MIA > Deutsch > Marxisten > Cliff > Staatskapitalismus > Verzeichnis Kap.1
Nach Marx und Engels ist das Wertgesetz das grundlegende Gesetz des Kapitalismus, das ihn von allen anderen Wirtschaftssystemen unterscheidet und aus dem sich alle anderen im Kapitalismus wirksamen Gesetzmäßigkeiten ableiten.
In der Wertform der Produkte steckt daher bereits im Keim die ganze kapitalistische Produktionsform, der Gegensatz von Kapitalisten und Lohnarbeitern, die industrielle Reservearmee, die Krisen! [371]
Das Wertgesetz ist daher das grundlegende Gesetz der Marxschen Ökonomie.
In der Einleitung zu ihrem Lehrbuch der Politischen Ökonomie stellen zwei führende sowjetische Ökonomen, Lapidus und Ostrowitianow, die Frage, „... untersucht die politische Ökonomie alle Produktionsbeziehungen zwischen den Menschen?“ und ihre Antwort lautet:
Nein. Nehmen wir zum Beispiel die primitive patriarchalische bäuerliche Naturalwirtschaft, die alle Bedürfnisse aus eigener Kraft befriedigt ohne Austauschbeziehungen zu anderen Bauern. Hier haben wir es mit einer besonderen Art von Produktionsverhältnissen zu tun. Sie bestehen, sagen wir, aus einer kollektiven Organisation der Arbeit ... aus einer bestimmten Unterordnung aller unter das Familienoberhaupt ... Ungeachtet des gewaltigen Unterschieds zwischen einer bäuerlichen Naturalwirtschaft und einer kommunistischen Wirtschaft, haben beide doch ein gemeinsames Merkmal: Beide werden durch den bewußten menschlichen Willen organisiert und gelenkt ... zweifellos werden auch die unorganisierten Beziehungen der kapitalistischen Gesellschaft von bestimmten Gesetzmäßigkeiten reguliert, doch diese Gesetzmäßigkeiten wirken spontan, unabhängig vom bewußten lenkenden Willen der am Produktionsprozeß Beteiligten ... und eben diese spontanen, elementaren Gesetzmäßigkeiten bilden den Gegenstand der Politischen Ökonomie. [372]
Die nächste Frage der Autoren lautete:
Auf welche Art und Weise und in welchem Ausmaß beeinflussen die kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten die politische Ökonomie der Sowjetwirtschaft? Welches Verhältnis besteht in der Wirtschaft der Sowjetunion zwischen spontaner und geplanter Tätigkeit? Welches spezifische Gewicht haben diese Elemente, und wie ist ihre Entwicklungstendenz einzuschätzen? [373]
Sie kommen zu dem Ergebnis, daß die Politische Ökonomie nur auf spontane Prozesse, nicht aber auf eine geplante Wirtschaft wie den Sozialismus anwendbar ist, und daß sie für Rußland nur soweit anwendbar war, als die russische Wirtschaft noch nicht sozialistisch war, sondern sich erst in einer Übergangsphase auf dem Weg zum Sozialismus befand.
Alle sowjetischen Ökonomen teilten damals diese Auffassung. Einmütig verneinten sie die Frage, ob das Wertgesetz im Sozialismus einen Platz habe. Alle Spuren seiner Existenz in der Sowjetunion wurden als Ergebnis der Übergangsphase erklärt, als Resultat dessen, daß der Sozialismus in Rußland noch nicht voll verwirklicht sei. So schrieben Lapidus und Ostrowitianow:
Wenn man uns fragen würde, ist die Sowjetwirtschaft kapitalistisch oder sozialistisch, dann sollten wir selbstverständlich erwidern, daß es unmöglich ist, darauf „kapitalistisch“ oder „sozialistisch“ zu antworten. Denn die Eigentümlichkeit der Sowjetwirtschaft besteht gerade in ihrem Übergangscharakter, in der Entwicklung vom Kapitalismus hin zum Sozialismus. Ganz genauso müßten wir jedem antworten, der – mit Ja oder Nein eine Antwort auf die Frage verlangt, ob das Wertgesetz noch voll wirksam ist oder ob es gänzlich aufgehört hat zu existieren und bewußte Lenkung an seine Stelle getreten ist. Es ist unmöglich zu behaupten, daß entweder das eine oder das andere, richtig ist, weil keines der beiden Postulate, sondern vielmehr ein Drittes zutrifft: daß wir nämlich in einen Übergangsprozeß von dem einen hin zum anderen Stadium leben. Das Wertgesetz ist noch nicht verschwunden, sondern unter unseren Bedingungen weiter wirksam; aber es ist nicht mehr in derselben Form wirksam wie im Kapitalismus, da es sich bereits im Prozeß des Absterbens befindet. [374]
Dasselbe Argument findet sich bei Preobraschensky:
Beide, das Wertgesetz und das Planungsprinzip, dessen grundlegende Tendenz in der Sowjetwirtschaft die Form des Gesetzes der ursprünglichen Akkumulation angenommen haben, treten im selben wirtschaftlichen Organismus auf ... [375]
In der Periode des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus findet ein Kampf zwischen diesen beiden Gesetzen statt. Mit dem Sieg des Gesetzes der ursprünglichen sozialistischen Akkumulation über das Wertgesetz wird das Wertgesetz „absterben“. Auch der Ökonom Leontiew schrieb: „Das Wertgesetz ist das Bewegungsgesetz der kapitalistischen Warenproduktion“, die Keime aller „Widersprüche sind dem Wert inhärent.“ [376]
Zur Unterstützung ihrer Argumente konnten sich die sowjetischen Ökonomen voll auf Marx und Engels berufen. Der oben zitierte Auszug aus dem Anti-Dühring bestätigt ihre Ansicht. An einer anderen Stelle derselben Schrift macht sich Engels über Dührings Auffassung lustig, daß das Marxsche Wertgesetz auch im Sozialismus gültig sei. Im Sozialismus, schreibt Engels, machen die Leute „alles sehr einfach ab, ohne Dazwischenkunft des viel berühmten ‚Werts’“. [377]
Engels hielt es für schier absurd, eine Gesellschaft, „in der die Produzenten endlich einmal ihr Produkt beherrschen, herstellen (zu wollen) durch konsequente Durchführung einer ökonomischen Kategorie, die der umfassendste Ausdruck der Knechtung der Produzenten durch ihr eigenes Produkt ist“. [378]
Oder um Marx zu zitieren:
Der Wert ist Ausdruck der spezifischen charakteristischen Natur des kapitalistischen Produktionsprozesses. [379]
Bei anderer Gelegenheit, als er A. Wagners Allgemeine oder Theoretische Volkswirtschaftslehre kritisierte, machte sich Marx über die Annahme lustig. „daß die Werttheorie, die zur Erklärung der bürgerlichen Gesellschaft entwickelt wurde, für den ‚Sozialistischen Staat von Marx’ Gültigkeit habe“. [380]
Argumente dieser Art hatten in den ersten 1½ Jahrzehnten nach der Revolution für alle sowjetischen Ökonomen fast axiomatischen Charakter.
