Karl Kautsky

Die Klassengegensätze im Zeitalter
der Französischen Revolution


VIII. Die Sansculotten


Zum dritten Stand gehörten auch die Handwerker. Die zünftige Organisation war längst verknöchert und zu einem Mittel geworden, die handwerksmäßige Produktion für einige wenige zu monopolisieren und das Meisterrecht zu einem Privilegium zu gestalten, das, je kleiner der Kreis derjenigen, denen es zuteil wurde, um so mehr die Ausbeutung der Gesellen und Konsumenten begünstigte. Das Aufsteigen eines Gesellen in den Meisterstand war fast unmöglich, wenn er nicht der Sohn oder Schwiegersohn eines Meisters war oder eine Meisterswitwe heiratete. Dm anderen wurde die Erlangung des Meisterrechtes durch eine Reihe von Bedingungen nicht nur sehr erschwert, sondern in der Regel von vornherein unmöglich gemacht. Oft war die Zunft geradezu für eine geschlossene erklärt und die Zahl der Handwerkmeister, die sie enthalten durfte, ein für allemal festgesetzt.

Indes irrten sich die Herren zünftigen Meister, wenn sie glaubten, im absoluten Polizeistaate ihr Monopol auf eigene Faust festsetzen und behaupten zu können. Das alte Königtum hielt es für höchst unmoralisch, daß eine Clique das Volk vermöge eines Monopols ausbeute, ohne die Beute mit dem Herrscher zu teilen. Das Recht, Meisterbriefe zu erteilen – und zwar, was die Hauptsache war, gegen gute Bezahlung –, wurde für ein Vorrecht der Krone erklärt. Ebenso nahm diese das Recht in Anspruch, die Zunftbeamten zu ernennen. Wollten die Zünfte die Vorrechte für sich behalten, so mußten sie dieselben der Krone um schweres Geld abkaufen, und zwar nicht bloß ein für allemal, sondern zu wiederholten Malen, da die Krone sich gern ihrer Souveränitätsrechte gegenüber den Zünften erlunerte und sie geltend zu machen drohte, so oft sie Geld brauchte.

Die zünftigen Meister hatten natürlich ein großes Interesse an der Erhaltung des Privilegienstaates; sie, als die Schwächsten, wären die ersten Opfer einer Reformpolitik geworden. Ihnen galt in der Tat der erste Angriff des Reformers Turgot.

Im schroffsten Gegensatz zu ihnen standen ihre Gesellen. Die Gesellenschaft bildete nicht mehr ein bloßes Übergangsstadium zur Meisterschaft, die Gesellen waren zu einer eigenen Klasse mit besonderen Interessen geworden. Aber doch fühlten sie sich nicht als Lohnproletarier im heutigen Sinn. Zu den zünftigen Meistern standen sie in schroffstem Gegensatz, verlangten aber nichts weiter, als selbst Meister werden zu können, und fühlten sich eins mit den nichtzünftigen Meistern, einer zahlreichen und rasch anwachsenden Klasse.

Im Privilegienstaat genossen in manchen Städten verschiedene Örtlichkeiten das Privilegium, von der Herrschaft des Zunftzwangs ausgeschlossen zu sein. Dieser galt ja in der Regel bloß für die Städte, nicht für die Dörfer. Manche Dörfer, die in der Nähe einer großen, rasch anwachsenden Stadt lagen, zu Vorstädte wurden und mit der Stadt verschmolzen, wußten sich auch in der Folgezeit des Zunftzwangs zu erwehren. Als unter Ludwig XVI. das Elend unter den nichtzünftigen Handwerkern und die Opposition gegen die Zünfte wuchs, suchte die Regierung die Gemüter dadurch zu beruhigen, daß sie diese Privilegien der Vorstädte ausdehnte, manchen Örtlichkeiten auch neu erteilte. In Paris waren in dieser Beziehung besonders begünstigt die Faubourgs St. Antoine und du Temple. [1] Alle Gesellen, die selbständig werden wollten und keine Aussicht hatten, eine zünftige Meisterstellung zu erlangen, drängten sich in diesen Vorstädten zusammen. Eine Unzahl kleiner Meister vegetierte kümmerlich in diesen engen Bezirken, außerhalb deren sie ihre Produkte in der Stadt nicht verkaufen durften, und je mehr ihre Zahl und die Konkurrenz wuchs, die sie sich untereinander machten, desto unmutiger trugen sie die Schranken, die der Privilegienstaat ihnen auferlegt, desto erbitterter verglichen sie ihr Elend mit der protzenhaften Behäbigkeit der Zunftmeister in den benachbarten Stadtteilen.

