die Kommunalwahlen, die im September [7] in den großen Städten stattfanden [4*], waren dafür bezeichnend; nur acht Prozent der Gewählten waren Menschewiki und Sozialrevolutionäre gegenüber mehr als siebzig Prozent im Juni ...
Es bleibt ein Umstand, der geeignet ist, den nichtrussischen Beobachter zu verwirren: das Zentralexekutivkomitee der Sowjets, die zentralen Armee- und Flottenkomitees [A] und die Zentralkomitees einiger Gewerkschaften, vor allem die der Post – und Telegrafenarbeiter und der Eisenbahner, waren den Bolschewiki entschieden feindlich. Alle diese Zentralkomitees waren in der Mitte des Sommers oder sogar vorher gewählt worden, als die Menschewiki und Sozialrevolutionäre noch eine ungeheure Anhängerschaft hatten; jetzt schoben sie Neuwahlen immer wieder hinaus oder verhinderten sie sogar. So hätte beispielsweise den Bestimmungen der Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten gemäß der Gesamtrussische Sowjetkongreß zum September einberufen werden müssen; doch das Zentralexekutivkomitee [B] wollte ihn nicht zusammentreten lassen unter dem Vorwand, daß die Konstituierende Versammlung in spätestens zwei Monaten tagen würde, womit, so deuteten sie an, die Aufgabe der Sowjets erledigt wäre und sie abzutreten hätten. Mittlerweile eroberten die Bolschewiki im ganzen Lande einen nach dem anderen die örtlichen Sowjets, die lokalen Gewerkschaftsorganisationen und die unteren Soldaten- und Matrosenmassen. Die Bauernsowjets blieben noch konservativ, weil in den rückständigen ländlichen Gebieten das politische Bewußtsein sich nur langsam entwickelte; außerdem hatte seit einer ganzen Generation die Agitation in den Händen der Sozialrevolutionäre gelegen ... Doch selbst unter den Bauern begann sich ein revolutionärer Flügel zu bilden. Das zeigte sich klar im Oktober, als sich der linke Flügel der Sozialrevolutionäre abspaltete und eine neue politische Partei bildete, die Partei der linken Sozialrevolutionäre.
Gleichzeitig waren allenthalben Anzeichen vorhanden, daß die Reaktion wieder Selbstvertrauen gewann. [5*] In der Troizki-Komödie in Petrograd wurde beispielsweise eine Burleske mit dem Titel Die Sünden des Zaren von einer Monarchistengruppe gestört, die die Schauspieler zu lynchen drohte, weil sie „den Zaren beleidigt“ hatten. Gewisse Zeitungen begannen nach einem „russischen Napoleon“ zu rufen. Es war damals bei der bürgerlichen Intelligenz üblich, die Arbeiterdeputierten als „Hundedeputierte“ zu bezeichnen.
Am 15. Oktober hatte ich eine Unterhaltung mit einem russischen Großkapitalisten, Stepan Georgijewitsch Lianosow, bekannt als der „russische Rockefeller“, seiner politischen Parteizugehörigkeit nach ein Kadett.
„Die Revolution“, sagte dieser, „ist eine Krankheit. Früher oder später werden die fremden Mächte eingreifen müssen, gerade so, wie man eingreifen muß, um ein krankes Kind zu heilen oder es laufen zu lehren. Natürlich wird das mehr oder weniger unangenehm sein, aber die Nationen müssen sich klarwerden über die Gefahr des Bolschewismus in ihren eigenen Ländern, über die Gefährlichkeit so ansteckender Ideen wie die der proletarischen Diktatur und der sozialen Weltrevolution ... es besteht eine Möglichkeit, daß das Eingreifen nicht notwendig ist: das Transportwesen ist zerstört, die Fabriken schließen ihre Tore, die Deutschen sind im Vormarsch. Der Hunger und die Niederlage möchten vielleicht das russische Volk zur Vernunft bringen ...“
Herr Lianosow erklärte entschieden, daß sich die Kaufleute und Fabrikanten unter keinen Umständen mit der Existenz der Fabrikkomitees abfinden oder zugeben könnten, daß die Arbeiter irgendeinen Einfluß auf die Leitung der Industrie gewinnen.
