Karl Kautsky

Kriegsmarxismus


1. Einige Kleinigkeiten

Der politische Kurs, der von der Mehrheit der sozialdemokratischen Fraktion am 4. August 1914 eingeschlagen wurde, ist über eine gewisse Zweideutigkeit nicht hinausgekommen. Er wollte etwas ganz Neues und doch nur die Fortsetzung des Weges darstellen, den die Sozialdemokratie ein halbes Jahrhundert lang mit größter Konsequenz verfolgt hatte. Die Politik des 4. August wollte das Vertrauen der Regierungen und der bürgerlichen Parteien gewinnen und gleichzeitig das der Arbeitermassen erhalten, das nur durch die unbeugsamste oppositionelle Haltung der Sozialdemokratie gewonnen worden war.

Dieser Zweideutigkeit in der Stellung entspricht auch eine Zwiespältigkeit in der Art, wie die Politik des 4. August begründet wird.

Man beruft sich zu ihrer Rechtfertigung auf Marx, Engels, Bebel, Liebknecht; erklärt, die jetzige Haltung mache nur wahr, was wir immer betont haben, und zugleich verwirft man unsere bisherigen Grundsätze als überholt. Marx und Engels, Bebel und Liebknecht hatten zu ihrer Zeit recht gehabt, aber seitdem habe sich alles geändert und unsere Aufgabe sei es, umzulernen und den neuen Tatsachen Rechnung zu tragen, nicht die alten Dogmen gedankenlos nachzubeten. Diese beiden Arten der Begründung heben einander zwar auf, aber das tut nichts.

Die Umlerner traten sehr entschieden auf, sahen verächtlich auf die „orthodoxen“ Marxisten herab, mussten aber selbst zugeben, dass ihren neuen Ideen jede eigene theoretische Grundlage fehle.

Nun hoffen sie eine solche gewonnen zu haben in Karl Renners neuestem Buche uber Marxismus, Krieg und Internationale (Kritische Studien über offene Probleme des wissenschaftlichen und des praktischen Sozialismus. Stuttgart I.H.W. Dietz, 1917, XII, 384 S.), eine Sammlung von Artikeln, die im Laufe des Krieges im Kampf und der Arbeiter-Zeitung erschienen sind.

Renner ist sicher neben Cunow der bedeutendste theoretische Kopf der Umlerner, und er genießt dabei den Vorzug, eine achtungswerte Personlichkeit zu sein, kein charakterloser Streber, der Überzeugungen ebenso rasch zu wechseln versteht wie Hemden. In langem Ringen ist Renner allmählich zu seinen jetzigen Anschauungen gekommen. Er hat sich durch sie in Gegensatz zu uns gestellt, obwohl er früher auf unserer Seite stand, jedoch können wir die Keime seiner jetzigen Anschauungen schon in seinen früheren Schriften entdecken. Der Krieg hat diese Keime nur starker entwickelt und dadurch dasjenige, das uns mit ihm verband, in den Hintergrund gedrängt. Es ist zum Teil unsere eigene Schuld, wenn wir diese Keime des Gegensatzes früher übersahen oder als bloße Rudimente der Vergangenheit betrachteten. Und weil die Keime zu dem Gegensatz schon da waren, weil dieser dem inneren Wesen des Mannes und nicht äußeren Anstößen entspringt, gehört Renner auch nicht zu den Renegaten und halt sich frei von üblen Renegatenmanieren.

Renners Buch ist der erste Versuch einer theoretischen Begründung der Politik des 4. August. Als solches verdient es eingehende Beachtung. Aber damit sei nicht gesagt, dass es seinen jetzigen Standpunkt begreiflich macht.

Darüber werden wir ausführlich handeln müssen. Bevor wir uns auf die sachliche Untersuchung einlassen, seien jedoch einige Kleinigkeiten erwähnt, die für die Frage der sachlichen Richtigkeit des Rennerschen Standpunktes unerheblich sind, aber doch die Eigenart seines Buches kennzeichnen und uns noch weniger begreiflich erscheinen als dieser Standpunkt selbst.