In den vom Zunftzwang befreiten städtischen und stadtähnlichen Bezirken legten aber auch die Kapitalisten am liebsten ihre Manufakturen an, weil sie dort am leichtesten fanden, was sie brauchten, ein großes Angebot geschickter Hände, an deren Ausbeutung sie nichts hinderte. Neben einer Unzahl kleiner Meister und Gesellen finden wir daher in den fraglichen Vorstädten auch zahlreiche Lohnarbeiter der kapitalistischen Industrie, die sich zum Teil aus den handwerksmäßigen Arbeitern rekrutierten, zum Teil aus der Landbevölkerung, Neben den gelernten Arbeitern verwendete die kapitalistische Industrie auch schon immer mehr Ungelerute, Taglöhner usw.

Hand in Hand mit diesen Elementen gingen andere, die sich teils aus ihnen rekrutierten, teils von ihnen lebten und ihre Interessen teilten, Kleinhändler, Wirte usw.

Unter dieser Masse von Arbeitern und Kleinbürgern fand sich aber ein zahlreiches Lumpenproletariat, das immer mehr anwuchs und immer mehr in die Städte strömte, wo sich am leichtesten Gelegenheit zu ehrlichem wie unehrlichem Erwerb fand, vor allem nach Paris. Die Zahl der Bettler umfaßte den zwanzigsten Teil der Nation; 1777 gab man sie auf 1.200.000 an. In Paris machten sie über ein Sechstel der Bevölkerung aus, an 120.000.

Ein großer Teil dieses lumpenproleiariats war noch nicht völlig verkommen und zeigte sich noch eines moralischen Aufschwungs fähig, sobald ein Hoffnungsschimmer sich ihm zeigte. Voll Begeisterung stürzten diese Volksschichten sich in die revolutionäre Bewegung, die ihnen ein Ende ihrer Leiden verhieß. Daß auch nicht wenige schmutzige Elemente sich der Revolution zuwandten, bloß um im trüben zu fischen und ihre Sache bei jeder Gelegenheit zu verkaufen und zu verraten, ist naheliegend. Lächerlich aber ist es, diese verlumpten Existenzen zu Typen der ganzen aus Kleinbürgern und Proletariern bestehenden Masse hinzustellen.

So bunt zusammengewürfelt diese war, sie war doch bis zu einem gewissen Grade einheitllch, eine wirkliche revolutionäre Masse. Es durchdrang sie ein intensiver Haß, nicht bloß gegen die Privilegierten, die Zunftmeister, die Pfaffen, die Aristokraten, sondern auch gegen die Bourgeoisie, die sie teils ausbeutete als Steuerpächter, Getreidespekulant, Wucherer, Unternehmer usw., teils ihnen Konkurrenz machte, die jeden von ihnen in der einen oder anderen Form mißhandelte. Trotz dieses Hasses und der drastischen Art und Weise, in der sie ihm mitunter Ausdruck gaben, waren diese revolutionären Elemente doch keine Sozialisten. Das Proletariat als selbstbewußte Klasse bestand vor der Revolution noch nicht. Es lebte noch ganz im Ideengang des Kleinbürgertums; dessen Ziele und Forderungen lagen aber auf dem Boden der Warenproduktion.

Es führt zu einer ganz falschen Auffassung, wenn man diese Elemente den modernen Lohnarbeitern der Großindustrie gleichstellt und ihnen deren Tendenzen unterschiebt; es führt zu einer ganz falschen Auffassung nicht bloß dieser Elemente, die man unter dem Namen der „Sansculotten“ [2] zusammenfaßt, sondern der ganzen Revolution, auf deren Gestaltung sie so großen Einfluß genommen haben.

