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Allerhand Revolutionäres, Die Neue Zeit, 22 Jg., 1. Bd. (1904), H. 19, S. 588–598.
Quelle: Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Die Kritik, die Genosse Lusnia an meinen beiden Broschüren über die soziale Revolution übt, ist mir ein willkommener Anlaß, das dort Gesagte in einigen Punkten zu vervollständigen und einige irrige Auffassungen richtig zu stellen, die über diese Schriftchen laut wurden.
Namentlich in den zweiten Teil, Am Tage nach der Revolution, hat man Auffassungen hineingelegt, die nicht die meinen sind. Ich sehe hier ab von der Kritik, wie sie Herr v. Bülow und andere bürgerliche Elemente geübt, die meinen „grünen Bädecker für die Reise nach Utopien“ bei sich herumtragen und sich darüber beschweren, daß sie sich trotzdem in unserem „Zukunftsstaat“ nicht zurechtfinden. Wer in den Schweizer Bergen nicht zu Hause ist, dem wird es nie gelingen, einen hohen Gipfel zu erklimmen, wenn er sich dabei nur von seinem Bädecker leiten läßt. Eher wird er den Hals dabei brechen. So wird auch nie ein Mitglied der bürgerlichen Klassen unsere Anschauungen von der Zukunft begreifen, wenn es nicht in unserer ganzen Literatur zu Hause ist. Einen Nürnberger Trichter für Journalisten, Abgeordnete und Reichskanzler, der ihnen erlaubt, mit Sachkunde vom Sozialismus zu reden, ohne seine grundlegenden Werke studiert zu haben, gibt es nicht, und es lag mir völlig fern, einen solchen schaffen zu wollen.
Die folgenden Ausführungen sollen nur einigen kritischen Bedenken entgegnen, die in Parteikreisen über meine Broschürchen geäußert wurden. Vielfach sah man darin eine Utopie, die Konstruktion eines sozialistischen Zukunftsstaats, dessen Modell ich für künftige Geschlechter bildete. Aber ich hatte keineswegs die Absicht, eine Richtschnur für eine Zeit geben zu wollen, die in allen sozialen Dingen klarer sehen wird, als es der scharfsichtigste Seher heute könnte, weil sie über die Erfahrungen des ganzen Zeitraums zu verfügen vermag, die von heute an bis zur Epoche der Revolution gemacht werden. Meine Absicht bei der Abfassung meiner Broschüren war eine sehr praktische. Sie wollte eingreisen in die Kämpfe, die in unseren Reihen während der letzten Jahre ausgefochten wurden.
Ich sehe den Gegensatz zwischen Revisionismus und konsequentem oder „orthodoxem“ Marxismus nicht in dem Gegensatz von Pessimismus und Optimismus, nicht in dem zwischen der Erwartung eines langsamen und schnellen Tempos der Entwicklung, auch nicht in dem zwischen weitschauender Theorie und praktischer Kleinarbeit: von alledem kann man wohl ein Stückchen in dem großen Gegensatz finden, aber alles das ist es nicht, was ihm feine historische Bestimmtheit gibt.
Der Gegensatz entspringt unserer historischen Situation. Er ist ein Produkt des Fortschreitens der Sozialdemokratie. Diese hat im größten Teile von Europa das erste Stadium einer revolutionären Partei überwunden, jenes, in dem sie um ihre Duldung zu kämpfen hat. Sie ist eine Macht geworden. Und nun erhebt sich die große Frage: sollen wir als urachtvolle Partei bleiben, was wir bisher gewesen, oder drängt uns diese neue Machtstellung neue Ziele und eine neue Taktik auf? Wir erklärten bisher, nur durch Eroberung der Machtmittel der modernen Staatsgewalt könnten wir das Proletariat emanzipieren. Sollen wir uns auch fernerhin von diesem Grundsatz leiten lasten? Das bedeutet, daß mir in den praktischen Kampf uni die politische Macht eintreten, denn wir sind zu stark geworden, als daß unser Streben nach dieser Macht noch weiterhin als ein bloß platonisches betrachtet werden könnte. Wenn wir aber zu stark geworden sind, um bloß theoretisch nach der politischen Macht zu verlangen, so sind wir doch nicht stark genug, sie tatsächlich zu erobern. Das ist eine höchst schwierige Situation. Gibt es kein Mittel, ihr zu entkommen dadurch, daß man auf den Kampf um die politische Macht verzichtet? Geht es nicht vielleicht auch ohne ihn? Und kommen wir nicht am Ende schneller zu praktischen Resultaten, wenn wir uns dem bestehenden Staatsorganismus als eine ihn erhaltende Partei einstigen und dadurch an den Vorteilen teilnehmen, die er zu bieten hat, statt uns bis zum Tage der Revolution auf das trockene Brot der Opposition zu beschränken?