Renners Arbeit bildet vornehmlich eine Kritik des bisherigen Marxismus, aber merkwürdigerweise lasst sie nirgends erkennen, gegen wen sie sich eigentlich richtet. Sie wimmelt von Ausfallen gegen die „Vulgärmarxisten“. und doch findet sich in dem ganzen Buche nicht ein Satz, nicht ein Name genannt, der uns Aufschluss darüber gäbe, wen er unter diesem wegwerfenden Ausdruck versteht. Der Leser wird mit keinem Worte darüber unterrichtet, wem die Kritik eigentlich gilt.

Es ist doch nicht anzunehmen, das Renner mit den „Vulgärmarxisten“ Sozialdemokraten meint, die auf seiner Seite stehen, die Quessel, Lensch, Hänisch oder die Kolb, Cunow, Peus. Sollte er etwa die „Austromarxisten“ darunter verstehen, die Fritz Adler und Max Adler, Otto Bauer und Hilferding, Eckstein und mich? Ich ziehe es vor, in dieser Gesellschaft vulgar, als in jener klassisch zu sein.

Es ist um so weniger möglich, bestimmt zu sagen, wen Renner unter den „Vulgärmarxisten“ versteht, als seine kritichen Bemerkungen nicht sehr präzis sind. Oft übt er Kritik Kriegsmarxismus nur indirekt aus in der Weise, dass er eine Selbstverständlichkeit mit grosstem Nachdruck gegen einen supponierten Feind verteidigt und dadurch dem Leser den Glauben beibringt, dieser Feind sei wirklich vorhanden und in den Reihen der Renner feindlichen Marxisten zu finden.

So ruft er auf Seite 33:

„Was ich bestreite, ist die Richtigkeit der Annahme, jedes Proletariat jedes Landes konne zu jeder Stunde jeden beliebigen Staat ubernehmen und mit der jeweils gegebenen Bureaukratie sozialisieren.“

Und Seite 315 heißt es:

„Wer etwa weiß, wie schwer es ist, tüchtige Werkstattenvertrauensmänner zu ihren nächsten Pflichten zu erziehen, bleibt frei von dem Aberglauben an das Dekret, das die soziale Verfassung ganzer Reiche über Nacht umkehren könne.“

Ebensogut konnte Renner darauf hinweisen, dass langjährige praktische Erfahrungen ihm unzweifelhaft erwiesen hatten, zweimal zwei sei vier, und dass sie ihn vor dem Aberglauben bewahrten, zweimal zwei sei fünf.

Wo und wann und von wem ist jemals erklärt worden, jedes Proletariat jedes Landes konne zu jeder Stunde jeden beliebigen Staat ubernehmen?

Auf Seite 31 behauptet Renner, diese Anschauung werde verfochten von „Marxisten, die ganze Satze, ganze Seiten von Marx hersagen wie ein Zauberer seine Formeln“, aber damit erfuhren wir noch immer nicht, wer jene Marxisten sind.

In die gleiche Kategorie gehört es, wenn Renner uns des öfteren belehrt, dass „wir Marxisten allesamt besser daran tun, statt uns mit alten Zitaten zu bewerten, den Staat und das Recht zu studieren“. (S. 36. vgl. S. 6, 20.)

Renner hat ja so recht! Aber wer wird ihm diese Weisheit bestreiten? Anderseits wird er aber doch nicht behaupten wollen, dass man kein wissenschaftliches Buch jemals zitieren darf. Es kommt doch nur auf das Wann und Wie an. Renner selbst beruft sich in seinem Buche sehr oft auf Marx. Freilich, ohne ihn wörtlich zu zitieren.

Sollte in der genauen Angabe einer Quelle der Fehler liegen? Zitate können natürlich das Studium der Wirklichkeit nie ersetzen. Aber die Äußerungen eines Mannes, der die Wirklichkeit besonders tief erfasst hat, können als Wegweiser und Fingerzeige andere Forscher bei ihren Studien auf manchen Weg aufmerksam machen, den sie ohne diese Äußerungen übersehen hatten. Sollte es Marxisten geben, die Marx-Zitate nicht als Wegweiser für die Erforschung der Wirklichkeit ansehen, sondern als Beweise, die das Studium ersetzen, dann hat Renner ein Recht, sich gegen sie zu wenden.