„Was die Bolschewiki anbelangt, so könnte man mit ihnen auf zweierlei Art fertig werden: die Regierung kann Petrograd räumen, dann den Belagerungszustand erklären, womit der Militärkommandant des Gebietes die Möglichkeit erhalten würde, mit diesen Herrschaften, ungehindert durch gesetzliche Formalitäten, abzurechnen ... Oder aber, falls die Konstituierende Versammlung irgendwelche utopischen Neigungen zeigen sollte, kann sie mit Waffengewalt auseinandergetrieben werden ...“
Der Winter rückte heran – der schreckliche russische Winter. Ich hörte Kapitalisten über ihn wie folgt sprechen:“Der Winter war immer Rußlands bester Freund. Vielleicht wird er uns jetzt von der Revolution befreien.“ An der frierenden Front fuhren die Armeen fort, zu hungern und zu sterben, ohne Begeisterung. Der Eisenbahnverkehr brach zusammen, die Lebensmittel wurden knapp, die Fabriken schlossen die Tore. Die verzweifelten Massen beschuldigten die Bourgeoisie, das Leben des Volkes zu sabotieren und die Niederlage an der Front herbeizuführen. Riga war preisgegeben worden, unmittelbar nachdem der General Kornilow in aller Öffentlichkeit erklärt hatte: „Vielleicht ist Riga der Preis, den wir zahlen müssen, um das Land zum Bewußtsein seiner Pflicht zu bringen.“ [C]
Für Amerikaner mag es unglaublich klingen, daß der Klassenkampf sich dermaßen zuspitzen kann. Aber ich habe persönlich an der Nordfront mit Offizieren gesprochen, die offen den militärischen Zusammenbruch der Zusammenarbeit mit den Soldatenkomitees vorzogen. Der Sekretär der Petrograder Organisation der Kadettenpartei erzählte mir, daß der Zusammenbruch des ökonomischen Lebens des Landes ein Teil der Kampagne war, die die Revolution diskreditieren sollte. Ein Ententediplomat, dessen Namen ich zu verschweigen versprochen habe, bestätigte mir dies aus eigener Kenntnis. Ich weiß von gewissen Kohlenbergwerken in der Nähe von Charkow, die von ihren Besitzern in Brand gesteckt und unter Wasser gesetzt wurden, von Textilfabriken in Moskau, deren Ingenieure die Maschinen vor ihrer Flucht zerstört hatten, von hohen Eisenbahnbeamten, die von den Arbeitern dabei ertappt wurden, als sie die Lokomotiven zu zerstören im Begriff waren ...
Ein großer Teil der besitzenden Klasse zog die Deutschen der Revolution vor – selbst der Provisorischen Regierung – und zögerte nicht, dies auszusprechen. In der russischen Familie, bei der ich wohnte, war der Gegenstand der Unterhaltung bei Tisch fast immer das Kommen der Deutschen, die „Ruhe und Ordnung“ bringen würden ... Ich verlebte einmal einen Abend im Hause eines Moskauer Kaufmanns; beim Tee fragten wir die elf Personen am Tisch, wen sie vorzögen, „Wilhelm oder die Bolschewiki“. Zehn stimmten für Wilhelm ...
Die Spekulanten nützten die allgemeine Desorganisierung aus, um Reichtümer anzuhäufen, die sie in phantastischen Schwelgereien vergeudeten oder dazu verwendeten, die Staatsbeamten zu bestechen. Lebensmittel und Brennmaterial wurden versteckt oder im geheimen nach Schweden verkauft. In den ersten vier Monaten der Revolution beispielsweise wurden die Lebensmittelreserven fast in voller Öffentlichkeit aus den großen städtischen Speichern Petrograds geplündert, bis von den Getreidevorräten, die für zwei Jahre bestimmt waren, kaum genug übrig war, um die Stadt einen Monat lang zu versorgen ... Nach dem offiziellen Bericht des letzten Ernährungsministers in der Provisorischen Regierung wurde der Kaffee in Wladiwostok im Großeinkauf für zwei Rubel das Pfund gekauft, während die Konsumenten in Petrograd dreizehn Rubel zahlen mußten. In den Geschäften der großen Städte waren große Mengen an Lebensmitteln und Kleidung; aber nur die Reichen konnten sie kaufen.