Dies der Gedankengang des Revisionismus. Demgegenüber versuche ich im ersten Teile meiner Broschüre zu zeigen, daß das Proletariat ohne die Eroberung der politischen Macht nicht zu emanzipieren ist; daß alle praktischen Erfolge, durch Sozialreform und Organisation des Proletariats errungen, dieses wohl kampffähiger machen, aber seinen Gegensatz zur Kapitalistenklasse nicht abschwächen, der vielmehr immer mehr wächst, bis dieser Klasse in einer großen Entscheidung die politische Macht entrungen wird.
Der zweite Teil aber sollte zeigen, daß dort, wo das Proletariat die politische Macht erobert hat, die sozialistische Produktion mit Naturnotwendigkeit daraus folgt, auch dann, wenn dieses Proletariat nicht zu sozialistischem Denken gelangt ist. Sein Klasseninteresse und die ökonomische Notwendigkeit zwingen es, Maßregeln zu ergreifen, die zn sozialistischer Produktion führen.
Die Eroberung der politischen Macht, das ist also das A und O der beiden Broschüren: ohne den Besitz der Regierungsgewalt kommen wir nicht weiter in der Aufhebung der Klassen und Klassengegensätze; hat das Proletariat die politische Macht, dann folgt daraus der Sozialismus von selbst.
Das nachzuweisen, war die Aufgabe meiner Broschüren. Ist ihnen das gelungen, dann haben sie eine höchst aktuelle Aufgabe gelöst. Das haben auch die Revisionisten gemerkt und darum ist ihre Kritik abweisend genug ausgefallen, und von ihrem Standpunkt aus mit Recht. Allerdings ist diese Abweisung vielfach mehr instinktiv, sie beruht nicht immer auf klaren: Verständnis.
So bemerkt zum Beispiel ein Mitarbeiter der Münchener Post in seinem Loblied auf die Broschüre von Steiningans, dieser verfolge
„immer die gleiche Methode: die Widersprüche (Kautskys) durch Tatsachen aufzudecken, wobei es ihm an guten: Humor zur rechten Zeit nicht fehlt. So zum Beispiel wenn er Kautsky durch sich selbst widerlegen läßt, indem er nachweist, daß dessen reformerischen Vorschläge in Am Tage nach der sozialen Revolution nichts anderes sind, als was die verschrienen Revisionisten überhaupt, und zwar schon jetzt, wollen: Umwandlung.“
Das ist ja sehr schön von den Revisionisten, daß sie meine „reformerischen Vorschläge“ vollständig akzeptieren: Expropriation der Kapitalistenklasse, Reduzierung der Arbeitszeit auf fünf Stunden bei gleichzeitiger Verdopplung, ja Verdreifachung der Löhne usw. Und daß sie damit nicht bis zur Revolution warten, sondern alles das heute schon haben wollen, beweist doch klärlich, daß die Revisionisten eigentlich viel radikaler sind als ich. Daß sie aber diese schönen Dinge nicht bloß heute schon wünschen, sondern im Ernste glauben, sie vor der Revolution, also unter einer bürgerlichen Regierung, erreichen zu können, ist offenbar die humoristischste Widerlegung meiner Ausführungen durch mich selbst und die schlagendste Aufdeckung meiner Widersprüche durch die Tatsachen, die mir je zuteil geworden ist.
Ernsthafter ist die Kritik, die Lusnua an dem zweiten Teile meines Schriftchens übt. Aber auch sie geht von einer irrtümlichen Voraussetzung aus, als sollte es das revolutionäre Programm der Sozialdemokratie entwickeln, jene Forderungen aufstcllen, welche die Sozialdemokratie nach ihren: Siege durchzuführen gedenkt. Er vergleicht in dieser Beziehung die Ausführungen meiner Broschüre mit dem Revolutionsprogramm des Kommunistischen Manifestes. Aber ich hatte nicht die mindeste Absicht, ein solches zu entwerfen. Was die Sozialdemokatie will. Hat sie in ihren Programm festgestellt. Der Weg, den sie einschlagen wird, es durchzuführen, sobald sie die nötige Macht dazu erobert, ist zum Teil bereits damit gegeben. Soweit das nicht der Fall, hängt er von einer Reihe von Faktoren ab, die sich heute noch nicht erkennen lassen, über die heute nachzudenken zwecklose Spintistererei wäre.
Was ich zeigen wollte, war, wie schon erwähnt, etwas ganz niederes. Ich wollte untersuchen, welche Konsequenzen aus der politischen Herrschaft des Proletariats mit Notwendigkeit durch seine Klasseninteressen und die Bedürfnisse der Produktion erwachsen, welches immer die theoretische Grundlage sein mag, auf der es zur Zeit seines Sieges steht. Ich habe dabei also gerade von jeder Beeinflussung des Proletariats durch sozialistische Lehren abgesehen. Ich stelle ausdrücklich im Beginn meiner Untersuchung die Frage: Was wird das siegreiche Proletariat mit seiner Macht ansangen?
