//XI-549/ Zunaechst bei A. Smith zu bemerken, dass auch nach ihm
"es immer einige Waren gibt, deren Preis sich nur in zwei Teile aufspaltet, naemlich in die Arbeitsloehne und die Kapitalprofite." ((/"Recherches sur la nature et les causes de la richesse des nations", Paris 1802/), l. I, ch. VI, v. I., p. 103.)
Also diese Differenz mit Ricardo kann hier ganz unberuecksichtigt bleiben.
Nachdem Smith erst entwickelt, dass die valeur echangeable235 sich in Arbeitsquantum aufloest, dass der in der valeur ehangeable enthaltne Wert, nach Abzug von Rohstoff etc., sich in den Teil Arbeit aufloest, der dem Arbeiter bezahlt wird, und in den Teil, der ihm nicht bezahlt wird, welcher letztre Teil sich in Profit und Rente (der Profit wieder moeglicherweise in Profit und Zins) aufloest, schlaegt er ploetzlich um, und statt die valeur ehangeable in Salair, Profit und Rente aufzuloesen, macht er vielmehr letztre zu den Bildern der valeur ehangeable, laesst sie als selbstaendige valeurs ehangeables die valeur ehangeable des Produkts bilden, setzt die valeur ehangeable der Ware zusammen aus den selbstaendig und von ihr unabhaengig bestimmten valeurs der salaire, profit und rente236. Statt dass die valeur ihre Quelle, werden sie die Quelle der valeur.
"Lohn, Profit und Rente sind die drei urspruenglichen Quellen allen Einkommens ebenso wie allen Tauschwerts." (t. I, l. I, ch. VI, p. 105.)
Nachdem er den innren Zusammenhang ausgesprochen, beherrscht ihn ploetzlich wieder die Anschauung der Erscheinung, der Zusammenhang der Sache, wie er in der Konkurrenz erscheint, und in der Konkurrenz erscheint alles immer verkehrt, stets auf den Kopf gestellt.
Es ist nun von diesem letztren verkehrten Ausgangspunkt aus, dass Smith den Unterschied von "prix naturel des marchandises"237 und ihrem "prix de marche"238 entwickelt. Ric(/ardo/) akzeptiert dies von ihm, vergisst aber, dass der "prix naturel" des A. Smith nichts (/anderes/) ist, nach den Praemissen Smiths, als der aus der Konkurrenz resultierende Kosten preis, und dass dieser Kostenpreis bei Smith selbst nur sofern identisch mit der "value" der Ware ist, als Smith seine tiefere Ansicht vergisst und bei der falschen aus dem Schein der Oberflaeche geschoepften stehnbleibt, dass die ehangeable value der commodities239 gebildet wird durch die Komposition der selbstaendig bestimmten values of wages, profit and rent240. Waehrend Ricardo diese Ansicht durchgehend bekaempft, akzeptiert er die auf dieselbe gegruendete Konfusion oder Identifizierung von valeur echangeable und cost-price241 oder natural price des A. Smith. Diese Konfusion bei Smith berechtigt, weil seine ganze Untersuchung ueber den prix naturel ausgeht von seiner zweiten falschen Ansicht von der value. Bei Ric(/ardo/) aber gaenzlich unberechtigt, weil er nirgendwo diese falsche Ansicht Smiths akzeptiert, sondern ex professo sie bekaempft als Inkonsequenz. Es gelang aber Smith, ihn durch den prix naturel wieder einzufangen.
Nachdem Smith den Wert der Ware zusammengesetzt hat aus den von ihr unabhaengig und selbstaendig bestimmten Werten von Arbeitslohn, Profit und Rente, fragt er sich nun, wie werden diese Elementarwerte bestimmt? Und hier geht Smith von der Erscheinung aus, wie sie in der Konkurrenz vorliegt.
Ch. VII b. I "Du prix naturel des marchandises, et de leur prix de marche."