Ich kannte in einer Provinzstadt eine Kaufmannsfamilie, die sich der Spekulation zugewandt hatte. Marodeure werden solche von den Russen genannt. Die drei Söhne hatten sich vom Militärdienst gedrückt. Der eine spekulierte in Lebensmitteln. Der zweite verkaufte im geheimen Gold aus den Lena- Gruben an geheimnisvolle Interessenten in Finnland. Der dritte besaß die Aktienmehrheit in einer Schokoladenfabrik, die die örtliche Genossenschaften versorgte – unter der Bedingung, daß die Genossenschaften ihm lieferten, was er brauchte . Während die Volksmassen auf ihre Brotkarten ein Viertelpfund Schwarzbrot erhielten, hatte er im Überfluß Weißbrot, Zucker, Tee, Kuchen und Butter ... Das hinderte diese saubere Familie nicht, die erschöpften Soldaten, die an der Front infolge der Kälte und des Hungers nicht mehr kämpfen konnten , als „Feiglinge“ zu beschimpfen, und daß sie sich „schämten“ „Russen“ zu sein ... Und als die Bolschewiki große Mengen versteckter Vorräte entdeckten und beschlagnahmten, bezeichneten sie diese als „Räuber“.
Unter all dieser äußeren Korruptheit arbeiteten die alten reaktionären Kräfte, die sich seit dem Sturz Nikolaus’ II. Nicht geändert hatten, im geheimen still und sehr aktiv. Die Agenten der berüchtigten Ochrana waren noch immer in Funktion, für und gegen den Zaren, für und gegen Kerenski – je nachdem, von wem sie bezahlt wurden ... Geheime Organisationen aller Art, wie die Schwarzhunderter, waren eifrig bemüht, in der einen oder anderen Weise die Reaktion wiederherzustellen.
In dieser Atmosphäre der Fäulnis, der halben Wahrheiten ließ sich, tagaus, tagein, nur ein klarer Ton vernehmen, der Ruf der Bolschewiki: „Alle Macht den Sowjets!“, „Alle Macht den Vertretern der Millionen und aber Millionen Arbeiter, Soldaten und Bauern!“, „Land, Brot!“, „Schluß mit dem sinnlosen Krieg!“, „Schluß mit der Geheimdiplomatie!“, „Schluß mit der Spekulation und dem Verrat!“ ... „Die Revolution ist in Gefahr und mit ihr die Sache des Volkes in der ganzen Welt!“
Der Kampf zwischen dem Proletariat und dem Bürgertum, zwischen den Sowjets und der Regierung, der in den ersten Märztagen begonnen hatte, war seinem Gipfel nahe. Rußland, das mit einem Satze aus dem tiefsten Mittelalter ins zwanzigste Jahrhundert gesprungen war, bot der erstaunten Welt das Schauspiel des tödlichen Kampfes zweier Systeme der Revolution – der formal politischen und der sozialen.
Was für eine unglaubliche Lebenskraft offenbarte diese russische Revolution, nach all den Monaten des Hungers und der Enttäuschung! Die Bourgeoisie hätte ihr Rußland besser kennen sollen. Lange noch wird es dauern, bis die „Krankheit“ der Revolution in Rußland ihren Lauf genommen hat ...
Blickt man zurück, so scheint Rußland vor dem Novemberaufstand einem anderen Zeitalter anzugehören, fast unglaublich konservativ. So schnell haben wir uns dem neuen, schnelleren Leben angepaßt. In dem Maße, wie das russische politische Leben sich radikalisierte, bis die Kadetten als Volksfeinde geächtet wurden, wurde Kerenski „ein Konterrevolutionär“; die „gemäßigten“ sozialistischen Führer, Zereteli, Dan, Liber, Goz und Awxentjew, waren zu reaktionär für ihre Gefolgschaft, und Männer wie Wiktor Tschernow, ja sogar Maxim Gorki gehörten zum rechten Flügel ...
