//XXIII-1418/ Sir Dudley North "Discourses upon Trade etc.", London 1691 (Beiheft C)42.
Diese Schrift ganz wie die oekonomischen Sachen Lockes in direktem Zusammenhang und direkt basiert auf Pettys Schriften.
Die Schrift beschaeftigt sich hauptsaechlich mit dem Handelskapital, gehoert sofern nicht hierher. Meisterhafte Fertigkeit innerhalb des Umfanges, den sie bearbeitet.
Es ist hoechst merkwuerdig, dass von der Zeit der Restauration Karls II, bis zur Mitte des 18ten Jahrhunderts von seiten der landlords bestaendige Klagen ueber den Fall der Renten (wie denn auch die Weizenpreise namentlich seit ?43 bestaendig abwaerts gehn). Obgleich bei dem gewaltsamen Herabsetzen des Zinsfusses (seit Culpeper und Sir J. Child) die industrielle Kapitalistenklasse sehr beteiligt, doch die eigentlichen Vorsprecher dieser Massregel das landed interest44. Der "value of land" und das "raising45 desselben" wird als nationales Interesse geltend gemacht. (Ganz wie umgekehrt seit ungefaehr 1760 das Steigen der Renten, des value of land und der cornprices und provisions46 und die Klagen der manufacturers dagegen die Basis der oekonomischen Untersuchungen ueber diesen Gegenstand bildet.)
Mit wenigen Ausnahmen ist es der Kampf zwischen moneyed interest47 und landed interest, der das Jahrhundert von 1650-1750 fuellt, da der Adel, der flott lebte, mit Widerwillen sah, wie die Wucherer ihn anfassen und seit der Bildung des modernen Kreditsystems und Staatsschuldsystems seit Ende des 17. Jahrhunderts in Gesetzgebung etc, ihm uebermaechtig gegenuebertreten.
Schon Petty spricht von den Klagen der landlords ueber den Fall der Renten und ihren Gegensatz gegen die improvements48 (sieh die Stelle nach49). Er verteidigt den Wucher gegen den landlord und setzt rent of money und rent of land auf eine Stufe.
Locke reduziert beide auf Exploitation der Arbeit. Nimmt dieselbe Stellung ein wie Petty. Beide gegen das gewaltsame Regulieren des Zinses. Das landed interest hatte gemerkt, dass, wenn der Zins fiel, der value of land stieg. Die Groesse der Rente gegeben, faellt oder waechst ihr kapitalisierter Ausdruck, i.e. der value of land, im umgekehrten Verhaeltnis wie der Zinsfuss.
Der Dritte in dieser Pettyschen line ist Sir Dudley North in der oben zitierten Schrift.
Es ist dies die erste Form, worin sich das Kapital dem Grundeigentum gegenueber auf die Hinterfuesse stellt, wie in der Tat usury50 ein Hauptmittel fuer die Akkumulation des Kapitals war, i.e. seine coproprietorship51 in den revenues des landlords. Aber das industrielle und kommerzielle Kapital gehn mehr oder minder Hand in Hand mit den landlords gegen diese altmodische Form des Kapitals.
"Wie der Landmann sein Land verpachtet, so verpachten diese" (who have52 "Kapital fuer das Geschaeftsleben, aber entweder nicht die noetige Geschicklichkeit besitzen oder die Muehe scheuen. es im Geschaeftsleben anzuwenden") "ihr Kapital. Dies letztere wird Zins genannt, ist aber nur die Rente vom Kapital"
(man sieht hier, wie bei Petty, wie rent den aus dem Mittelalter //1419/ Herkommenden als die urspruengliche Form des Mehrwerts erscheint),
"wie die andere die vom Boden ist. Und in verschiedenen Sprachen sind Mieten von Geld und Land gleichermassen gebrauchte Begriffe, und dasselbe ist in einigen Gegenden Englands der Fall. Ein Grundherr oder ein Kapitalherr zu sein ist also dasselbe. Der Vorteil des ersteren besteht nur darin, dass sein Mieter den Boden nicht forttragen kann, wie der Mieter des anderen es mit dem Kapital tun kann. Und darum soll der Boden einen geringeren Profit abwerfen als das Kapital, das mit dem groesseren Risiko verliehen wird." ((/North, "Discourses upon trade..."/) p. 4.)
Zins. North scheint zuerst den Zins richtig gefasst zu haben, denn unter stock, wie man aus dem gleich zu Zitierenden sehn wird, versteht er nicht nur Geld, sondern Kapital (wie ja auch Petty stock und Geld unterscheidet53. Bei Locke der Zins ausschliesslich durch die Masse des Geldes bestimmt, ditto bei Petty. Sieh die Stellen bei Massie darueber.)
"Wenn mehr Verleiher als Borger da sind, wird der Zins ... fallen ... Nicht dass niedriger Zins das Geschaeftsleben belebt, sondern bei wachsendem Geschaeftsleben bewirkt das Kapital der Nation niedrigeren Zins." (p.4.) "Gold und Silber und das aus ihnen gepraegte Geld sind nichts als Gewichte und Masse, mit denen der Verkehr leichter vonstatten geht, als es ohne sie moeglich waere, und ausserdem ein geeigneter Fonds, einen Ueberschuss an Kapital darin zu deponieren." (p.16.)
Preis und Geld. Da der Preis nichts ist, als das Aequivalent der Ware in Geld ausgedrueckt und, wenn vom Verkaufen die Rede ist, in Geld realisiert -- also die Darstellung der Ware als Tauschwert, um sie nachher wieder in Gebrauchswerte zu verwandeln, so ist es eine der ersten Erkenntnisse, dass es sich hierbei um Gold und Silber nur als Daseinsform des Tauschwertes der Waren selbst -- als ein Moment ihrer Metamorphose handelt, nicht um das Gold und Silber als solches. Dies sehr schoen bei North fuer seine Zeit:
"Was brauchen diese Leute, die nach Geld schreien?" etc.