„Nicht anfangen wollen, aus Grund dieser oder jener Theorie und Stimmung, sondern anfangen müssen, getrieben durch seine Klasseninteressen und den Zwang der ökonomischen Notwendigkeit.“
Es scheint jedoch, als Hütte ich damit meine Absicht nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht, dein: fast alle meine Kritiker sind erstaunt darüber, einige sogar, wie Gaylord Wilshire in seiner Monatsschrift (Wilshire’s Magazine, Mai 1903), enttäuscht oder entrüstet, daß ich an die Spitze der ökonomischen Umgestaltungen, die das siegreiche Proletariat unter allen Umständen vornehmen muß, nicht etwa die Vergesellschaftlichung der Produktionsmittel, sondern eine ausreichende Unterstützung der Arbeitslosen setze, die dann erst diese Vergesellschaftlichung nach sich zieht. Sie haben offenbar übersehen, daß ich selbst sage: „daß die Sozialdemokratie, wenn sie ans Ruder kommt, von vornherein eine derartige Lösung (Vergesellschaftlichung der Produktionsmittel) anstreben wird, ist bekannt“. Aber nur handelte es sich nicht darum, auszuführen, was die Sozialdemokratie will; das durfte ich als bekannt voraussetzen; ich wollte zeigen, daß ein siegreiches Proletariat, auch wenn es nicht sozialistisch denkt, durch die Logik der Tatsachen gezwungen wird, Einrichtungen zu treffen, die den Sozialismus entwickeln.
Wenn ich als erste dieser Einrichtungen die Arbeitslosenunterstützung nannte, so geschah dies nicht aus bloß abstrakten Erwägungen, sondern aus der Beobachtung sehr konkreter Verhältnisse.
Um für meine Voraussetzung eines siegreichen, aber nicht sozialistisch denkenden Proletariats einige Anhaltspunkte zu gewinnen, mußte ich mich außerhalb des Bereichs Verdeutschen, der romanischen, der slawischen proletarischen Bewegungen versetzen. Nur die angelsächsischen boten mir einige Grundlagen für meine Voraussetzungen. Es ist freilich unwahrscheinlich, daß je ein Proletariat die politische Macht erobert, das nicht sozialistisch denkt, denn wie sollte es diese Macht gewinnen, wenn es nicht in Gegensatz tritt zu den bürgerlichen Parteien, und wie kann es sich vom bürgerlichen Denken losreißen, ohne zu sozialistisch ein Denken zu kommen?
Indessen, nehmen wir an, wir hätten in England eine nicht sozialistische, radikale Arbeiterpartei, etwa nach australischem Muster, und die gewänne bei den Parlamentswahlen die Majorität, worauf sofort die bürgerlichen Parteien ohne weiteres abdankten und die Regierung an die siegreiche Arbeiterpartei abträten. Kurz, die Entwicklung vollziehe sich in einer Weise, daß die Herren Barth und Naumann nicht das mindeste dagegen einwenden könnten. Was wird das neue Regime vor allein tun und tun müssen?
Sicher die Arbeitslosen ausreichend unterstützen. Das wird niemand leugnen können, der den englischen Arbeiter kennt. Dieser, aller Theorie fremd, hat nur Interesse für das Nächstliegende, jeweilig stets nur für eine Forderung. Von dieser Erkenntnis ausgehend, haben englische Sozialisten seit zwei Jahrzehnten sich bemüht, die Arbeiter für den Sozialismus durch „praktische Politik“ zu gewinnen, durch das Aufwerfen einer oder der anderen praktischen Einzelforderung. Aber weder politische Forderungen, wie das allgemeine Wahlrecht oder die Abschaffung des Hauses der Lords, noch ökonomische, wie die Verstaatlichung der Eisenbahnen und Bergwerke, ja selbst nicht der gesetzliche Achtstundentag, vermochten die Lethargie des englischen Arbeiters zu brechen. Nur einmal, in den Jahren 1885 bis 1890, gewann der Sozialismus größeren Einfluß auf das Proletariat Englands; es war zu einer Zeit hochgradiger Arbeitslosigkeit, als die Sozialisten im Vordergrund des Kampfes für staatliche und munizipale Unterstützung der Arbeitslosen standen.
Es ist bezeichnend, daß auch Gaylord Wilshire in Amerika die Bekehrung der Masse der Arbeiter zum Sozialismus vom Anwachsen der Arbeitslosigkeit erwartet, die aus der dort jetzt einsetzenden Krisis resultieren muß.