Nachdem ein Jahrzehnt lang in dieser Frage tiefes Schweigen geherrscht hatte, platzte 1943 eine Bombe. Das theoretische Parteiorgan Pod Snamenjem Marksisma (Unter dem Banner des Marxismus) veröffentlichte einen langen, nicht namentlich gezeichneten Artikel mit der Überschrift Einige Fragen zum Unterricht der Politischen Ökonomie der einen vollständigen Bruch mit der Vergangenheit darstellte. [381] Der Leser erfuhr daraus, daß
der Unterricht in politischer Ökonomie an unseren Hochschulen nach mehrjähriger Unterbrechung wiederaufgenommen worden ist. Vor dieser Unterbrechung litten der Unterricht der politischen Ökonomie wie die vorhandenen Lehrbücher und Lehrpläne unter schwerwiegenden Mängeln.
Was die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten des Sozialismus angeht, schlichen sich oft viele Fehler und Irrtümer in die Lehrpläne und Lehrbücher der politischen Ökonomie ein.
Der Hauptfehler „des früheren Unterrichts“, behauptete der Artikel, „ ... bestand darin, die Wirksamkeit des Wertgesetzes in der sozialistischen Gesellschaft zu bestreiten“.
Alle Sowjetökonomen schwenkten sofort auf die neue Linie ein.
Diese Kehrtwendung kann mit der damals aufkommenden Bereitschaft der Führung erklärt werden, vieles von dem, was in der Praxis bereits als charakteristisch für das russische Leben akzeptiert, aber in der Öffentlichkeit noch bestritten wurde, jetzt auch offen zu verkünden; so zum Beispiel den großrussischen Chauvinismus, die Verherrlichung zaristischer Traditionen und ähnliches.
Allerdings scheint es, daß sich die sowjetischen Wirtschaftswissenschaftler in derartige Widersprüche mit den Schriften Marx’ und Engels’ verwickelten, daß das Problem immer wieder von neuem angegangen werden mußte.
Stalin selber hielt es noch im Februar 1952 für nötig, zu schreiben:
Manchmal wird gefragt, ob bei uns, bei unserem sozialistischen System, das Wertgesetz besteht und wirkt. Ja, es besteht und wirkt. [382]
Im Gegensatz zur gesamten Marxschen Lehre über dieses Thema stellt Stalin fest:
Ist vielleicht das Wertgesetz das ökonomische Grundgesetz des Kapitalismus? Nein. [383]
Marx legte dar, daß dort, wo die Arbeitskraft zur Ware wird, mit ihrem Verkauf zwangsläufig und unvermeidlich Mehrwert und Ausbeutung in Erscheinung tritt. Stalin hält es dagegen für angebracht festzustellen, daß zwar das Wertgesetz in der sowjetischen Wirtschaft herrscht, aber daß es keinen Verkauf von Arbeitskraft und daher auch keinen Mehrwert gebe. Er schreibt:
Jetzt, bei unserem System, klingen Worte von der Arbeitskraft als Ware, von der „Dingung“ von Arbeitern recht absurd: als ob die im Besitz der Produktionsmittel befindliche Arbeiterklasse sich bei sich selbst verdinge und sich selbst ihre Arbeitskraft verkaufe. [384]
(Die stillschweigende, wenngleich unhaltbare Annahme, die hinter Stalins Argument steht, ist natürlich die, daß der Staat, der die Produktionsmittel besitzt und die Arbeitskraft kauft, sich „im Besitz“ und unter Kontrolle der Arbeiter und nicht einer allmächtigen Bürokratie befindet.)
Weiter schreibt Stalin:
... Ich denke, man muß auch einige andere Begriffe verwerfen, die künstlich an unsere sozialistischen Beziehungen angeheftet werden und dem Marxschen „Kapital“ entnommen sind, in dem Marx sich mit der Analyse des Kapitalismus befaßt. Ich habe unter anderem solche Begriffe im Auge wie „notwendige“ und „Mehr“arbeit, „notwendiges“ und „Mehrprodukt, „notwendige“ und „Surplus“arbeitszeit. [385]
Erinnert man sich daran, daß Marx von einer engen Verknüpfung zwischen Wertgesetz und allen Widersprüchen des Kapitalismus ausging, dann ist es natürlich von größter Bedeutung, die wirkliche Bedeutung des Marxschen Wertgesetzes für die russische Wirtschaft herauszufinden.