Aber er zeige uns erst, dass es solche Marxisten gibt, ehe er sich daran macht, sie zu belehren.

Nicht besser steht es mit der Erklärung, seit den Tagen des Marxschen Kapital habe sich gar manches geändert. Ja, wer wird denn das bestreiten? Das ist ebenso selbstverständlich wie die anderen bisher zitierten Wahrheiten, die uns Renner verkündet. Entscheidend ist die Frage, welcher Art diese Änderungen sind. Darum geht der Streit.

Dieser Frage gilt auch in der Hauptsache das Buch Renners. Da begegnen wir aber einer neuen Sonderbarkeit. Er wird nicht müde, die Probleme aufzuzählen, die seit den Tagen, in denen Marx schrieb, aufgetaucht sind, um dann die schwersten Vorwürfe gegen die Marxisten insgesamt zu richten, die dabei nicht immer genau von den Vulgärmarxisten unterschieden werden; Vorwürfe, weil sie diese Probleme nicht untersucht und gelost haben.

Auf Seite 35 werden die „Jünger“ angeklagt, dass sie es versäumt, eine „marxistische Staats- und Rechtslehre zu schaffen“; auf Seite 38, dass sie kein „induktives Lehrbuch der politischen Ökonomie“ verfasst. Auf Seite 44 wird den Marxisten die Aufgabe gestellt, „eine staatliche Theorie der politischen Ökonomie“ zu produzieren, auf Seite 66 die Aufgabe, „die Politik wechselnder Allianzen zu studieren“.

Früher schon klagt er, dass „der Prozess der Nationalisierung des Kapitals ... von uns Marxisten bisher kaum zur Not untersucht ist“ (S. 17). „Noch fehlt uns Sozialisten eine gründliche Analyse des geschlossenen Wirtschaftsgebietes“ (S. 18), und doch steht dieses „im Brennpunkt des Zeitgeschehens“ (S. 90). Seine Gesetze sind „das ureigenste Studienprogramm des Marxismus unserer Tage“ (S. 114).

Der Prozess der Sozialisierung des Grundeigentums schlagt Bahnen ein, „die bisher von der Schule Marx’ noch nicht durchschaut sind“ (S. 71); „die Behandlung des Grundeigentums in der Parteiliteratur ist falsch und einseitig“ (S. 72). „Eine der dringendsten Aufgaben der marxistischen Theorie ist die genaue Durchforschung der Klassengegensätze höherer Ordnung“ (S. 121), nämlich der ökonomischen Gegensätze zwischen den Staaten:

„Da unsere Theorie die Fortbildung zum Wirtschaftsgebiet übersehen hat, ist sie niemals dazu gekommen, ein allgemein anerkanntes System der Handelspolitik zu entwerfen. Nachträglich empfinden wir diesen Mangel, wir helfen uns mit den abgelegten Schlagworten der bürgerlichen Freihandelsbewegung! Ein beschämender Ausweg! Ebenso entbehren wir einer halbwegs brauchbaren Erforschung des Volkerrechtes und behelfen uns bald mit pazifistischen, bald mit patriotischen Schlagwörtern – ein ebenso beschämender Ausweg. Das gänzliche Fehlen einer theoretischen Orientierung über den Zusammenhang der Wirtschaftgebiete und über eine mögliche und wahrscheinliche Entwicklungsrichtung, deren Stadien und Ziele, hat uns dahin gebracht, in der jetzigen, vielleicht entscheidenden Wirtschaftsumwälzung uns entweder an den Status quo ante zu halten und auf die allerreaktionärste Formel zu schworen, oder aber von dem morgigen Tage sofort das Tausendjährige Reich zu erwarten und in exaltierte Schwärmerei zu verfallen, eine Hilflosigkeit, die für Vertreter des ökonomischen Historismus geradezu blamabel ist. Unsere Geschichtstheorie, die kraft ihrer ökonomischen Fundierung hatte die erleuchtetste sein müssen, hat mit dem größten bisherigen Geschichteereignis nichts anzufangen gewusst, als ihm die Beichtvaterfrage nach individueller Schuld und Sühne zu stellen. Von den tatsächlich geltenden Daseins- und Beziehungsgesetzen der Staaten besitzen wir eben keine durchgebildete Lehre, obwohl wir den Schlüssel dazu schon lange, in den Händen halten!