Die Arbeitslosigkeit, das ist die furchtbare Geißel, die auch den gedankenlosesten Arbeiter, wenn seine Energie nicht ganz abgestumpft ist, zu erbitterter Gegnerschaft gegen das heutige Regime aufpeitschen muß, das sich als absolut unfähig, ja unwillig erweist, ihr energisch entgegenzutreten. Und trifft die Arbeitslosigkeit am härtesten den unorganisierten, schlecht bezahlten Arbeiter – beides steht in inniger Wechselwirkung –, so bedroht sie doch auch den gewerkschaftlich organisierten, ja die Gewerkschaften selbst mit schweren Opfern. Keine Gewerkschaft kann auch nur annähernd einen dem vollen Lohne nahekommenden Betrag als Arbeitslosenunterstützung zahlen; keine kann den Arbeitslosen über einen gewissen Zeitraum hinaus unterstützen; jede wird gezwungen, bei größerer Ausdehnung der Arbeitslosigkeit die Beiträge der Arbeitenden stark hinaufzuschrauben. Und dabei droht große Arbeitslosigkeit ihre Widerstandskraft den Unternehmern gegenüber lahmzulegen.
Der Kampf gegen die aus der Arbeitslosigkeit hervorgehenden Notstände ist daher der Punkt, wo auch der „realpolitisch“ denkende, das heißt nicht über das Nächstliegende hinaussehende Arbeiter sich vom bürgerlichen Denken loslöst und über die Schranken der bürgerlichen Gesellschaft hinausgeht, die nichts Ernsthaftes zur Abhilfe dieses Notstandes tun kann und will.
Wir dürfen daher überzeugt sein, daß ein siegreiches Proletariat, wenn es auch noch so abhold jedem Sozialismus ist, sicher alles aufbieten wird, die Arbeitslosen ausreichend zu unterstützen.
Lusnia kommt schließlich zu demselben Ergebnis, wenn er erklärt:
„Am Tage nach der Eroberung der politischen Macht muß die Partei des Proletariats eines unbedingt und unverzüglich vollziehen: die Abschaffung des Elends, die Gewährleistung jedem, der arbeiten will, wie dem Invaliden, eines Existenzminimums.“
Das ist genau meine Anschauung. Wenn Lusnia noch gegen mich polemisierend bemerkt, die Arbeitslosigkeit sei unmöglich abzuschaffen, solange nicht die Produktion staatlich organisiert sei, diese Organisation müsse der Abschaffung der Arbeitslosigkeit vorhergehen, so stimme ich auch dem völlig bei. Aber es trifft mich ebenfalls nicht, denn ich spreche an der in Rede stehenden Stelle nur von „einer ausreichenden Unterstützung aller Arbeitslosen“, nicht von der Abschaffung der Arbeitslosigkeit. Das sind zwei ganz verschiedene Dinge.
Die Unterstützung der arbeitsfähigen Arbeitslosen hat nur solange einen Zweck, als es unmöglich ist, die Arbeitslosigkeit abzuschaffen.
Die staatliche ausreichende Unterstützung der Arbeitslosen sieht, auch wenn sie von einem siegreichen Proletariat durchgeführt wird, für sich allein noch sehr unschuldig und wohl vereinbar mit der bürgerlichen Gesellschaft aus. Die bürgerlichen Parteien wissen aber sehr wohl, warum sie diese Forderung nicht erfüllen, denn sie treibt weit über sich hinaus. Ist jedem Arbeitslosen fein Existenzminimum sichergestellt, dann wird jede Arbeitseinstellung unwiderstehlich, die Arbeiter werden zu wirklichen Herren der Fabrik. Damit verliert aber das Privateigentum an den Produktionsmitteln jeden Zweck für den Kapitalisten; es belastet ihn mit der Verantwortung und dem Risiko für sein Unternehmen, ohne ihm die Möglichkeit zu verleihen, es zu beherrschen und auszubeuten. Die Vergesellschaftlichung der Produktionsmittel wird zu einer Notwendigkeit, welche die Kapitalisten unter diesen Umständen vielleicht noch starker empfinden, als die Arbeiter. Die Fortführung der Produktion auf kapitalistischer Grundlage wird nun unmöglich.
Aber noch in anderer Beziehung treibt die Unterstützung der Arbeitslosen über sich hinaus. Ist jedem Arbeitslosen sein Existenzminimum garantiert, dann müssen die Löhne erheblich darüber hinaus erhöht und die Arbeitszeiten reduziert werden, soll in den Arbeitern jener kraftvolle Antrieb zur Arbeit hervorgerufen werden, der für den Fortgang der Produktion unerläßlich ist.
Die heutigen Löhne erheben sich aber meist nur wenig über das Existenzminimum, soweit sie es überhaupt überragen; sie fallen noch öfter mit ihm zusammen und sinken mitunter sogar unter dieses herab. Soll also bei ausreichender Unterstützung der Arbeitslosen der Fortgang der Produktion gesichert sein, dann erheischt dies nicht bloß Vergesellschaftlichung der Produktionsmittel, sondern auch eine erhebliche Erhöhung der heutigen Löhne bei gleichzeitiger Reduzierung der Arbeitszeit. Dies ist aber nur möglich bei raschestem Aufgeben der irrationellen Kleinbetriebe, bei Konzentrierung der Produktion in den leistungsfähigsten Betrieben in allen Produktionszweigen, wo der Großbetrieb technisch möglich ist. Bildet eine gewisse Höhe des Großbetriebs in der Gesellschaft die Vorbedingung für die Herrschaft des Proletariats, so muß diese zur völligen Überwindung des Kleinbetriebs auf den meisten Gebieten der Produktion führen.