Marx’ Werttheorie kann in gedrängter Form so zusammengefaßt werden: Im Kapitalismus und nur im Kapitalismus „nehmen alle oder ... die Mehrzahl der Produkte die Form von Waren an“. [386] Gesellschaftliche Arbeitsteilung ist die Voraussetzung dafür, daß Arbeitsprodukte zu Waren werden. Diese Voraussetzung allein genügt allerdings nicht. Auch in primitiven Stämmen gab es Arbeitsteilung, aber es wurden keine Waren produziert. Das gleiche gilt für eine Gesellschaftsordnung wie das römische Latifundiensystem mit seiner Sklavenarbeit und seiner Selbstversorgung. Auch innerhalb jeder kapitalistischen Fabrik besteht Arbeitsteilung, ohne daß dadurch das Arbeitsergebnis jedes Arbeiters zur Ware wird. Nur zwischen verschiedenen primitiven Stämmen, zwischen Latifundien und zwischen verschiedenen kapitalistischen Unternehmen werden Produkte ausgetauscht und nehmen deshalb Warenform an. Marx schreibt:
Gebrauchsgegenstände werden überhaupt nur Waren, weil sie Produkte voneinander unabhängig betriebener Privatarbeiten sind. [387]
Der Wert wird definiert als gemeinsames Merkmal aller Waren, auf dessen Grundlage sie austauschen werden. Nur als Waren haben Arbeitsprodukte Tauschwert, der Tauschwert ist dabei Ausdruck der gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den Warenproduzenten, das heißt Ausdruck des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit jedes Produzenten. Tatsächlich ist er in einer Gesellschaft voneinander unabhängiger Produzenten der einzige Ausdruck des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit. Marx formuliert:
Da die Produzenten erst in gesellschaftlichen Kontakt treten durch den Austausch ihrer Produkte, erscheinen auch die spezifisch gesellschaftlichen Charaktere ihrer Privatarbeiten erst innerhalb dieses Austausches. Oder die Produzenten betätigen sich in der Tat erst als Glieder der gesellschaftlichen Gesamtarbeit durch die Beziehungen, worin der Austausch die Arbeitsprodukte und vermittels derselben die Produzenten versetzt. [388]
Mit seiner Gleichsetzung von Ware und Wert weist Marx darauf hin, daß die Ware als Wert vergegenständlichte abstrakte menschliche Arbeit darstellt, daß sie das Ergebnis eines bestimmten Anteils der gesamten produktiven Arbeit einer Gesellschaft ist.
Die Wertgröße der Ware drückt [also] ein notwendiges, ihrem Bildungsprozeß immanentes Verhältnis zur gesellschaftlichen Arbeitszeit aus. [389]
Warum ist der Tauschwert der einzig mögliche Ausdruck dieses Verhältnisses, Warum kann dieses Verhältnis, anstatt durch Sachen vermittelt, nicht unmittelbar ausgedrückt werden? Die Antwort darauf lautet, daß es zwischen unabhängigen Produzenten keine anderen gesellschaftlichen Beziehungen geben kann als durch Sachen, durch den Tausch von Waren vermittelte.
In einer Gesellschaft von unabhängigen Produzenten bestimmt das Wertgesetz:
Es bestimmt daher auch die Austauschbeziehung zwischen der Ware Arbeitskraft und allen übrigen Waren und somit die Teilung des Arbeitstages in „notwendige Arbeit“ (die Zeit, in der der Arbeiter seine Arbeitskraft reproduziert) und in „Mehrarbeit“ (die Zeit, in der er Mehrwert für den Kapitalisten produziert). Das Wertgesetz bestimmt daher die Aufteilung der gesellschaftlichen Arbeit auf die Produktion von Produktionsgütern und Konsumgütern, das heißt das Verhältnis zwischen Akkumulation und Konsumtion (eine Folge von a).
Marx stellte die Arbeitsteilung in der kapitalistischen Gesellschaft als ganzes, die ihren Ausdruck in der Wertform findet, der Arbeitsteilung innerhalb der einzelnen Fabrik gegenüber:
Die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft ist vermittelt durch den Kauf und der Produkte verschiedener Arbeitszweige, der Zusammenhang der Teilarbeiten in der Manufaktur durch den Verkauf verschiedener Arbeitskräfte an denselben Kapitalisten, der sie als kombinierte Arbeitskraft verwendet. Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt Konzentration der Produktionsmittel in der Hand eines Kapitalisten, die gesellschaftliche Teilung der Arbeit, die Zersplitterung der Produktionsmittel unter viele voneinander unabhängige Warenproduzenten. Statt daß in der Manufaktur das eherne Gesetz der Verhältniszahl oder Proportionalität bestimmte Arbeitermassen unter bestimmte Funktionen subsumiert, treiben Zufall und Willkür ihr buntes Spiel in der Verteilung der Warenproduzenten und ihrer Produktionsmittel unter die verschiedenen gesellschaftlichen Arbeitszweige. Zwar suchen sich die verschiedenen Produktionssphären beständig ins Gleichgewicht zu setzen, indem einerseits jeder Warenproduzent einen Gebrauchswert produzieren, also ein besonderes gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen muß, der Umfang, dieser Bedürfnisse aber quantitativ verschieden ist und ein inneren Band die verschiedenen Bedürfnismassen zu einem naturwüchsigen System verkettet; indem andrerseits das Wertgesetz der Waren bestimmt, wieviel die Gesellschaft von ihrer ganzen disponiblen Arbeitszeit auf die Produktion jeder besonderen Warenart verausgaben kann. Aber diese beständige Tendenz der verschiedenen Produktionsspähren, sich ins Gleichgewicht zu setzen, betätigt sich nur als Reaktion gegen die beständige Aufhebung dieses Gleichgewichts. Die bei der Teilung der Arbeit im Innern der Werkstatt a priori und planmäßig befolgte Regel wirkt bei der Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft nur a posteriori als innere, stumme, im Barometerwechsel der Marktpreise wahrnehmbare, die regellose Willkür der Warenproduzenten überwältigende Naturnotwendigkeit. Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt die unbedingte Autorität des Kapitalisten über Menschen, die bloße Glieder eines ihm gehörigen Gesamtmechanismus bilden; die gesellschaftliche Teilung der Arbeit stellt unabhängige Warenproduzenten einander gegenüber, die keine andre Autorität anerkennen als die der Konkurrenz, den Zwang, den der Druck ihrer wechselnden Interessen auf sie ausübt ... [390]
So bringt das Wertgesetz durch die beständige Veränderung von Angebot und Nachfrage als Folge der Konkurrenz Ordnung in die Unordnung einer Gesellschaft von Warenproduzenten, in der es keine zentrale Planung gibt. In der Produktion verschiedener Güter wie in der Verteilung der gesamtgesellschaftlichen Arbeitszeit auf die verschiedenen Wirtschaftszweige usw. spielt sich ein gewisses Gleichgewicht ein. Andererseits bestimmt innerhalb der einzelnen Fabrik nicht unpersönliche Anarchie, sondern der bewußte Wille des Kapitalisten die Arbeitsteilung und die jeweilige Produktmenge, die hergestellt werden soll.