Erst wenn diese Dinge methodisch untersucht sind, wird die Bahn frei sein für eine Theorie der ökonomischen Entwicklung der Welt auf unserer Stufe.“ (S. 122, 123)

Die Zitate dieser Art ließen sich noch unendlich vermehren. Die Liste der „Versäumnisse“, die die Schule von Karl Marx auf dem Gewissen hat, ist bei Renner eine ungeheure. Waren seine Vorwürfe begründet, sie müssten die ganze Marxsche Schule zermalmen. In Wirklichkeit machen sie einen komischen Eindruck, wenigstens auf mich. Ich bin abgehartet gegen sie, denn sie kommen mir sehr bekannt vor.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem mir nicht die dringende Aufforderung zugeht, sofort eine Lücke in der marxistischen Literatur auszufüllen, eine Weltgeschichte auf materialistischer Grundlage abzufassen, eine Grundlegung der Steuerpolitik, eine Soziologie, eine Staatslehre und noch manches andere. Diese Aufforderungen sind nicht tragisch zu nehmen, im Gegenteil, sie erfreuen mich, denn sie bezeugen einen starken unstillbaren Drang nach Wissen derjenigen, die sie äußern. Ich betrachte sie nicht als Vorwürfe, denn sie kommen ausnahmslos von naiven jungen Leuten, die keine Ahnung von den Bedingungen und Schwierigkeiten wissenschaftlicher Arbeit haben.

Hier wird uns aber ein umfangreiches Aufgabenheft präsentiert von einem Manne, der selbst wissenschaftlich arbeitet. Da darf man denn wohl mit der Gegenfrage antworten: Warum ösest du selbst keine von allen den Aufgaben, die du uns stellst?

Es kann in der Wissenschaft unter Umständen schon ein Verdienst sein, eine Frage zu formulieren, auch wenn man sie nicht beantwortet.

Die bloße Fragestellung ist jedoch bloß dann wissenschaftlich wertvoll, wenn die Beantwortung der Frage zurzeit noch nicht möglich ist, wenn erst die Vorarbeiten dazu geleistet werden müssen. In diesem Falle aber wäre es .sinnlos, die Tatsache, dass die Frage noch nicht beantwortet wurde, eine „beschämende“ oder „blamable“ zu nennen.

Sind aber die Vorarbeiten bereits gemacht, ist bei dem gegebenen Stande des Wissens eine Beantwortung der Frage möglich, dann ist das Ausbleiben der Antwort beschämend und blamabel für denjenigen, der die Frage stellt und für keinen anderen.

Die Wissenschaft ist frei. In ihr geht es nicht so zu, wie in der Schule, wo ein Schulmeister den Schülern Aufgaben stellt und ihnen schlechte Zensuren erteilt, wenn sie die Losung verabsäumen. In der Wissenschaft behandelt jeder jene Probleme, die ihm bei seinen eigenen Arbeiten aufstoßen, nichts verpflichtet ihn, Probleme zu losen, die ein anderer ihm stellt. Seine Verpflichtung geht bloß dahin, unermüdlich zu forschen und bei keinem Problem, das er in Angriff nimmt, früher zu rasten, ehe er es gründlich untersucht hat.

Lächerlich macht sich in der Wissenschaft bloß derjenige, der Fragen aufwirft, ihre Losung für möglich und für dringend erklärt, und der, statt sie selbst zu losen, über den beschämenden und blamablen Zustand zetert oder raunzt, um österreichisch zu reden, dass die anderen sich nicht mit seinen Fragen, sondern mit anderen Aufgaben beschäftigen, die sie sich selbst stellen.