Wir sehen also, daß aus der politischen Herrschaft des Proletariats die Grundlagen sozialistischer Produktion mit Naturnotwendigkeit auch dann entstehen müßten, wenn das siegreiche Proletariat sich noch nicht zu klarem, sozialistischem Denken durchgerungen hätte. Der Unterschied wäre nur der, daß es auf Umwegen, nach mannigfachen Experimenten unter dem Drange der Notwendigkeit, vielleicht gar der Not dahin getrieben würde, wohin ein sozialdemokratisches Regime von vornherein mit Bewußtsein loszusteuern strebte.
Gegen die notwendige Erhöhung der Löhne erhebt Lusnia jedoch eine Reihe von Bedenken.
Ich halte eine solche Erhöhung nur für möglich bei einer erheblichen Steigerung der Produktion. Als das am raschesten wirksame Mittel, diese Steigerung zu erzielen, erscheint mir aber das Aufgeben der zahlreichen irrationellen, mit Produktionsmitteln schlecht ausgestatteten Betriebe, und die Konzentrierung der Arbeiter in den am besten ausgestatteten, produktivsten Betrieben, wo das Zwei- bis Dreifache der jetzigen Arbeiterzahl bei entsprechendem Schichtwechsel (ohne Nachtarbeit bei starker Verkürzung der Arbeitszeit) beschäftigt werden könnte.
Dagegen fragt zunächst Lusnia: „Wie wäre solche Konzentration, solche Überführung von Millionen Arbeitern in eine kleine Anzahl größter Fabriken praktisch durchführbar?“ Er verweist auf das von mir gegebene Beispiel der Konzentration der heutigen Textilproduktion aus den 200.000 Betrieben, die sie zurzeit beschäftigt, in 3.000 größten Betrieben und bemerkt:
„Die 3.000 größten Textilfabriken liegen ja in einer viel kleineren Zahl von Ortschaften, als die Gesamtzahl, 200.000 Betriebe, dieser Industrie. Welch ein ungeheures und kompliziertes Transport- und Wohnungsproblem! Es handelt sich ja dabei, in der Textilindustrie allem, um mehrere hunderttausend Arbeiter!“
Kein Zweifel, hier liegt ein Problem vor. Aber Lusnia wird doch nicht behaupten wollen, ein unlösbares Problem. Man bedenke, welche Massen heute schon der Kapitalismus jahraus jahrein in Bewegung setzt, denke an die Wanderarbeiter, an den Zustrom polnischer Arbeiter nach den Kohlengruben des deutschen Westens, die Auswanderung usw., dann wird das von Lusnia aufgeworfene Problem gar viel von seiner Ungeheuerlichkeit verlieren.
Man erwäge aber ferner, daß vielfach Groß- und Kleinbetriebe eines Industriezweigs in einer Gegend nebeneinander wohnen, so daß dort die Arbeiter der Kleinbetriebe ohne große Wanderung zu dem Großbetrieb gelangen können. So finden wir zum Beispiel in Reuß ä. L. auf 300 Quadratkilometer in der Textilindustrie 44 Prozent ihrer Arbeiter (5.371 von 12.165) in den 20 größten Betrieben mit mehr als 200 Arbeitern, 33,4 Prozent (4.061) in 39 Betrieben mit 50 bis 200 Arbeitern, 22,5 Prozent (2.733) in den 956 kleineren Betrieben. Es wäre in dem kleinen Ländchen weder ein ungeheures, noch ein kompliziertes Transport- und Wohnungsproblem, die 56 Prozent Arbeiter (6.794) der 995 Betriebe mit weniger als 200 Personen in den 20 größten Betrieben zu konzentrieren.
Der Löwenanteil dieser Betriebe entfiel auf die Wollweberei. Sie umfaßte 9 größte Betriebe (über 200 Arbeiter) mit 3.366 Arbeitern, 32 mittlere (50 bis 200 Arbeiter) mit 3.406 Arbeitern und 421 kleinere mit 1.843 Arbeitern.
Ähnlich wie hier sind in den meisten Industriebezirken kleine und große Betriebe durcheinandergewürfelt, so daß man vielfach ohne weiteres die Arbeiter der ersteren den letzteren zuführen könnte.