Es liegt auf der Hand, daß in jeder Gesellschaftsordnung, vom Urkommunismus der Frühzeit bis zur zukünftigen sozialistischen Gesellschaft, eine Verteilung der gesellschaftlichen Arbeitszeit auf die verschiedenen Wirtschaftszweige erfolgen muß, um die benötigten Güter in ausreichender Menge herzustellen. Aber die Art und Weise, wie diese Aufteilung zustande kam, hat sich mit der jeweiligen Gesellschaftsordnung verändert.
Daß jede Nation verrecken würde“ schreibt Marx, „die, ich will nicht sagen für ein Jahr, sondern für ein paar Wochen die Arbeit einstellte, weiß jedes Kind. Ebenso weiß es, daß die den verschiedenen Bedürfnismassen entsprechenden Massen von Produkten verschiedne und quantitative bestimmte Massen der gesellschaftlichen Gesamtarbeit erheischen. Daß diese Notwendigkeit der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit in bestimmten Proportionen durchaus nicht durch die bestimmte Form der gesellschaftlichen Produktion aufgehoben, sondern nur ihre Erscheinungsweise ändern kann, ist self-evident [selbstverständlich]. Naturgesetze können überhaupt nicht aufgehoben werden. Was sich in historisch verschiedenen Zuständen ändern kann, ist nur die Form, worin jene Gesetze sich durchsetzen. Und die Form, worin sich diese proportionale Verteilung der Arbeit durchsetzt in einem Gesellschaftszustand, worin der Zusammenhang der gesellschaftlichen Arbeit sich als Privataustausch der individuellen Arbeitsprodukte geltend macht, ist eben der Tauschwert dieser Produkte. [391]
Der Tauschwert kann nur dann Ausdruck der Teilung der gesellschaftlichen Arbeitszeit unter die Produktion verschiedener Güter sein, wenn die Tätigkeiten der Menschen im Produktionsprozeß „völlig atomisiert“ vonstatten gehen, und wenn freie Konkurrenz zwischen den unabhängigen Produzenten und zwischen den Besitzern verschiedener Waren besteht (die Verkäufer von Arbeitskraft eingeschlossen). Die Beziehung der Gesellschaftsmitglieder in der Produktion darf nicht durch bewußtes Handeln geregelt sein.
Im Kapital ging Marx von einem System der uneingeschränkten freien Konkurrenz als Norm des kapitalistischen Systems aus. Rudolf Hilferding war der einzige marxistische Ökonom, der in seinem Buch Das Finanzkapital (Wien 1910) die Gültigkeit des Wertgesetzes im Monopolkapitalismus detailliert untersuchte. Hilferding behauptet, daß es unmöglich ist, aus der Marxschen Werttheorie ein allgemeines Gesetz abzuleiten, das die quantitativen Auswirkungen der Monopolbildung auf die Austauschverhältnisse zwischen verschiedenen Waren erklärt.
Er schreibt:
Das Unbestimmte und Unmeßbare unter der Herrschaft von Monopolpreisen ist die Nachfrage. Wie dieses auf die Erhöhung des Preises reagiert, kann nicht angegeben werden. Der Monopolpreis läßt sich zwar empirisch festsetzen, seine Höhe aber nicht objektiv theoretisch erkennen ... Die klassische Ökonomie [zu der Hilferding auch Marx zählt] faßt den Preis als Erscheinungsform der anarchischen gesellschaftlichen Produktion, seine Höhe als abhängig von der gesellschaftlichen Produktionskraft der Arbeit auf. Das objektive Preisgesetz setzt sich aber nur durch die Konkurrenz. Wenn die monopolistischen Vereinigungen die Konkurrenz aufheben, so heben sie damit das einzige Mittel auf, wodurch sich ein objektives Preisgesetz verwirklichen kann. Der Preis hört auf, eine objektiv bestimmte Größe zu sein, er wird ein Rechenexempel derjenigen, die ihn mit Willen und Bewußtsein bestimmen, wird anstelle eines Resultats Voraussetzung, anstelle eines Objektiven ein Subjektives, anstelle eines vom Willen und Bewußtsein der Beteiligten Unabhängigen und Notwendigen ein Willkürliches und Zufälliges. Die Verwirklichung der Marxschen Konzentrationslehre, die monopolistische Vereinigung, scheint damit zur Aufhebung der Marxschen Werttheorie zu werden. [392]
Genausowenig kann man exakt bestimmen, welche Mengen der verschiedenen Waren produziert werden und wie die gesamte gesellschaftliche Arbeitszeit auf die verschiedenen Wirtschaftszweige aufgeteilt wird. Es läßt sich jedoch als Tendenz abschätzen, wie sich die oben genannten Faktoren unter monopolistischen Bedingungen im Vergleich zu Bedingungen freier Konkurrenz entwickeln werden: Unter Gleichgewichtsbedingungen wird der Tauschwert der von Monopolen produzierten Waren relativ zu dem anderer Waren steigen; von diesen Waren werden weniger als von den nicht-monopolistischen Waren hergestellt werden, und daher wird der Anteil der gesamtgesellschaftlichen Arbeitszeit, den die monopolistische Industrie beansprucht, geringer sein. Man kann davon ausgehen, daß unter Monopolbedingungen die Austauschverhältnisse zwischen den Waren, die produzierten Mengen und die Aufteilung der gesellschaftlichen Arbeitszeit lediglich Modifikationen derselben Faktoren darstellen, wie sie unter Bedingungen freier Konkurrenz wirken. Das Wertgesetz wird teilweise negiert, aber bleibt seiner Substanz nach weiterhin gültig, wenngleich in modifizierter Form. In eingeschränkter Form gibt es nach wie vor Konkurrenz, und daher gilt Marx’ These über „das bloß atomistische Verhalten der Menschen in ihrem gesellschaftlichen Produktionsprozeß“ nach wie vor:
Aufgrund der Konkurrenz zwischen Monopolen einer Branche oder zwischen Monopolen in verschiedenen Wirtschaftszweigen ist die Basis der Austauschverhältnisse zwischen Waren, wenngleich nicht in exakt äquivalenter Form, die für ihre Produktion notwendige Arbeitszeit bzw. das daraus abgeleitete Verhältnis ihrer Produktionskosten. [393]
Obwohl die Arbeitsteilung im Innern der Gesellschaft nicht völlig unabhängig ist vom bewußten Willen von Individuen oder Gruppen (z.B. Monopolen), kann sie doch nicht viel anders aussehen als unter freien Konkurrenzbedingungen; der Variationsspielraum ist relativ gering. Trotz der „Planung“ der Monopole bleibt die Arbeitsteilung willkürlich und unterscheidet sich nicht nur dem Ausmaß, sondern auch dem Wesen nach weiterhin deutlich von der Arbeitsteilung innerhalb einer Fabrik.
Der Monopolkapitalismus ist eine partielle Negation des Wertgesetzes auf der Grundlage des Wertgesetzes. Aber „Determinitio est Negatio“. Die teilweise Negation des Wertgesetzes grenzt an seine vollständige Aufhebung.
Wie wirkt das Wertgesetz, wenn der Staat in das Wirtschaftssystem eingreift, die Warenpreise reguliert, einen beträchtlichen Teil der Produkte aufkauft, die Rohstoffzuteilung steuert und Kapitalinvestitionen lenkt?
Lenin schreibt dazu:
Wenn die Kapitalisten für die Verteidigung produzieren, d.h. für die Regierung, handelt es sich offensichtlich nicht mehr um „reinen“ Kapitalismus, sondern um eine besondere Form der Nationalwirtschaft. Reiner Kapitalismus heißt Warenproduktion. Warenproduktion heißt Produktion für einen unbekannten und freien Markt. Aber die Kapitalisten, die für die Verteidigung „produzieren“, „produzieren“ nicht für einen Markt. Sie erfüllen Aufträge der Regierung und in den meisten Fällen für Geld, das ihnen vom Finanzministerium vorgeschossen wird. [394]
Bedeutet das, daß die Versorgung des Staates mit Gütern durch kapitalistische Unternehmen sich außerhalb des Wertgesetzes vollzieht? Im Nazi-Deutschland kaufte der Staat mehr als die Hälfte des gesamten Sozialprodukts, vereinigte in seinen Händen die Zuteilung von Rohstoffen, regulierte den Kapitalfluß in die verschiedenen Wirtschaftszweige, setzte die Warenpreise fest und reglementierte den Arbeitsmarkt. Es waren dort also keineswegs die blinden, automatisch wirkenden Marktmechanismen, die die Austauschrelationen der verschiedenen Waren und die Aufteilung der gesellschaftlichen Arbeitszeit auf die verschiedenen Industrien bestimmten. Zwar fällte der Nazi-Staat nicht alle Entscheidungen über die Produktion, doch die wichtigsten wurden von ihm getroffen. In der Nazi-Wirtschaft bestimmte der Staat, in welcher Menge Konsumgüter produziert werden sollten; einen freien Arbeitsmarkt gab es nicht, und die Aufteilung der gesamtgesellschaftlichen Arbeitszeit auf die verschiedenen Industriezweige wurde nicht durch den Marktmechanismus bestimmt, sondern durch staatliche Auftragsvergabe, Rohstoffzuteilungen und Investitionskontrollen. Dem Einzelkapitalisten blieb in Deutschland nur ein sehr schmales Feld für eigene Aktivitäten.
Hilferding beschreibt das so:
In Deutschland bestimmt der Staat, der seine Macht sichern und ausbauen will, den Charakter der Produktion und Akkumulation. Die Preise verlieren ihre regulative Funktion und werden zum Mittel einer bloß rechnungsmäßigen Zuteilung. Die Wirtschaft, und mit ihr die Exponenten des ökonomischen Prozesses, sind dem Staat mehr oder weniger untergeordnet ... [395]
Der Begriff Staatskapitalismus kann zweierlei bezeichnen: einmal eine kapitalistische Kriegswirtschaft, zum andern ein Entwicklungsstadium des Kapitalismus, in dem alle Produktionsmittel sich in der Hand des Staates befinden. Bucharin zum Beispiel verwandte den Begriff in beiden Bedeutungen. Zwar besteht, wie wir noch sehen werden, zwischen beiden Systemen hinsichtlich
kein grundlegender qualitativer Unterschied. Trotzdem halten wir es doch, um Verwirrung zu vermeiden, für besser, die beiden Bedeutungen begrifflich auseinanderzuhalten. Der Begriff „Staatskapitalismus“ soll ausschließlich das Entwicklungsstadium bezeichnen, in welchem die Produktionsmittel sich in der Hand des Staates befinden. Die kapitalistische Kriegswirtschaft soll dagegen als „staatsmonopolistischer Kapitalismus“ bezeichnet werden.