Gegen Mitte Dezember 1917 besuchte eine gruppe sozialrevolutionäre Führer privatim Sir George Buchanan, den britischen Gesandten, und sie baten ihn inständig, nichts davon zu erwähnen, daß sie bei ihm gewesen waren, weil sie als „zu weit rechts stehend“ betrachtet wurden.
„Man bedenke“, sagte Buchanan, „daß noch vor einem Jahr die englische Regierung mir Anweisung gab, Miljukow nicht zu empfangen, weil er so ein gefährlicher Linker war.“
Der September und der Oktober sin die schlimmsten Monate im russischen Jahr, besonders in Petrograd. Aus einem trostlos grauen Himmel, der die kürzer werdenden Tage noch dunkler machte, strömte unaufhörlicher Regen. Der Schmutz in den Straßen lag tief, schlüpfrig, von schweren Stiefeln zerfurcht, schlimmer als gewöhnlich, weil die Stadtverwaltung völlig zusammengebrochen war. Vom finnischen Meerbusen her fegte ein feuchter wind, die Straßen waren in kalten Nebel gehüllt. Des Nachts waren aus Gründen der Sparsamkeit und aus Furcht vor Zeppelinen die Straßen nur ganz unzureichend beleuchtet; in den Privatwohnungen und Mietshäusern brannte das elektrische Licht von sechs Uhr bis Mitternacht. Wollte man außer dieser Zeit Licht haben, so war man auf Kerzen angewiesen, die fast zwei Rubel das Stück kosteten. Petroleum war kaum zu haben. Dabei war es von drei Uhr nachmittags bis zehn Uhr vormittags finster. Überfälle und Einbrüche nahmen zu. In den Mietshäusern mußten die Männer jede Nacht mit geladenen Gewehren Wachdienst verrichten. Dies alles schon unter der Provisorischen Regierung.
Mit jeder Woche wurden die Lebensmittel knapper. Die tägliche Brotration fiel von anderthalb russischen Pfund auf ein Pfund, dann auf drei viertel, auf ein halbes und auf ein viertel. Gegen Ende gab es eine Woche, wo Brot überhaupt nicht ausgegeben wurde. Auf Zucker hatte man Anrecht von zwei Pfund im Monat, vorausgesetzt, daß man überhaupt welchen erhielt, was selten der Fall war. Eine Schokoladentafel oder ein Pfund Bonbons, ohne jeden Geschmack, kostete allenthalben sieben bis zehn Rubel, das entspricht mindestens einem Dollar. Milch gab es für die Hälfte der Säuglinge in der Stadt; die Mehrzahl der Hotels und Privathaushaltungen bekam sie monatelang nicht zu Gesicht. In der Obstsaison wurden Äpfel und Birnen für etwas weniger als einen Rubel das Stück an den Straßenecken verkauft ...
Um Milch, Brot, Zucker und Tabak mußte man stundenlang im kalten Regen anstehen. Als ich einmal aus einer die ganze Nacht währenden Versammlung nach Hause kam, sah ich, wie die Menschen, meist Frauen mit kleinen Kindern auf dem Arm, sich bereits vor Morgengrauen anzustellen begannen ... Carlyle hat in seiner Geschichte der Französischen Revolution das französische Volk als das Volk bezeichnet, das in der Kunst des Anstehens alle anderen Völker übertreffe. Rußland hatte schon im Jahre 1915, unter der gesegneten Regierung Nikolaus’, Gelegenheit, sich in dieser Kunst zu üben, und dann, ohne Unterbrechung, bis zum Sommer 1917, wo das Anstehen um alle Dinge der gewöhnliche Zustand wurde. Man muß sich die ärmlich gekleideten Menschen vorstellen, wie sie mitten im russischen Winter oft den ganzen Tag in den froststarren Straßen Petrograds standen! Ich habe in den Schlangen zugehört und den bitteren Unterton der Unzufriedenheit vernommen, wenn er sich hier und da sogar durch die wie ein Wunder anmutende Gutmütigkeit des russischen Volkes Bahn brach.