Auf jeden Fall ließe sich also ein großer Teil der Arbeiter der rückständigen Betriebe ohne Schwierigkeiten den vollkommeneren einverleiben, und damit wäre sofort eine erhebliche Vermehrung der Produktivität der Arbeit gewonnen. Die anderen, ferner wohnenden Arbeiter rückständiger Betriebe könnten allerdings nur nach und nach in die rationelleren eingestellt werden, sobald Wohnungen in deren Nähe für sie geschaffen.
Der Einwand Lusnias beweist also nicht, daß auf dem von mir angeführten Wege eine rasche Erhöhung der Produktivität der Arbeit unmöglich ist, er zeigt nur, daß diese Erhöhung eine um so raschere und größere sein wird, je näher – unter sonst gleichen Umständen – die Arbeiter der kleinen, rückständigen Betriebe den größeren, vollkommeneren Betrieben wohnen, je mehr die verschiedenen Kategorien von Betrieben in einzelnen Industriezentren konzentriert sind.
Daß die ökonomische Entwicklung diese Konzentration ununterbrochen fördert, ist bekannt.
So finden wir zum Beispiel, um bei der Textilindustrie zu bleiben, folgende Zahlen.
Im Jahre |
Auf das |
Auf Landstädte |
Auf Kleinstädte |
Auf Mittelstädte |
Auf Großstädte |
1882 |
3.822 |
1.727 |
1.922 |
1.408 |
1.121 |
1895 |
3.107 |
1.524 |
1.968 |
1.460 |
1.941 |
Zu- oder Abnahme |
− 715 |
− 208 |
+ 46 |
+ 52 |
+ 820 |
Für die gesamte Industrie finden wir folgende Zahlen der Erwerbstätigen:
Im Jahre |
Auf dem |
In Landstädten |
In Kleinstädten |
In Mittelstädten |
In Großstädten |
1882 |
2.444.695 |
1.104.421 |
1.229.254 |
900.702 |
717.398 |
1895 |
2.572.916 |
1.261.641 |
1.629.544 |
1.209.336 |
1 607 788 |
Zunahme |
+ 128.221 |
+ 157.220 |
+ 400.290 |
+ 308.634 |
+ 890.390 |
Die Zunahme der industriellen Bevölkerung des flachen Landes wird hauptsächlich verursacht durch die Industrie der Steine und Erden (Zunahme 72.372 Erwerbstätige auf dem flachen Lande) und das Baugewerbe (Zunahme dasselbst 70.778).
Bezeichnend sind auch folgende Zahlen. Von 10.000 Erwerbstätigen der Industrie entfielen:
In Jahre |
Auf das flache Land |
Auf Landstädte |
Auf Kleinstädte |
Auf Mittelstädte |
Aut Großstädte |
1882 |
3.822 |
1.727 |
1.922 |
1.408 |
1.121 |
1895 |
3.107 |
1.524 |
1.968 |
1.460 |
1.941 |
Zu- oder Abnahme |
− 715 |
− 203 |
+ 46 |
+ 52 |
+ 820 |
Je mehr die industrielle Bevölkerung sich konzentriert, desto leichter wird es, sie von einer Reihe Betriebe anderen desselben Industriezweigs zuzuführen. Desto mehr schrumpft das anscheinend so ungeheure Wohnungs- und Transportproblem Lusnias zusammen.
Aber dieser hat ein noch schwererwiegendes Bedenken gegen die Vergrößerung der Produktivität der Arbeit:
„Wenn auch eine sofortige erhebliche Steigerung der Produktion möglich wäre, so wäre doch dadurch die Steigerung der Löhne ... nur in solchen Produktionszweigen herbeigeführt, wo eine doppelte wirkliche Konsumtion eintreten kann. Also in erster Linie in der Nahrungsmittelproduktion, worauf gerade die Methode der Konzentration nur in beschränktem Maße Anwendung findet. Was die Textilindustrie betrifft, so kann sich wohl der Verbrauch ihrer Produkte erhöhen, ob aber eine noch einmal so große Produktion, wie die heutige ist, auch im Lande selbst verbraucht werden könnte, das scheint mir zweifelhaft. Um also eine Erhöhung der Löhne zu bewirken, müßte die Ausfuhr sich vergrößern, was auch für andere Industriezweige zuträfe. Die Frage des auswärtigen Handels wird von Kautsky nicht berührt.“
Sicher liegt auch hier wieder ein Problem vor; nur liegt es ganz anderswo als dort, wo es Lusnia sucht.