Wäre der in Renners Euch beklagte Zustand wirklich beschämend und blamabel, der Vorwurf träfe bloß den Autor selbst.

Er trifft auf keinen Fall uns „Vulgärmarxisten“, weil wir von vornherein Renners ganze Fragestellung bestreiten. Alle, die Aufgaben, die er stellt, die Fragen, die er auf wirft, sind in der Weise, wie er sie vorbringt, Fragen und Aufgaben für ihn, nicht aber für uns, die wir die Dinge ganz anders auffassen, wie sich noch zeigen wird.

Der große Fragekasten, der da vor uns ausgeleert wird, ist indes, so seltsam er uns anmutet, doch noch nicht das seltsamste in dem Buche. Noch weit unbegreiflicher ist es, dass Renner zuerst in ausgiebigster Weise versichert, von allen den Fragen, auf die es ankommt, sei keine untersucht, und dass er dann doch sie alle zu beantworten weiß. Er sagt, er stelle seine Ausführungen zur Erörterung:

„Nicht um alleinseligmachende Losungen zu verkünden, sondern um einige quälende Probleme aufzurollen, die nach meiner Meinung erforscht sein müssen, bevor eine zwingende Antwort möglich ist. Ich stelle Vorfragen und versuche vorläufige Antworten, weit entfernt davon, sie als bewiesen hinzustellen, aber noch weiter entfernt, bloße Randnoten als Widerlegung gelten zu lassen.“ (S. 7)

Und weiter:

„Man nehme diese kurze Skizze nicht schon für die Forschung, die Absteckung des Gegenstandes im Wege einer vorläufigen Orientierung nicht für seine Darstellung, ich biete keine neue Theorie, sondern entwerfe ein Studienprogramm für Marxisten.“

Wunderbar sind Renners Wege! Er gibt uns seine Antworten, ist aber „weit entfernt davon, sie als bewiesen hinzustellen“.

Welchen Zweck haben denn solche Antworten? Er glaubt sich damit zu helfen, dass er unterscheidet zwischen „vorläufigen“ und „zwingenden Antworten“. Die „vorläufigen“ bedürfen nach seiner Meinung keines Beweises. Derartige Antworten sind aber doch nichts anderes als unbewiesene Vermutungen. Er vermeint, uns mit solchen Vermutungen kommen zu dürfen, weil er ja doch, in vorteilhaftem Gegensatz zur „pfäffischen Unduldsamkeit“ der “Vulgärmarxisten“, keine „alleinseligmachenden Lösungen zu verkünden“ gedenke.

Das Wort von den „alleinseligmachenden Lösungen“ kann nichts sein als eine scherzhafte Wendung oder eine leere Verdächtigung. Niemand in der Wissenschaft, auch keiner der „Vulgarmarxisten“, beansprucht, mit „alleinseligmachenden Löungen“ zu kommen.

Wohl aber gilt, wie schon bemerkt, in der Wissenschaft der Grundsatz, dass man mit der Antwort auf eine Frage erst dann hervortreten soll, wenn man sie gewissenhaft erforscht und auf diese Weise zu einer gut begründeten, wenn auch nicht „alleinseligmachenden Lösung“ gekommen ist. „Vorläufige Antworten“, aufs Geratewohl in die Welt geschleudert, gelten in der Wissenschaft nichts.

Wenn nun Renner wenigstens dabeibliebe, in Fortgang seines Buches seine Antworten als „vorläufige“ unbewiesene Vermutungen zu behandeln! Doch unvermerkt verwandeln sich die Vermutungen in Behauptungen, freilich völlig unbewiesene, trotzdem sehr bestimmte Behauptungen. Und diese unbewiesenen Behauptungen werden schließlich zu den Grundpfeilern eines ganzen politischen Systems, der Politik des vierten August, in deren höchst energischer Verherrlichung das Buch ausklingt.

Sehen wir uns um diese Grundlegung etwas naher an.


Zuletzt aktualisiert am 3. September 2016