Der staatsmonopolistische Kapitalismus bleibt letztlich Spielball blinder ökonomischer Gesetzmäßigkeiten und wird nicht durch den bewußten Willen und durch bewußte Entschlüsse einzelner oder mehrerer Personen gelenkt. So werden Regierungsaufträge je nach der relativen Stärke (gemessen an der Produktionskapazität) der verschiedenen um diese Aufträge konkurrierenden Einzelunternehmen vergeben. Daher muß jedes Einzelunternehmen bestrebt sein, eine bestimmte Akkumulationsrate zu erzielen. Die Unternehmen sind gezwungen, die Profite auf Kosten der Löhne zu erhöhen. Entsprechend steigt die Nachfrage nach Produktionsmitteln relativ stärker an als die nach Konsumtionsmitteln usw. Die Aufteilung der gesamtgesellschaftlichen Arbeitszeit zur Herstellung von Produktions- und Konsumgütern wie die Verteilung des Nationaleinkommens auf die verschiedenen sozialen Klassen wurde etwa im Nazi-Deutschland nicht durch willkürliche Regierungsentscheidungen, sondern durch den Konkurrenzdruck bestimmt. In die gleiche Richtung wirkte der – wirtschaftliche und militärische – Konkurrenzdruck der Mächte, gegen die Deutschland kämpfte.
Auf den ersten Blick scheinen die Beziehungen zwischen den verschiedenen Unternehmen in Rußland dieselben zu sein wie zwischen Unternehmen in traditionellen kapitalistischen Ländern. Aber das ist nur formal so. Denn in einer Gesellschaft unabhängiger Privatproduzenten besteht ein grundlegender Unterschied zwischen der Arbeitsteilung innerhalb einer Fabrik und der innerhalb der Gesamtgesellschaft. Bei der Arbeitsteilung innerhalb einer Fabrik ist das Eigentum an Produktionsmitteln konzentriert in der Hand einer Einzelperson oder einer Gruppe von Personen, während in der kapitalistischen Gesellschaft insgesamt kein derartiges Entscheidungszentrum existiert, sondern nur der „blind wirkende Durchschnitt“ bestimmt, wie viele Arbeiter in den verschiedenen Unternehmen beschäftigt werden, welche Waren hergestellt werden usw. Einen solchen Unterschied gibt es in Rußland nicht. Die Einzelunternehmen wie die Gesamtwirtschaft unterstehen einer geplanten Produktionslenkung. Der Unterschied zwischen der Arbeitsteilung, etwa innerhalb einer Traktorenfabrik und der Arbeitsteilung zwischen ihr und ihrem Stahllieferanten ist nur gradueller Art. Die Arbeitsteilung im Innern der russischen Gesellschaft ist ihrem Wesen nach nur eine Sonderform der Arbeitsteilung innerhalb eines einzelnen Unternehmens.
Formal erfolgt die Verteilung der Produkte zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen über den Austausch; aber da eine Institution, der Staat, Eigentümer aller Unternehmen ist, gibt es keinen realen Warentausch. Denn „Gebrauchsgegenstände werden überhaupt nur Waren, weil sie Produkte voneinander unabhängig betriebener Privatarbeiten sind.“
In einer Gesellschaft von Privatproduzenten, die nur durch den Austausch miteinander verbunden sind, ist der Preis als Geldausdruck des Tauschwerts das Medium, das die Arbeitsteilung im Innern der Gesellschaft reguliert. In Rußland wird durch die Vermittlung des Staates, der die Produktion in fast allen Unternehmen kontrolliert, eine unmittelbare Verbindung zwischen den Unternehmen hergestellt. Der Preis verliert damit seine einzigartige Bedeutung als Ausdruck des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit und als Regulator der Produktion.
Übersteigt in einem traditionellen kapitalistischen Land die Nachfrage nach Schuhen das Angebot, wird der Preis für Schuhe im Verhältnis zu den Preisen anderer Waren automatisch steigen; die Profite in der Schuhindustrie werden wachsen, Kapital und Arbeitskräfte werden in die Schuhindustrie strömen, und ein größerer Anteil der gesamtgesellschaftlichen Arbeitszeit wird auf die Schuhproduktion entfallen. Das Wertgesetz wird zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage führen, also zu einer Situation, in der Preis und Tauschwert oder richtiger: Preis und Produktionspreis sich decken [396].
Überstiege dagegen in Rußland die Nachfrage nach Schuhen das Angebot, so würde sich trotz offizieller Preissteigerungen oder gestiegener Schwarzmarktpreise für Schuhe die Schuhproduktion und daher die zur Herstellung von Schuhen aufgewandte Arbeitszeit nicht erhöhen.
Ein anderes Beispiel: In traditionellen kapitalistischen Ländern bestimmt das Wertgesetz das Verhältnis zwischen der Produktion von Produktions- und Konsumtionsmitteln. Liegt das Angebot für Schuhe unter und das für Maschinen über der Nachfrage, wird der Preis für Schuhe steigen und der Preis für Maschinen fallen. Kapital und Arbeitskräfte werden vom einen Wirtschaftszweig in den anderen strömen, bis ein angemessenes Gleichgewicht wiederhergestellt ist. In Rußland dagegen verfügt der Staat über beide Industriesektoren; daher wird eine hohe Profitrate in der Konsumgüterproduktion nicht Kapital und Arbeitskräfte aus anderen Sektoren anziehen, da das jeweilige Verhältnis zwischen den Sektoren nicht aus dem unkontrollierten Mechanismus eines internen russischen Marktes abzuleiten ist.