Dabei hatten alle Theater Abend für Abend, auch des Sonntags, Hochbetrieb. Die Karsawina zeigte sich in einem neuen Ballett im Marientheater, und alle tanzbegeisterten Russen gingen hin, sie zu sehen. Schaljapin sang. Im Alexandratheater wurde Meyerholds Inszenierung von Tolstois Der Tod Iwans des Schrecklichen gegeben. Und bei dieser Vorstellung erinnere ich mich, einen Zögling der Kaiserlichen Pagenschule in Galauniform beobachtet zu haben, der in den Pausen jedesmal aufstand und vor der leere, ihrer Adler beraubten kaiserlichen Loge seine Ehrenbezeugungen machte ... Das Kriwoje-Serkalo-Theater brachte eine prunkvolle Aufführung von Schnitzlers Reigen.
Obgleich die Eremitage und andere Gemäldegalerien nach Moskau übergeführt worden waren, gab es wöchentlich Gemäldeausstellungen Scharen von Studentinnen liefen zu den Vorlesungen über Kunst, Literatur und Philosophie. Es war eine ausnehmend günstige Zeit für Theosophen. Und die Heilsarmee, die zum erstenmal in Rußland zugelassen war, bedeckte die Mauern mit Einladungen zu ihren Versammlungen, die die russischen Hörer amüsierten und in Erstaunen versetzten ...
Wie immer in solchen Zeiten, ging das tägliche Leben in der Stadt seinen gewohnten Trott und ignorierte die Revolution soweit wie möglich. Die Poeten machten Verse – doch nicht über die Revolution. Die realistische Maler malten Szenen aus der mittelalterlichen Geschichte Rußlands – alles mögliche, nur nicht die Revolution. Die jungen Damen aus der Provinz kamen in die Hauptstadt um Französisch zu lernen und ihre Stimme zu kultivieren, und die lustigen, jungen Offiziere trugen ihre goldverbrämten Uniformen und ihre kostbar ziselierten kaukasischen Säbel in den Salons der Hotels spazieren. Die Damen der Beamtenschaft trafen sich an den Nachmittagen zum Tee, wobei jede ihr goldenes oder silbernes, mit Edelsteinen besetztes Zuckerdöschen und einen halben Laib Brot in ihrem Muff mit sich brachte – und wünschten sich den Zaren zurück, oder das die Deutschen kommen sollten, oder irgend etwas, was das schwierige Dienstbotenproblem zu lösen geeignet wäre ... Die Tochter eines meiner Bekannten bekam eines Nachmittags einen hysterischen Anfall, weil die Straßenbahnschaffnerin sie „Genossin“ genannt hatte.