Nehmen wir an, in der Textilindustrie würde durch Konzentration der Arbeiter in den vollkommensten Betrieben die Produktivität der Arbeit verdoppelt. Wird sich auch der Konsum verdoppeln? Es ist sehr wohl möglich, daß dies nicht der Fall ist. Der Masse der Bevölkerung fehlt es auch heute schon nicht an Kleidern, um nur von diesen Textilprodukten, wohl den wichtigsten, zu reden. Ihr Mangel liegt wohl vielfach nicht so sehr in der ungenügenden Quantität wie in der ungenügenden Qualität der gebrauchten Stoffe. Eine Erhöhung der Löhne wird also vielleicht nicht so sehr eine Vermehrung der Nachfrage nach Textilprodukten, als vielmehr eine Vermehrung der Nachfrage nach soliden Produkten, eine Abnahme der Nachfrage nach Schundware bewirken. Da solide Ware weit länger hält als Schund, und in einer sozialistischen Gesellschaft der Antrieb der privaten Unternehmer wegfällt, künstlich neue Moden zu schaffen, die Moden dann also weniger rasch wechseln dürften, ist es also sehr wohl möglich, daß der Konsum an Kleidungsstoffen mit einer Verdoppelung der Produktivkraft der Arbeit nicht gleichen Schritt hält. Unter diesen Umständen würde die Vergrößerung der Produktivität der Arbeit zu einer Verminderung der Arbeiterzahl führen.
Nicht viel anders dürfte es in der Lcbensmittelproduktion stehen – vorausgesetzt, daß das Gemeinwesen feine Lebensmittel im wesentlichen selbst produziert, was für Deutschland selbst ohne Änderung der Produktionsweise erreichbar wäre, wenn es mit Österreich ein Wirtschaftsgebiet bildete. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß, abgesehen von den Ärmsten der Armen, sich die Masse der Bevölkerung heute schon den Magen füllt, wenn auch lange nicht ausreichend nährt. Auch hier würde eine Steigerung der Löhne einen Unterschied weniger in der Quantität als in der Qualität der konsumierten Nahrungsmittel bewirken. Die Nachfrage nach Kartoffeln und Rüben wird sinken, die nach Roggen und Weizen steigen. Gleichzeitig dürfte die Nachfrage nach Pferden abnehmen – infolge der Aufhebung der stehenden Heere, dem Eingehen der privaten Luxussuhrwerke, des Eindringens der elektrischen Motoren in die Landwirtschaft. Damit würde auch der Haferanbau zurückgehen. Dagegen würde die Nachfrage nach Milchvieh und Fleischvieh steigen.
Ob alle diese und ähnliche Änderungen des Konsums die Anzahl der in der Landwirtschaft gebrauchten Arbeitskräfte vermehren, namentlich bei Förderung der Machinenanwendung, dürfte die Frage sein.
Dagegen wird eine Menge neuer Arbeitskräfte gebraucht werden im Bauwesen.
Viel schlimmer als in Beziehung aus Kleider und Essen steht es heute mit den Wohnverhältnissen der Masse der Bevölkerung. Selbst die „Aristokraten“ der Arbeit sind da sehr übel daran. Es gibt nur wenige Lohnarbeiter, ja Kleinbürger und Kleinbauern, die den Ansprüchen der modernen Kultur oder auch nur der primitivsten Hygiene entsprechend wohnen. Und die Wohnverhältnisse werden in der kapitalistischen Produktionsweise nicht bloß relativ, sondern absolut immer schlechtere. Hier rasche Abhilfe zu treffen, wird eine der wichtigsten Aufgaben eines proletarischen Regimes sein. Dazu kommen die Wohnungsprobleme, die aus den lokalen Verschiebungen der Bevölkerung entspringen. Andererseits muß es trachten, die Industrie aufs flache Land oder in Kleinstädte zu verlegen, die Bevölkerung gleichmäßiger über das ganze Territorium des Staates zu verteilen, um so die aus dem Großstadtleben folgende körperliche Degradierung und die bäuerlicher Isolierung entstammende geistige Verödung auszuheben.
Dazu kommt das wachsende Bedürfnis nach öffentlichen Gebäuden – Schulen, Spitälern, Theatern –, das aus dem proletarischen Regime hervorgeht. Dies wird daher eine enorme Bautätigkeit entwickeln müssen, und da gerade auf diesem Gebiet vielfach noch die Maschine nicht herrscht, wird hier die Nachfrage nach Arbeitern sehr steigen.
Diese wenigen Beispiele genügen schon, zu zeigen, daß man im allgemeinen sagen kann, die Änderung der Produktionsweise werde auch eine Änderung der Weise des Konsums herbeiführen, die ihrerseits wieder auf die Produktion zurückwirkt. Die Verhältnisse zwischen den einzelnen Produktionszweigen werden erheblich verschoben und große Änderungen der in den einzelnen Zweigen beschäftigten Arbeitermengen notwendig werden.
Sicher ein wichtiges Problem, das manche Schwierigkeiten in sich birgt, keinesfalls aber die von Lusnia hervorgehobenen. Wenn er meint, die Löhne könnten bei entsprechender Erhöhung der Produktivkraft nur in jenen Produktionszweigen verdoppelt werden, wo die innere Konsumtion oder die Ausfuhr verdoppelt werden kann, so wäre das richtig, wenn die Arbeiter jedes Betriebs nicht mit Geld, das heißt mit Anweisungen auf irgendwelche Produkte des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, sondern mit ihren eigenen Produkten entlohnt würden, wenn ferner die Zahl der Arbeiter jedes Produktionszweigs fixiert und unbeweglich wäre und wenn endlich die Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit iu jedem Produktionszweig in gleichem Maße vor sich zu gehen hätte.