Das Verhältnis der beiden Abteilungen (des Produktionsgüter- und des Konsumgütersektors) hängt unmittelbar vom Verhältnis zwischen Akkumulation und Konsum ab. Während in den traditionellen kapitalistischen Ländern die Einzelkapitalisten durch die Konkurrenz gezwungen werden, zu akkumulieren und die organische Zusammensetzung des Kapitals zu erhöhen, entfällt dieser Faktor für Rußland, da sich alle Fabriken in einer Hand befinden. Akkumulation und technische Neuerungen haben nicht den Charakter von Abwehrmaßnahmen im Konkurrenzkampf mit anderen Unternehmen.
Wir sahen bereits, daß der Preis nicht das Instrument darstellt, durch das die Produktion und die Arbeitsteilung im Innern der russischen Gesellschaft als Ganzes reguliert wird. Reguliert wird die Wirtschaft durch die Regierung. Der Preis ist nur eine unter mehreren Waffen im ökonomischen Arsenal des Staates. Er ist nicht Motor, sondern Transmissionsriemen.
Das heißt nicht, daß das Preissystem in Rußland willkürlich ist und allein von den Launen der Bürokratie abhängt. Auch in Rußland sind die Produktionskosten Grundlage des Preises. (Daran ändern auch das umfangreiche Subventionssystem und die Umsatzsteuer nichts.) Trotzdem besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen diesem Preissystem und dem Preissystem in traditionellen kapitalistischen Lindern. Letzteres ist Ausdruck der autonomen Aktivitäten der Wirtschaft (die sich am freiesten unter Bedingungen uneingeschränkter Konkurrenz und weniger frei unter monopolistischen Bedingungen entfalten). Dagegen ist das Preissystem in Rußland gerade ein Zeichen dafür, daß die Wirtschaft keine solche inneren Antriebsmechanismen besitzt.
Der Unterschied läßt sich vielleicht am Beispiel einer weniger komplexen Gesellschaft, etwa der ägyptischen Gesellschaft unter der Herrschaft der Pharaonen, verdeutlichen. Ein Pharao mußte sich ausrechnen, wie er die Gesamtarbeitszeit (die in jeder Gesellschaft die realen Produktionskosten ausmacht) seiner Sklaven entsprechend den Bedürfnissen seiner Gesellschaft aufteilen sollte. Seine Methode war sehr direkt. Eine bestimmte Anzahl Sklaven wurde in die Lebensmittelproduktion gesteckt, eine bestimmte Anzahl in die Luxusgüterproduktion, andere beim Bau von Bewässerungssystemen eingesetzt, wieder andere beim Pyramidenbau usw. Da der Produktionsprozeß relativ einfach war, war weiter keine Kontrolle nötig; es mußte nur darauf geachtet werden, daß die Sklaven plangemäß aufgeteilt wurden. Auch in Rußland entwickelt der Staat einen nahezu [397] vollständigen Plan für die Aufteilung der Gesamtarbeitszeit; aber da der Produktionsprozeß viel komplizierter ist als vor ein paar tausend Jahren, genügt es für einen planmäßigen Wirtschaftsablauf nicht, einfach die Anzahl der Arbeiter für die verschiedenen Wirtschaftszweige zu ermitteln. Bestimmte Relationen müssen festgelegt werden zwischen dem Einsatz von Maschinen bzw. menschlicher Arbeitskraft, zwischen unterschiedlichen Typen von Maschinen, der produzierten Menge, den verwendeten Roh- und Treibstoffen usw. Dazu braucht man ein allen Kosten und allen Gütern gemeinsames Maß. Der Preis dient als solch ein gemeinsames Maß. Zwischen der Arbeitsteilung unter den Pharaonen ohne Preissystem und der Arbeitsteilung unter Stalin mit Preissystem besteht nur ein gradueller, kein grundlegender Unterschied. Ebenfalls bestände nur ein gradueller Unterschied, ob Ford seine Unternehmen entweder als eine Verwaltungseinheit zusammengefaßt leitet oder sie in kleinere Einheiten aufsplittert, um besser kalkulieren und dirigierern zu können. Der Unterschied wäre nur graduell, solange in beiden Fällen derselbe Wille die Produktion lenkt.
Nur die Arbeitskraft erscheint allerdings in Rußland bei oberflächlicher Betrachtung als Ware. Ist aber die Arbeitskraft eine Ware, dann sind auch die Konsumgüter, die die Arbeiter im Austausch gegen ihre Arbeitskraft erhalten, Waren, die für den Austausch produziert werden. Es bestände damit, wenn schon keine ausgedehnte Warenzirkulation, so doch ein ausgedehnter Produktenaustausch, der den gesamten Verbrauch der Arbeiter umfaßt. Marx argumentiert dagegen, daß die Warenzirkulation „nicht nur formell, sondern wesentlich von unmittelbaren Produktenaustausch unterschieden [ist]“. [398]
Er betont weiter, daß „der Warenaustausch die individuellen und lokalen Schranken des unmittelbaren Produktenaustauschs durchbricht und den Stoffwechsel der menschlichen Arbeit entwickelt. Andrerseits entwickelt sich ein ganzer Kreis von den handelnden Personen unkontrollierbarer gesellschaftlicher Naturzusammenhänge.“ [399]
Um beurteilen zu können, ob die Arbeitskraft in Rußland genauso wie im traditionellen Kapitalismus eine Ware ist, muß man die unabdingbaren Voraussetzungen betrachten, die die Arbeitskraft zur Ware machen. Marx nennt zwei Bedingungen:
Freiheit wie Knechtung des Arbeiters offenbaren sich „durch die periodische Erneuerung seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner individuellen Lohnherren und die Oszillation im Marktpreise der Arbeit“. [400]
Damit die Arbeitskraft zur Ware wird, ist es also – nach Marx – notwendig,
daß der Eigentümer der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit verkauft, dann verkauft er sie in Bausch und Bogen, ein für allemal, so verkauft er sich selbst, verwandelt sich aus einem Freien in einen Sklaven, aus einem Warenbesitzer in eine Ware. Er als Person muß sich beständig zu seiner Arbeitskraft als seinen Eigentum und daher seiner eigenen Ware verhalten, und das kann er nur, soweit er sie dem Käufer stets nur vorübergehend, für einen bestimmten Zeittermin, zur Verfügung stellt, zum Verbrauch überläßt, also durch ihre Veräußerung nicht auf sein Eigentum an ihr verzichtet. [401]
Gibt es nur ein Unternehmen, so ist ein „Wechsel des Lohnherrn“ unmöglich, und der periodische Verkauf der Arbeitskraft wird zur bloßen Formalität. Der Arbeitsvertrag wird ebenfalls zur bloßen Formalität, wenn viele Verkäufer nur einem Käufer gegenüberstehen.