Um sie herum war das ganze große Rußland in Bewegung, schwanger mit einer neuen sozialen Ordnung. Die Dienstboten, die man gewohnt war, wie Tiere zu behandeln und mit einem Bettelpfennig zu entlohnen, begannen aufsässig zu werden. Ein Paar Schuhe kostete über hundert Rubel, und da die Löhne in der Regel nicht mehr als fünfunddreißig Rubel im Monat betrugen, weigerten sich die Dienstboten, um Lebensmittel anzustehen und dabei ihr Schuhzeug zu verderben. Aber – was weitaus schlimmer war – in dem neuen Rußland durfte jeder Mann und jede Frau wählen; es gab Arbeiterzeitungen, die ganz neue und erstaunliche Dinge schrieben; es gab Sowjets, und es gab Gewerkschaften. Die Droschkenkutscher hatten einen Verband; sie waren auch im Petrograder Sowjet vertreten. Und die Kellner und Hotelbediensteten waren organisiert und weigerten sich, Trinkgelder zu nehmen. An den Wänden der Restaurants klebten sie Zettel an, auf denen zu lesen stand: „Keine Trinkgelder!“ oder auch: „Die Tatsache, daß ein Mann seinen Lebensunterhalt verdient, indem er bei Tisch aufwartet, gibt niemandem das Recht, ihn durch Trinkgeldgeben zu beleidigen.“
An der Front setzten sich die Soldaten mit den Offizieren auseinander und lernten es, sich mit Hilfe ihrer Komitees selbst zu regieren. In den Fabriken erlangten die Fabrikkomitees [D], diese einzigartigen russischen Organisationen, Erfahrung und Stärke und kamen zum Bewußtsein ihrer historischen Mission durch den Kampf mit der alten Ordnung. Ganz Rußland lernte lesen. Und es las – Politik, Ökonomie, Geschichte. Das Volk wollte Wissen ... In jeder Großstadt, fast in jeder Stadt, an der ganzen Front hatte jede politische Partei ihre Zeitung, manchmal mehrere. Hunderttausende von Flugblättern wurden von Tausenden Organisationen verteilt, überschwemmten die Armee, die Dörfer, die Fabriken, die Straßen. Der Drang nach Wissen, so lange unterdrückt, brach sich in der Revolution mit Ungestüm Bahn. Allein aus dem Smolny-Institut gingen in den ersten sechs Monaten täglich Tonnen, Wagenladungen Literatur ins Land. Rußland saugte den Lesestoff auf, unersättlich, wie heißer Sand das Wasser. Und es waren nicht Fabeln, die verschlungen wurden, keine Geschichtslügen, keine verwässerte Religion oder der billige Roman, der demoralisiert – es waren soziale und ökonomische Theorien, philosophische Schriften, die Werke Tolstois, Gogols und Gorkis ...
Und dann das gesprochene Wort, neben dem Carlyles „Flut der französischen Rede“ wie ein armseliges Rinnsal anmutet: Vorlesungen, Debatten, Reden; in Theatern, Zirkussen, Schulen, Klubs, in den Sitzungen der Sowjets, der Gewerkschaften, in den Kasernen ... Versammlungen in den Schützengräben an der Front, auf den Dorfplätzen, in den Fabriken ... Was für ein Anblick, die Arbeiter der Putilow- Werke, vierzigtausend Mann stark, herausströmen zu sehen, um die Sozialdemokraten zu hören, die Sozialrevolutionäre, die Anarchisten – wer immer etwas zu sagen hatte, solange er reden wollte. Monatelang war in Petrograd, in ganz Rußland jede Straßenecke eine öffentliche Tribüne. In den Eisenbahnen, in den Straßenbahnwagen, überall improvisierte Debatten, überall ...
Und die Gesamtrussischen Konferenzen und Kongresse, die die Menschen zweier Kontinente in Verbindung brachten – Kongresse der Sowjets, der Genossenschaften, der Semstwos [E], der Nationalitäten, der Priester, der Bauern, der politischen Parteien; die Demokratische Beratung, die Moskauer Beratung, der Rat der Russischen Republik. In Petrograd tagten ständig drei oder vier Kongresse. In den Versammlungen wurde jeder Versuch, die Redezeit einzuschränken, abgelehnt. Jedermann hatte vollkommene Freiheit, auszusprechen, was er auf dem Herzen hatte ...
Wir waren bei der Zwölften Armee an der Front, die eben von Riga gekommen war, wo hungernde und barfüßige Soldaten in dem Moder der Schützengräben dahinkrankten; kaum sahen sie uns, als sie auch schon aufsprangen, mit ihren mageren Gesichtern und ihren blaugefrorenen Gliedern, die durch ihre zerrissenen Kleider schimmerten. Und das erste, was sie fragten, war: „Habt ihr was zu lesen?“
Wenn aber auch an äußeren und sichtbaren Zeichen der Wandlung kein Mangel war: zum Beispiel die Statue der „großen Katharina“ vor dem Alexandratheater eine kleine rote Fahne in der Hand hielt und andere – etwas verblichen – von allen öffentlichen Gebäuden herabwehten; die kaiserlichen Insignien und Adler teils heruntergerissen, teils verdeckt waren; an der Stelle der brutalen zaristischen Polizisten in den Straßen eine sanfte unbewaffnete Bürgermiliz patroullierte – so gab es dennoch zahllose wunderliche Anachronismen.