(Die ganze Stelle, Beiheft C, S. 12, 13)*54
"Ich will mit dem Bettler beginnen ... es ist nicht Geld, sondern Brot und anderes Lebensnotwendige, wonach er verlangt ... Der Paechter klagt ueber Mangel an Geld ..., er denkt, wenn mehr Geld im Lande waere, koennte er einen Preis fuer seine Gueter bekommen. Also fehlt ihm anscheinend nicht Geld, sondern ein Preis fuer sein Korn und sein Vieh, das er verkaufen moechte, aber nicht kann ... Warum kann er keinen Preis erzielen? ... 1. Entweder es gibt zuviel Korn und Vieh im Land, so dass den meisten, die auf den Markt kommen ebenso wie ihm das Verkaufen not tut, das Kaufen aber nur wenigen; oder 2. der gewoehnliche Absatz durch Ausfuhr stockt, wie in Kriegszeiten, wenn der Handel unsicher oder nicht erlaubt ist; oder 3. der Konsum wird geringer, wenn z.B. die Leute infolge Armut nicht mehr soviel fuer ihren Haushalt ausgeben wie frueher. Deshalb ist es nicht die Vermehrung von Geld schlechthin, die sich guenstig auf die Gueter des Paechters auswirken wuerde, sondern die Beseitigung einer dieser drei Ursachen, die wirklich den Markt niederhalten.
Kaufmann und Kraemer brauchen in gleicher Weise Geld, d.h., weil die Maerkte stocken, fehlt ihnen der Absatz der Gueter, mit denen sie handeln." (p. 11, 12.)
Ferner: Das Kapital ist sich verwertender Wert, waehrend bei der Schatzbildung die kristallisierte Form des Tauschwertes als solche der Zweck. Eine der ersten Erkenntnisse der klassischen Oekonomen daher der Gegensatz zwischen Schatzbildung und Verwertung des Gelds, i.e. Darstellung des Gelds als Kapital.
"Niemand ist dadurch reicher, dass er seinen Besitz ganz in Geld, Gold- und Silbersachen usw. bei sich liegen hat, sondern im Gegenteil, er ist deshalb um so aermer. Der Mann ist der reichste, dessen Besitz im Wachsen ist, bestehe er nun aus verpachtetem Boden oder aus gegen Zins verliehenem Geld oder im Geschaeftsleben angelegten Guetern." (p. 11.)
(So sagt John Bellers, "Essays about the Poor, Manufactures, Trade, Plantations, and Immorality etc.", Lond. 1699:
"Geld vermehrt sich weder, nach ist es nuetzlich, ausser wenn es fortgegeben wird; und wie Geld fuer einen Privatmann nicht gewinnbringend ist, ausser wenn er es fuer etwas Wertvolleres verwendet, so ist die ganze Masse des Geldes, die ueber das fuer das inlaendische Geschaeftsleben absolut Notwendige hinausgeht, totes Kapital fuer ein Koenigreich oder eine Nation und bringt dem Lande, in dem es festgehalten wird, keinen Profit." (p. 13.))
"Obwohl jeder es" (money) "zu haben wuenscht, so wuenscht doch niemand oder fast niemand, es zu behalten, sondern jeder bemueht sich, es sofort zu verwenden; denn er weiss, dass von all dem Gelde, das tot daliegt, kein Gewinn, sondern ein sicherer Verlust zu erwarten ist." ((/North, l.c./) p.21.)
//1420/ Geld als Weltgeld.
"Eine Nation nimmt in der Welt, was das Geschaeftsleben anbelangt, in jeder Beziehung dieselbe Stellung ein wie eine Stadt in einem Koenigreich oder eine Familie in einer Stadt." (p. 14.) " In diesem Geschaeftsverkehr unterscheiden sich Gold und Silber in keiner Weise von anderen Waren, sondern werden denen weggenommen, die Ueberfluss daran haben, und denen hingebracht, die Mangel daran haben oder danach verlangen."(p.13.)
Das Quantum Geld, das zirkulieren kann, ist durch den Warenaustausch bestimmt.
"Wenn auch noch soviel" (Geld) "aus dem Ausland gebracht oder im lnlandgemuenzt wuerde, alles, was die Erfordernisse des Handels der Nation uebersteigt, ist nur Barren und wird als solches behandelt; und gemuenztes Geld wird dann wie Gold- und Silbersachen aus zweiter Hand bloss zu seinem Metallgehalt verkauft." (p. 17, 18.)
Verwandlung von money in hullion und umgekehrt (p. 18) (Beiheft C, p. 13). Schaetzen und Waegen des Geldes. Oszillatorische Bewegung (l.c. S. 14).55
Der Wucher und das landed interest und der trade:
"Die in unserm Volk auf Zinsen ausgelegten Gelder werden noch lange nicht zum zehnten Teil an Geschaeftsleute ausgegeben, um damit ihre Geschaefte zu betreiben; sie werden zum groessten Teil ausgeliehen fuer Luxusartikel und fuer die Ausgaben von Leuten, die, obwohl grosse Grundbesitzer, doch rascher Geld ausgehen, als ihr Grundbesitz es einbrinet; und da sie den Verkauf ihrer Gueter scheuen, sie lieber verhypothekieren." ((/North, l.c. p./) 6, 7.) /XXIII-1420//