Die Bourgeoisie bildete, wie wir gesehen keineswegs eine geschlossene revolutionäre Masse. Verschiedene ihrer Fraktionen waren durch Augenblicksvorteile an der Erhaltung des Privilegienstaates direkt interessiert; andere standen der Revolution mißtrauisch und kühl gegenüber, wieder anderen, die mit ihr sympathisierten, fehlten Mut und Kraft. Es wäre dem revolutionären Teil der Bourgeoisie nicht möglich geworden, sich ohne Bundesgenossen seiner Gegner zu erwehren, vor allem des Hofes, der zum mindesten auf einen Teil der Armee unbedingt rechnen konnte, auf diejenigen französischen Regimenter, die aus reaktionären Provinzen sich rekrutierten und auf die aus angeworbenen Deutschen und Schweizern bestehenden Regimenter; der endlich mit dem Ausland sich verband und im Innern den Bürgerkrieg schürte. Um mit diesen Elementen der Gegenrevolution fertig zu werden, dazu bedurfte es anderer Leute als der Bourgeoisie, Leute, die bei einer Umwälzung nichts riskierten, die keine Rüksichten auf hohe Kundschaften nehmen mußten, die kräftige Arme zum Dreinschlagen hatten; dazu bedurfte es vor allem großer Massen. In den Bauern, den Kleinbürgern und Proletariern fand der revolutionäre Teil der Bourgeoisie die Stütze, ohne die er unterlegen wäre. Aber die Bauern und auch die Kleinbürger und Proletarier in den Provinzstädten waren zu zerstreut, zu wenig organisiert, zu entfernt von Paris, wo die politischen Bewegungen sich konzentrierten, um bei plötzlichen Entscheidungen eingreifen zu können.

Die Zentren der Revolution wurden die Vorstädte der Hauptstadt, in denen die Politik des Privilegienstaates selbst in unmittelbarster Nähe des Sitzes der Zentralregierung die tatkräftigsten und rücksichtslosten Elemente des Laudes zusammengedrängt hatte, die nichts zu verlieren, alles zu gewinnen hatten.

Sie waren es, welche die Nationalversammlung vor den Angriffen des Hofes schützten, die durch die Erstürmung der Bastille am 14. Juli 1789 nicht bloß diese Festung eroberten, die die revolutionäre Vorstadt St. Antoine mit ihren Kanonen bedrohte, sondern, auch einen Versuch des Hofes zur Gegenrevolution im Keim erstickten und das Signal zur Erhebung der Bauern im ganzen Lande gaben. Sie waren es, die einem zweiten Versuch des Hofes, die Revolution mit Hilfe des treugebliebenen Teils der Armee niederzuschlagen, dadurch zuvorkamen, daß sie den König tatsächlich gefangen nahmen und nach Paris unter ihre Obhut brachten (5./6. Oktober 1789).

Aber bald wurden die Sansculotten aus den Alliierten der Bourgeoisie ihre Herren. Ihr Ansehen, ihre Macht, ihre Reife, ihr Selbstbewußtsein stieg mit jedem Schlage, der gegen die Revolution geführt wurde und den nur ihr rechtzeitiges, kraftvolles Eintreten abwehrte. Je gefährlicher die Situation für die Revolution, desto größer die Notwendigkeit der revolutionären Vorstädter, desto ausschließlicher ihre Herrschaft. Ihren Höhepunkt erlangte sie, als die koalierten Monarchien Europas in Frankreich eindrangen, indes gleichzeitig die Gegenrevolution im Innern in verschiedenen Provinzen ihr Haupt erhob und die Regierung und die Armeeleitung selbst zeitweise mit dem Feinde konspirierten. Nicht die Legislative, nicht der Konvent haben damals die Revolution gerettet, sondern die Sansculotten. Sie eroberten den Jakobinerklub und gewannen damit eine über ganz Frankreich verzweigte, von Paris aus dirigierte Organisation, Sie eroberte die Gemeindevertretung von Paris und gewannen damit die unumschränkte Verfügung über die ungeheuren Machtmittel dieser Stadt; und durch den Jakobinerklub und die Kommune, und wo diese nicht ausreichten, durch die Insurrektion beherrschten sie den Konvent, beherrschten sie die Regierung, beherrschten sie Frankreich: im Kriege, in einer verzweifelten Situation, von allen Seiten von Gefahren umringt, mit Vernichtung bedroht, übten sie das Kriegsrecht auf das schonungsloseste, setzten sie dem Übermaß von Gefahr ein Übermaß von Kraft entgegen, erstickten sie nicht bloß jeden Widerstand, jeden Verrat, sondern schon jede Möglichkeit eines Widerstandes, eines Verrats, im Blute der Verdächtigen.

