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Die vorliegende Arbeit wurde vor fast einem Jahre begonnen, jedoch durch die Revolution des 9. November unterbrochen. Diese stellte mir zunächst andere Aufgaben als theoretische und historische Forschungen. Erst nach Monaten konnte ich zu ihnen zurückkehren, um, wenn auch mit wiederholten Unterbrechungen, meine Schrift fertig zu stellen.
Der Einheitlichkeit der Darstellung war dieser Werdegang nicht günstig. Sie wurde noch erschwert dadurch, daß im Fortgang der Untersuchung das Thema sich ein wenig verschob. Meinen Ausgangspunkt bildete das zentrale Problem des heutigen Sozialismus, die Stellung der Sozialdemokratie zu den bolschewistischen Methoden. Da der Bolschewismus sich mit Vorliebe auf die Pariser Kommune von 1871 beruft als seinen Vorgänger und sein Vorbild, das die Sanktion von Marx erhalten habe, und da die Kommune der heutigen Generation nur wenig mehr bekannt ist, unternahm ich es, eine Parallele zwischen Kommune und Sowjetrepublik zu ziehen.
Um die Kommune verständlich zu machen, mußte ich auf die erste Pariser Kommune, und damit auf die französische Revolution und ihr Schreckensregiment zurückgreifen. Damit ergab sich eine neue Parallele zur Sowjetrepublik, und wurde zur Untersuchung der Kommune die des Terrorismus, seiner Wurzeln und seiner Früchte, hinzugefügt.
So sind es zwei Gedankengänge, die sich in dieser Schrift miteinander verschlingen, von denen der eine gelegentlich vom andern ablenkt. Ich empfand das selbst als störend, und erwog, ob es nicht anginge, die eine Arbeit in zwei getrennte zu zerlegen, eine Darlegung der Kommune und eine Erörterung des Terrorismus gesondert zu geben. Doch stehn im Hinblick auf meinen Ausgangspunkt, die Sowjetrepublik, diese beiden Erscheinungen in so engem Zusammenhange, daß es mir unmöglich erschien, sie getrennt zu behandeln. Ich hoffe, es ist mir trotz der Schwierigkeiten, die sich aus dem Doppelcharakter des Themas ergaben, doch gelungen, die Einheitlichkeit des Aufbaues der Gedanken zu bewahren.
So akademisch den Leser manche meiner Ausführungen anmuten mögen, sie sind alle von höchster Aktualität eingegeben, wie das in einer so wild-gährenden Zeit gar nicht anders möglich ist. Das soll natürlich nicht sagen, daß ich die Wahrheit den Bedürfnissen des Augenblicks angepaßt habe, wohl aber, daß ich überall, auch dort, wo ich in die entfernteste Vergangenheit zurückging, nur jene Seiten hervorhob, die geeignet sind, Licht in das Chaos zu bringen, das uns umtobt.
Betrachtet man nur dieses russische und deutsche Chaos, dann ist der Anblick und Ausblick, den es uns augenblicklich bietet, nicht sehr erfreulich: eine Welt, versinkend in ökonomischem Ruin und scheußlichem Brudermord: hier wie dort Sozialisten in den Regierungen, die gegen andere Sozialisten mit der gleichen Grausamkeit vorgehn, die vor einem halben Jahrhundert das gesamte internationale Proletariat voll verachtungsvoller Entrüstung an den Versailler Schlächtern der Kommune brandmarkte.
Doch der Ausblick wird heller, wenn wir die Internationale betrachten. Die Arbeiter Westeuropas haben sich erhoben, an ihnen liegt es, mit würdigeren Methoden Wirksameres zu erzielen, als es uns bis jetzt im Osten gelang.
Dazu aber ist es notwendig, daß sie von uns lernen, daß sie die verschiedenen Methoden des Kämpfens und des Aufbauens an ihren Ergebnissen erkennen.
Nicht blinde Verherrlichung der bisherigen Methoden der Revolution, sondern ihre strengste Kritik ist notwendig, ist am dringendsten notwendig gerade jetzt, wo die Revolution und die sozialistischen Parteien in ihr eine schwere Krisis durchmachen, in der verschiedene Methoden miteinander um Geltung ringen. Der Erfolg der Revolution wird nicht zum wenigsten davon abhängen, ob es der richtigen Methode gelingt, sich im Proletariat durchzusetzen.
Unsere Methoden zu prüfen, ist heute unsere oberste Pflicht. Bei dieser Prüfung zu helfen und dadurch die Revolution zu fördern, ist die Aufgabe der vorliegenden Schrift.
Charlottenburg, Juni 1919.
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Zuletzt aktualisiert am 7.1.2012