"In jeder Gesellschaft oder Kanton gibt es eine mittlere oder Durchschnittstaxe fuer Salaire -- Profite -- Rente." (l.c. t. I, p. 110.) Diese "durchschnittliche Taxe kann man die natuerliche Taxe von Salair, Profit und Rente nennen fuer die Zeit und den Ort, in welchen diese Taxe communement242 herrscht." (p, 110, 111.) " Ist der Preis einer Ware grade so gross als hinreicht, um Rente, Salair und Profite nach ihren natuerlichen Taxen zu zahlen, so ist die Ware zu ihrem natural price, ihrem natuerlichen Preis verkauft." (p.111.)
Dieser natuerliche Preis ist dann der Kostenpreis der Ware, und der Kostenpreis faellt mit dem Wert der Ware zusammen, da ja vorausgesetzt ist, dass der Wert der letztren gebildet wird durch die Werte von Salair, Profit und Rente.
"Die Ware wird //550/ genau dafuer veraeussert, was sie wert ist" (die Ware ist dann zu ihrem Wert verkauft) "ou" (oder) demjenigen, der sie auf den Markt bringt, wirklich "kostet" (zu ihrem Wert oder zu ihrem Kostenpreis fuer die Person, die sie auf den Markt bringt); "zwar schliesst der Begriff Gestehungskosten einer Ware im allgemeinen Sprachgebrauch nicht den Profit desjenigen mit ein, der sie wieder verkauft, doch falls dieser sie zu einem Preis abgibt, der ihm nicht den in seiner Nachbarschaft ueblichen Profit einbringt, verliert er offensichtlich etwas bei diesem Geschaeft. Durch eine andersartige Anlage seines Kapitals koennte er jenen Profit aber erzielen." (p.111.)
Hier haben wir die ganze Entstehungsgeschichte des prix naturel und noch dazu in ganz entsprechender Sprache und Logik, da die valeur der Ware gebildet wird durch die Preise von Salair, Profit und Rente, der wahre Wert der letztren aber wieder gebildet wird, wenn sie auf ihrer natuerlichen Taxe stehn, so klar, dass die valeur der Ware identisch mit ihrem Kostenpreis und der letztre mit dem prix naturel der Ware. Die Taxe des Profits, d.h. die Profitrate, ditto des Salairs wird als gegeben vorausgesetzt. So sind sie fuer Bildung des Kostenpreises. Sie sind ihm vorausgesetzt. Sie erscheinen also auch dem einzelnen Kapitalisten gegeben. Wie und wo und warum geht ihn nichts an. Smith stellt sich hier auf den Standpunkt des einzelnen Kapitalisten, des Agenten der kapitalistischen Produktion, der den Kostenpreis seiner Ware festsetzt. So viel fuer Arbeitslohn etc., so viel betraegt die allgemeine Profitrate. Ergo: So erscheint diesem Kapitalisten die Operation, wodurch der Kostenpreis der Ware festgesetzt wird oder, wie es ihm weiter erscheint, der Wert der Ware, denn er weiss ebenfalls, dass der Marktpreis bald ueber, bald unter diesem Kostenpreis steht, der ihm daher als der ideale Preis der Ware, ihr absoluter Preis im Unterschied von ihren Preisschwankungen, kurz als ihr Wert erscheint, soweit er ueberhaupt ueber dergleichen nachzudenken Zeit hat. Und indem Smith sich mitten in die Konkurrenz versetzt, raesoniert und deraesoniert er auch so fort mit der eigentuemlichen Logik des in dieser Sphaere befangnen Kapitalisten. Er wirft ein: Unter Kosten versteht man im gewoehnlichen Leben nicht den Profit, den der Verkaeufer macht (der notwendig einen Ueberschuss ueber seine expenses243 bildet). Warum rechnest du also den Profit in den Kostenpreis? A. Smith antwortet mit dem denktiefen Kapitalisten, dem diese Frage gestellt wird, so:
Profit ueberhaupt muss in den Kostenpreis eingehn, weil ich geprellt waere, wenn nur ein Profit von 9 statt 10 p.c. in den Kostenpreis einginge244.