Aber der Terrorismus war nicht allein Kriegswaffe, den schleichenden Feind im Innern zu entnerven und einzuschüchtern, den Verteidigern der Revolution Zuversicht eiuzuflößen für den Kampf gegen den äußeren Feind.

Der Krieg hatte den Sansculotten zur Macht verholfen. Diese wollten aber Krieg führen für einen Staat, für eine Gesellschaft nach ihrem Sinne. Die feudale Ausbeutung war beseitigt, nicht aber die kapitalistische Ausbeutung, die bereits im Privilegienstaat aufgekommen. Ja, gerade durch Hinwegräumen der feudalen Schranken hatte die kapitalistische Produktionsweise, die kapitalistische Ausbeutung freie Bahn bekommen, sich rasch zu entwickeln. Die verschiedenen Arten dieser Ausbeutung aufzuheben oder mindestens einzudämmen, vor allem die durch Handel, Spekulation und Wucher, erschien bald den Sansculotten als ebenso wichtig, wie die Bekämpfung derjenigen, die die feudale Ausbeutung wieder aufrichten wollten. Die Grundlagen dieser Ausbeutung zu beseitigen, war aber damals unmöglich, denn die Bedingungen des Überganges zu einer neuen, höheren Produktionsweise waren noch nicht gegeben.

Die Situation war demnach für die Sansculotten eine hoffnungslose. Die Verhältnisse hatten ihnen die Macht in die Hand gespielt, aber die Möglichkeit versagt, dauernde Institutionen zu ihrem eigenen Vorteil zu schaffen. Sie, denen die Machtmittel von ganz Frankreich zu Gebot standen, konnten und wollten sich aber auch nicht willenlos dem Elend unterwerfen, das die rasch sich entwickelnde kapitalistische Wirtschaft über sie brachte, und das der Krieg noch verstärkte; sie mußten es bekämpfen durch gewaltsame Eingriffe in das wirtschaftliche Leben, durch Requisitionen, durch Feststellung eines Maximums der Lebensmittelpreise, durch das Köpfen der Ausbeuter, der Spekulanten und Börsenjobber, der Kornwucherer, der betrügerischen Lieferanten, ohne ihrem Ziele näher zu kommen. Die Ausbeutung war wie eine Hydra, je mehr Köpfe ihr abgeschlagen wurden, desto mehr wuchsen ihr nach. Ihr zu begegnen, wurden die Sansculotten immer weiter getrieben; sie mußten die Revolution in Permanenz erklären und den Terrorismus, dessen Anwendung ihnen schon der Kriegszustand aufgenötigt hatte, immer mehr verschärfen, je mehr sie sich durch ihren Kampf gegen die Ausbeutung zu den Bedürfnissen der Produktionsweise, zu den Interessen der anderen Klassen in Widerspruch setzten.

Als aber die Siege der französischen Armee über die Feinde innen und außen die Republik sichergestellt hatten, hörte der Schrecken auf, eine Notwendigkeit zur Rettung der Revolution zu sein. Man empfand ihn nun immer unerträglicher als ein Hemmnis des wirtschaftlichen Aufschwungs. Rasch erstarkten von da an die Gegner der Sansculotten, indes diese, bereits dezimiert durch die ewigen Kämpfe, ebenso rasch durch Desertionen und Erschlaffung ihr Kraft verloren. Je siegreicher die Waffen Frankreichs waren, desto mehr verloren die Sansculotten an Ansehen gegenüber der Armee und der Bourgeoisie, die nun emporkam und das Lumpenproletariat in ihre Dienste nahm. Sie verloren eine Position nach der anderen, bis sie schließlich zu völliger Bedeutungslosigkeit herabsanken.

