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I. Der Wert als Ökonomische Kategorie >>
Ursprünglich erschienen in: Marx-Studien, Band 1, Blätter für Theorie und Politik des wissenschaftlichen Sozialismus, hrsg. von Dr. Max Adler und Dr. Rudolf Hilferding, Wien 1904, S. 1–61.
Abgedruckt in Horst Meixner und Manfred Turban (Hrsgb.), Etappen Bürgerlicher Marx-Kritik, Bd. 1, Giessen: Verlag Andreas Achenbach Giessen, S. 133–184.
Transkription u. HTML-Markierung: J.L.W. für das Marxists’ Internet Archive.
Korrektur: Einde O’Callaghan (März 2013).
<135> Das Erscheinen des dritten Bandes des Kapital ist an der bürgerlichen Ökonomie ziemlich spurlos vorübergegangen. Aus dem „fröhlichen Jagen“, das Sombart (1) erwartet hatte, ist nichts geworden. Kein neuer Kampf der Geister ist entstanden, und das „Streiten in majorem scientiae gloriam“ ist unterblieben. Denn auf theoretischem Gebiete führt heute die bürgerliche Ökonomie keine frischen und fröhlichen Kämpfe mehr. Als Wortführerin der Bourgeoisie nimmt sie nur dort Anteil, wo diese praktisch interessiert ist, in den wirtschaftspolitischen Kämpfen des Tages getreu die Interessenkonflikte der herrschenden Cliquen widerspiegelnd, aber scheu ausweichend jeder Betrachtung der Totalität der gesellschaftlichen Beziehungen, im richtigen Gefühle, dass solche Betrachtung unvereinbar mit ihrer Existenz als bürgerlicher Ökonomie. Und selbst dort, wo sie notgedrungen in ihren „Grundlegungen“ und „Abrissen“ auf den Zusammenhang des Ganzen zu sprechen kommen muss, kann sie zum Ganzen nur gelangen, indem sie es mühsam aus einzelnen Teilen zusammenstückt. Sie hat aufgehört, prinzipiell und systematisch zu sein, und ist eklektisch und synkretistisch geworden. Es ist nur konsequent, wenn Dietzel, der „Sozialtheoretiker“ – gute Miene zum bösen Spiel machend – den Eklektizismus zu ihrem Prinzip erhoben hat.
Eine Ausnahme bildet nur die psychologische Schule der Nationalökonomie. Wie die Klassiker und der Marxismus sucht auch sie die ökonomischen Erscheinungen von einem einheitlichen Gesichtspunkt aus zu begreifen. Sie tritt dem Marxismus als geschlossene Theorie gegenüber und vermag daher in systematischer Weise Kritik an ihm zu üben, eine Kritik, die bei der diametralen Gegensätzlichkeit der Ausgangspunkte zur Notwendigkeit geworden war. Schon 1884 hatte Böhm-Bawerk in seiner Geschichte und Kritik der Kapitalzinstheorien eine Auseinandersetzung mit dem ersten Band des Kapital unternommen und das Erscheinen des dritten Bandes hat er mit einer ausführlichen Gegenkritik (2) beantwortet, deren Gedankengänge sich in der jüngst erschienenen zweiten Auflage seiner Geschichte (3) wiederfinden. Er glaubt, die Unhaltbarkeit des ökonomischen Marxismus bewiesen zu haben, und zuversichtlich verkündet er „den Anfang vom Ende der Arbeitswerttheorie“, der mit dem Erscheinen des dritten Bandes gekommen sei.
Seine prinzipielle Kritik, die nicht einzelne willkürlich herausgegriffene Punkte oder Folgerungen angreift, sondern die Grundlage des Marxschen Systems selbst in Frage stellt und als unhaltbar verwirft, gewährt die Möglichkeit zu einer fruchtbaren Auseinandersetzung, <136> die aber zugleich, da das System in seiner Gänze zur Diskussion steht, eingehender sein muss als die, zu welcher die missverständlichen und nur Einzelheiten berührenden Einwände der Eklektiker gewöhnlich herausfordern.
I. Der Wert als Ökonomische Kategorie
II. Wert und Durchschnittsprofit
III. Die Subjektivistische Auffassung
(1) Zur Kritik des ökonomischen Systems von Karl Marx, Brauns Archiv, VII., Seite 587.
(2) Zum Abschluß des Marxschen Systems, Staatswissenschaftliche Arbeiten, Berlin 1896. [S. 47–132 dieser Ausgabe]
(3) Böhm-Bawerk: Geschichte und Kritik der Kapitalzinstheorien, 2. Auflage, Innsbruck 1900.
Zuletzt aktualisiert am 2.3.2013