Beispielsweise existierte noch immer die Rangordnung, die Peter der Große Rußland mit eiserner Hand aufgezwungen hatte. Fast jedermann, vom Schulbuben angefangen, hatte seine vorgeschriebene Uniform, mit den Abzeichen des Kaisers auf den Knöpfen und Achselstücken. Von fünf Uhr nachmittags an waren die Straßen gefüllt mit alten Herren in Uniform, die Aktenmappen trugen und von der Arbeit in den riesengroßen kasernengleichen Ministerien oder Regierungsinstitutionen kamen, wo ihre Tätigkeit darin bestehen mochte, auszurechnen, wie lange es währen würde, bis der Tod eines ihrer Vorgesetzten sie zum Rang eines Assessors oder Geheimrats aufsteigen lassen würde mit der Aussicht auf Pensionierung, mit einem einträglichen Ruhegehalt und womöglich mit dem St. Annenkreuz .... Dem Senator Sokolow ist es passiert, in einem Moment, als die Revolution ihre höchste Welle erreicht hatte, daß er eines Tages zu einer Senatssitzung in Zivilkleidung erschien und nicht zugelassen wurde, weil er nicht die vorgeschriebene Livrée des Zarendienstes trug!
Gegen diesen Hintergrund einer ganzen Nation in Gärung und Auflösung rollte die Erhebung der russischen Massen heran ...
A. Siehe Einführende Bemerkungen und Erklärungen – J.R.
B. Siehe Einführende Bemerkungen und Erklärungen – J.R.
C. Siehe John Reed, Kornilov to Brestlitovsk (Von Kornilow bis Brest-Litowsk), Boni & Liveright, New York 1919. – J.R. [8]
D. Siehe Einführende Bemerkungen und Erklärungen – J.R. [9]
E. Siehe Einführende Bemerkungen und Erklärungen – J.R.
1. Die Ziffern mit Stern im Text verweisen den Leser auf die Beilagen John Reeds. Für die Beilagen eines jeden Kapitels hat der Autor eine laufende Numerierung verwendet.
2. John Reed meint die Zeitung Iswestija des Zentralexekutivkomitees, die sich damals in den Händen der Menschewiki und Sozialrevolutionäüre befand.
3. Eines der „Einschränkungs“rundschreiben Skobolews vom 28. August 1917.
4. John Reed gebraucht hier das Wort „Sekte“, womit er unterstreichen möchte, daß die noch kurz vorher noch illegale Partei der Bolschewiki unmittelbar nach der Revolution im März 1917 verhäültnismäßig klein war.
5. „Saint-Antoine“ ist die Bezeichnung einer Pariser Vorstadt, deren arbeitenden Bevölkerung während der revolutionären Aufstände in Frankreich am Ende des 18. und im 19. Jahrhundert durch einen besonders hohen Kampfgeist hervorgetan hat. Mit dieser Vorstadt vergleicht John Reed den bekannten Petrograder Arbeiterbezirk Wiborg.
6. Ein Teil der berüchtigten „Sisson-Dokumente“. J.R. Sisson, ein reaktionärer amerikanischer Journalist, hat in den USA eine Sammlung von Verleumdungen herausgegeben, die fabriziert wurden, um die Führer der Bloschewiki zu diskreditieren.
7. Die Augustwahlen (alten Stils). In Petrograd waren die Wahlen am 20. August.
8. Siehe Vorwort des Autors, Anm.2.
9. Die Petrograder Konferenz der Fabrikkomitees, die vom 12. Juni (30. Mai) bis 16. (3.) Juni stattgefunden hat, stand in ihrer überwiegenden Mehrheit (drei Viertel der Delegierten) auf seiten der Bolschewiki.
Zuletzt aktualisiert am 15.7.2008