Man hat ihren Niedergang, der mit dem Sturze Robespierres (am 9. Thermidor oder 27. Juli 1794) beginnt, nachdem ihm der Fall Heberts präludierte, und der am 4. Prairial (24. Mai 1795) besiegelt ward, ein Scheitern der Revolution genannt. Als ob ein historisches Ereignis, eine durch die Verhältnisse herbeigeführte Tatsache „scheitern“ könnte! Ein von einzelnen geplantes Unternehmen, ein Putsch, eine Emeute kann scheitern, nicht aber eine Entwicklung, die erst dann zur Revolution wird, wenn sie vollzogen ist; eine gescheiterte Revolution ist eben keine Revolution. Eine Revolution kann ebensowenig scheitern als ein Sturm. Im Sturme scheitert freilich manches Schiff und in der Revolution manche Partei; man darf aber eine solche nicht mit der Revolution identifizieren, nicht dieser die Ziele unterschieben, die jene sich gesetzt hat.

Die Jakobiner und Vorstädter von Paris sind gescheitert, weil die Verhältnisse eine Revolution zugunsten der Kleinbürger und Proletarier nicht gestatteten, weil s|e alles unhaltbar machten, was der kapitalistischen Revolution im Wege stand. Ihr Wirken war aber kein vergebliches. Sie sind es gewesen, die die bürgerlich, Revolution retteten und den alten Feudalstaat in einer Weise wegfegten, wie das in keinem anderen Lande der Welt geschehen, die den Boden ebneten und vorbereiteten, auf dem unter dem Direktorium und der Napoleonischen Ära binnen wenigen Jahren mit zauberhafter Schnelligkeit eine neue Produktionsweise, eine neue Gesellschaft erwachsen sollte. Es ist eine kolossale Ironie, daß, was die Kapitalisten nie vermocht hätten, ihre erbittertsten Gegner wider Willen für sie getan haben.

Aber der Kampf der revolutionären Kleinbürger und Proletarier von Frankreich, namentlich von Paris, wenn er auch schließlich mit ihrer Niederlage endete, ist auch für sie nicht erfolglos gewesen. Die riesenhafte Kraft, die sie in ihm entfalte, die großartige historische Rolle, die sie gespielt, haben ihnen ein Selbstbewußtsein und eine politische Reife verliehen, die sich nicht ohne weiteres verwischen ließen und die heute noch nachwirken. Die jakobinischen Traditionen verbreiteten noch lange einen jugendlichen Schimmer um den bürgerlichen Radikalismus Frankreichs, so daß er bis in die letzte Zeit trotz seiner Greisenhaftigkeit immer noch mannhafter auftrat als seine Genossen in anderen kontinentalen Staaten. Anderseits aber halten die jakobinischen Traditionen heute noch einen, freilich allmählich schwindenden Bruchteil des Proletariats in ihrem Schlepptau.

Die blasse Furcht läßt unsere Historiker in jedem Jakobiner einen Kommunisten sehen. In Wahrheit war die jakobinische Tradition eines der mächtigsten Hindernisse, die in Frankreich dem Erstehen einer großen, einigen, selbständigen sozialdemokratischen Arbeiterpartei entgegenwirkten.


Fußnoten

1. Vergl. darüber unter anderen Tocqueville, L’ancien Régime et la Révolution, Paris 1859. S. 139.

2. Zu deutsch nicht „Ohnehosen“, sondern „ohne Kniehosen“ (culottes), die zur Kleidung der vornehmen Stände gehörten. Die Volksschichten, aus denen die Sansculotten sich rekrutierten, trugen lange Hosen (pantalons), wie man sie heute trägt.


Zuletzt aktualisiert am 02.08.2010