Diese Naivitaet, womit Smith einerseits aus der Seele des Agenten der kapitalistischen Produktion spricht und die Sachen ganz so darstellt, laut und voll, wie sie diesem erscheinen und wie sie von ihm gedacht werden und ihn in der Praxis bestimmen und in der Tat sich dem Schein nach zutragen, waehrend er anderseits den tief ren Zusammenhang stellenweise aufdeckt, gibt seinem Buch den grossen Reiz.
Man sieht auch hier, warum Smith -- trotz grosser innrer Skrupel ueber diesen Punkt -- den Wert der Ware nur in Rente, Profit, Salair aufloest und das capital constant weglaesst, obgleich er es natuerlich bei jedem "einzelnen" Kapitalisten zugibt. Denn sonst hiesse: Der Wert der Ware besteht aus Salair, Profit, Rente und dem Wertteil der Ware, der nicht aus Salair, Profit, Rente besteht. Es waere so notwendig, den Wert unabhaengig von Salair, Profit und Rente festzusetzen.
Wenn ausser der Auslage in dem Durchschnittssalair etc, der Preis (/der/) Ware den Durchschnittsprofit und -- falls Rente in sie eingeht -- die Durchschnittsrente liefert, ist sie zu ihrem natuerlichen oder Kostenpreis verkauft, und zwar ist dieser Kostenpreis gleich ihrem Wert, weil ihr Wert ja nichts ist als die Addition der natuerlichen Werte von Salair, Profit und Rente.
//551/ Im uebrigen entwickelt nun Smith, nachdem er sich einmal in die Konkurrenz gestellt, Profitrate etc, als gegeben vorausgesetzt hat, den naturel prix oder Kostenpreis richtig, naemlich diesen Kostenpreis im Unterschied vom Marktpreis.
"Der natuerliche Preis bzw. der Gesamtwert von Rente, Arbeit und Profit, die bezahlt werden mussten, um sie" (die Ware) "dorthin zu bringen." (l.c. p. 112.)
Dieser Kostenpreis der Ware ist verschieden von dem prix actuel245 oder prix de marche246 der Ware. (p. 112.) Letztrer haengt von Nachfrage und Zufuhr ab.
Die Produktionskosten der Ware oder der Kostenpreis der Ware ist eben "der valeur entiere des rente, salaires et profits qu'il en coute pour amener cette marchandise au marche"247. Entsprechen sich Nachfrage und Zufuhr, so ist der prix de marche gleich dem prix naturel.
"Wenn die auf den Markt gebrachte Menge gerade ausreicht, um die wirksame Nachfrage und nicht mehr zu versorgen, so stimmt der Marktpreis ganz genau... mit dem natuerlichen Preis ueberein." (t. I, l.c. 114.) "Demnach bildet der natuerliche Preis sozusagen den Zentralpreis, um den die Preise aller Waren staendig schwanken. Der Zufall kann sie zuweilen ein gutes Stueck darueber in der Schwebe halten und zuweilen sogar etwas darunter herabdruecken." (t. I, l.c, p. 116.)
Daher schliesst dann Smith, dass im ganzen der
"gesamte jaehrlich zur Belieferung des Marktes mit irgendeiner Ware aufgewendete Fleiss" entsprechen wird den Beduerfnissen der Gesellschaft oder der "wirksamen Nachfrage". (p. 117.)
Was Ric(/ardo/) als apportionnement248 des capital general249 fuer die different trades auffasst, erscheint hier noch in der naiveren Form der Industrie noetig, um "eine bestimmte Ware" zu produzieren. Die Ausgleichung der Preise zwischen den Verkaeufern derselben Ware zum Marktpreis und die Ausgleichung der Marktpreise der verschiednen Waren zum Kostenpreise laeuft hier noch ganz kunterbunt durcheinander.
Smith kommt hier nur ganz gelegentlich auf die influence der variation in the real values of commodities250 auf den prix naturel oder die Kostenpreise.