Worauf es bei der Erhöhung der Löhne in einer sozialistischen Gesellschaft ankommt, ist das Wachstum der Produktivkraft der Arbeit im allgemeinen, nicht in jedem besonderen Falle. Es kann Vorkommen, daß durch die Konzentration der Produktion auf die vollkommensten Betriebe in manchen Zweigen, etwa der Schuhfabrikation, die Produktivkraft der Arbeit verzehnfacht wird, indes sie in anderen, etwa im Bauwesen (im engeren Sinne) fast unverändert bleibt. Steigt nur im Durchschnitt die Produktivkraft der Arbeit, so werden auch die Löhne entsprechend in allen Arbeitszweigen steigen können, die der Bauarbeiter ebenso wie die der Schuhmacher usw.
Die Produktivität der Arbeit in den einzelnen Industriezweigen ist eine ungemein verschiedene: Hier wird noch mit der Hand produziert, dort erzeugt der Arbeiter mit Hilfe der Maschine das Tausendfache dessen, was er mit der Hand Herstellen könnte. In anderen Zweigen kann das Produkt von vornherein nur mit Hilfe der Maschine hergestellt werden. Die Löhne aber haben immer wieder die Tendenz, sich auszugleichen, ebenso wie die Bedürfnisse und die Lebenshaltung innerhalb einer Klasse diese Tendenz zeigen. Die Höhe des Lohnes ist in allem, was über das zur Fristung des nackten Lebens Erforderliche hinausgeht, ein Produkt der gesamten gesellschaftlichen Verhältnisse und daher auch in jedem einzelnen Produktionszweig von der Produktivität der gesamten Gesellschaft, nicht von der des betreffenden Industriezweigs abhängig.
Abweichungen vorn durchschnittlichen Lohnniveau bei einer besonderen Arbeiterschicht werden bewirkt zum Teil durch besondere Produktions-(Ausbildungs-)Kosten ihrer Arbeitskraft, zum Teil durch die besondere Lebenshaltung der Bevölkerungsschicht, aus der sie sich rekrutiert, zum Teil auch durch außerordentliche Verhältnisse von Angebot oder Nachfrage usw., niemals aber stehen sie in irgendeiner Beziehung zur besonderen Produktivität ihrer Arbeit.
Und es liegt gar kein Grund vor, daß sich darin in einer sozialistischen Gesellschaft etwas ändert.
Damit wird aber Lusnias Einwand hinfällig, die Erhöhung der Löhne könnte ihre Schranke finden in der Unmöglichkeit, den Konsum zu steigern. In einzelnen Produktionszweigen kann der Konsum ihrer Produkte seine natürliche Grenze haben, über die auch die Produktion nicht hinaus darf. Die Summe der Bedürfnisse der Menschen und damit ihre Konsumfähigkeit im allgemeinen ist aber unbeschränkt, mit der Produktivität der Arbeit wachsen auch die Bedürfnisse. Diese Tatsache hat schon die klassische Ökonomie erkannt. Sie glaubte daraus schließen zu können, daß eine Überproduktion unmöglich sei. Das gilt nicht für die kapitalistische Gesellschaft, deren Konsum nicht durch die Bedürfnisse, sondern durch die Kaufkraft der Summe der Konsumenten bestimmt wird. Wohl aber gilt es für eine sozialistische Gesellschaft. In dieser ist eine allgemeine Überproduktion unmöglich. In dem Maße, in dem die Produktivität der Arbeit zunimmt, gesellen sich zu den früheren Bedürfnissen neue hinzu. Zur Widerlegung der Idee, eine Verdopplung oder Verdreifachung der Lohne müsse an der Unmöglichkeit scheitern, den Konsum entsprechend auszudehnen, bedarf es aber nicht eines Hinweises auf neu zu erwerbende Bedürfnisse. Die Verdreifachung des Durchschnittslohns bei gleichbleibenden Produktenpreisen würde die durchschnittliche Lebenshaltung des Proletariers erst auf jene Hohe bringen, die man heute als eine bescheiden bürgerliche bezeichnet; sie gäbe nur die Möglichkeit, Bedürfuisse zu befriedigen, die der Proletarier heute schon auf die eine oder andere Weise kennen gelernt hat. Zu Extravaganzen böte dieser Lohn immer noch keinen Anlaß.
Von welcher Seite immer man also Lusnias Bedenken betrachten mag, sie erweisen sich nicht als stichhaltig.
Andere Bedenken gegen die von mir untersuchten Konsequenzen des proletarischen Regimes sind mir aber nicht zu Gesicht gekommen.
Zuletzt aktualisiert am 20. Oktober 2024