Naemlich in der Agrikultur
"produziert die gleiche Menge Arbeit in verschiedenen Jahren ganz unterschiedliche Warenmengen, waehrend sie in anderen (/Beschaeftigungssphaeren/) immer die gleiche oder fast die gleiche Quantitaet hervorbringt. Dieselbe Arbeitskraeftezahl wird in des Landwirtschaft in verschiedenen Jahren voellig voneinander abweichende Mengen an Korn, Wein, Oel, Hopfen usw. erzeugen. Doch die gleiche Anzahl Spinner und Weber stellt jedes Jahr denselben oder nahezu denselben Umfang an Leinen- und Wolltuch her ... Bei der anderen" (der nicht agricultural) "Art von Gewerbefleiss, bei der das Produkt gleicher Arbeitsquantitaeten immer gleich oder nahezu gleich bleibt" (d.h. solange die Produktionsbedingungen dieselben bleiben), "kann die Erzeugung genauer mit der wirksamen Nachfrage in Einklang gebracht werden." (p. 117, 118.)
Hier sieht Smith, dass blosser change in der productivity251 von "quantites egales de travail"252, also in den wirklichen Werten der Waren, die cost-prices changiert. Er verflacht dies wieder durch Reduktion auf das Verhaeltnis von supply and demand253. Seinen eignen Entwicklungen nach ist die Sache, wie er sie darstellt, falsch. Denn, wenn in der Agrikultur "des quantites egales du travail" infolge der Jahreszeiten etc. verschiedne Massen (/von/) Produkten liefern, so hat er selbst entwickelt, wie infolge der Maschinerie, Teilung der Arbeit etc. "des quantites egales du travail" sehr verschiedne Massen von Produkt in der Manufaktur etc. liefern. Es ist also nicht dieser Unterschied, der die Agrikultur differenziert von den uebrigen Industriezweigen. Es ist der Umstand, dass in dem einen Fall die "Produktivkraft in vorausbestimmtem Grad" angewandt wird, im andern von Naturzufaellen abhaengt. Bleibt aber als Resultat, dass der Wert der Waren oder die quantity of labour254, die je nach der Produktivitaet der Arbeit has to be expended on a given commodity255, ihre Kostenpreise variiert.
Im folgenden Satz hat A. Smith auch schon (/dargelegt/), wie die migration of capitals256 von einem trade zum andren den Kostenpreis in den verschiednen trades herstellt. Doch dies bei ihm nicht klar wie bei Ric(/ardo/). Denn wenn der //552/ Preis der Ware unter ihren natural price257 faellt, so nach seiner Entwicklung, weil eins der Elemente dieses Preises unter die natural tax oder Rate faellt. Es ist daher nicht durch Entziehen der Kapitalien allein oder migration der Kapitalien, sondern indem labour, capital or land von einem Zweig in den andren wandern. Hierin ist seine Ansicht konsequenter als die Ric(/ardo/)s, aber falsch.
"Welcher Teil dieses" (natuerlichen) "Preises auch immer unterhalb seiner natuerlichen Rate bezahlt wird, diejenigen, deren Interesse beeintraechtigt wird, fuehlen sofort den Verlust und werden der Produktion der betreffenden Ware unmittelbar danach soviel Boden oder soviel Arbeit oder soviel Kapital entziehen, dass die auf den Markt gebrachte Menge bald nur noch ausreicht, um die wirksame Nachfrage zu decken. Ihr Marktpreis wird daher schnell auf den natuerlichen Preis ansteigen. Zumindest wuerde das ueberall dort geschehen, wo vollkommene Freiheit herrscht." (l.c. p. 125.)
Dies wesentliche Differenz, wie Smith und Ric(/ardo/) die Ausgleichung zum prix naturel auffassen. Die (/Auffassung/) Smiths beruht auf seiner falschen Voraussetzung, dass die 3 Elemente selbstaendig den Wert der Ware bestimmen, waehrend die Ric(/ardo/)s auf der richtigen Voraussetzung beruht, dass es die Durchschnittsrate des Profits (wobei das Salair gegeben), die allein die Kostenpreise herstellt.