Zweifellos kommt es auch in Rußland zu „Oszillationen im Marktpreise der Arbeitskraft“, vielleicht sogar häufiger als in anderen Ländern. Doch auch hier steht das Wesen im Widerspruch zur Form. Das muß näher erläutert werden: In der traditionellen kapitalistischen Wirtschaft, in der Konkurrenz zwischen den Verkäufern von Arbeitskraft, zwischen den Käufern von Arbeitskraft und zwischen Käufern und Verkäufern herrscht, ergibt sich der Preis der Arbeitskraft aus dieser anarchischen Konkurrenz. Ist die Akkumulationsrate hoch, dann herrscht Vollbeschäftigung, und gewöhnlich steigen damit die Nominallöhne. Die Folge davon ist eine wachsende Nachfrage nach Konsumgütern, deren Produktion steigt und damit die Reallöhne erhöht. (Unter normalen Bedingungen freier Konkurrenz ist das ein wahrheitsgetreues Bild der Entwicklung; unter Monopolbedingungen wird es etwas verzerrt.) Dieser Reallohnanstieg wirkt sich nachteilig auf die Profitrate aus, was wiederum die Akkumulationsrate verlangsamt usw.
Im Gegensatz dazu wird in Rußland die Gesamtsumme der Reallöhne und -gehälter durch die geplante Konsumgütermenge im voraus festgelegt. Es kann passieren – und passiert gewöhnlich –, daß die in Form von Löhnen und Gehältern ausgezahlte Geldmenge aufgrund von Mängeln bei der Planerstellung bzw. -realisierung den Gesamtpreis der produzierten Konsumgüter übersteigt. Schöpft der Staat den Überhang nicht ab, kommt es zu Preissteigerungen (entweder auf dem offiziellen oder auf dem schwarzen Markt), aber nicht zu Reallohnsteigerungen. Der einzige Weg zu einer Reallohnerhöhung bestünde darin, daß der Staat für den betreffenden Industriezweig, dessen Preise steigen, eine Produktionssteigerung veranlaßt. Das tut der russische Staat jedoch nicht. (Es gibt einen Punkt, unter den die Reallöhne nicht für längere Zeit sinken können. Dieser Punkt ist das physische Existenzminimum. Diese Grenze gilt für Rußland wie für jede andere Gesellschaft, gleichgültig, ob sie auf der Arbeit von Sklaven, ) Leibeigenen oder Lohnarbeitern beruht. Daß nicht alle russischen Arbeiter den gleichen Reallohn bekommen, ist für das hier diskutierte Problem von zweitrangiger Bedeutung. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, daß die Gesamtsumme der Reallöhne direkt vom Staat festgelegt wird.)
Betrachtet man also die Beziehungen innerhalb der russischen Wirtschaft, so läßt sich dort das Wertgesetz als Motor und Regulator der Produktion nicht nachweisen. Ihrem Wesen nach sähen die Beziehungen zwischen den Unternehmen und zwischen den Arbeitern und dem Unternehmerstaat nicht anders aus, wenn Rußland eine große Fabrik wäre, die direkt von einem Zentrum aus gesteuert würde, und wenn alle Arbeiter ihre Konsumtionsmittel unmittelbar in Naturalien erhielten.
Das Marx’sche Wertgesetz und die russische Wirtschaft – unter Berücksichtigung ihres Verhältnisses zum Weltkapitalismus |
Der stalinistische Staat verhält sich zur verfügbaren Gesamtarbeitszeit der russischen Gesellschaft wie ein Fabrikbesitzer zur Arbeit seiner Beschäftigten. Mit anderen Worten: Die Arbeitsteilung ist geplant. Aber was bestimmt die Aufteilung der gesellschaftlich verfügbaren Gesamtarbeitszeit? Müßte Rußland nicht mit anderen Ländern konkurrieren, wäre die Aufteilung rein willkürlich. Tatsächlich hängt die stalinistische Planung aber von Faktoren ab, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen, nämlich von der Weltwirtschaft, der internationalen Konkurrenz. Unter diesem Gesichtspunkt befindet sich die russische Wirtschaft in einer ähnlichen Lage wie der Eigentümer eines kapitalistischen Unternehmens, das mit anderen Unternehmen konkurriert.
Die Ausbeutungsrate, das heißt das Verhältnis von Mehrwert und Lohn hängt nicht von der Willkür (den Konsumbedürfnissen, Machtgelüsten usw.) der stalinistischen Regierung ab, sondern wird vom Weltkapitalismus diktiert. Das gilt auch für technische Neuerungen bzw., um es in Marx’schen Begriffen auszudrücken, für das Verhältnis von konstantem und variablem Kapital (c/v), das heißt zwischen Maschinen, Gebäuden, Werkstoffen einerseits und Löhnen andererseits. Dasselbe gilt auch für die Aufteilung der gesellschaftlich verfügbaren Arbeitszeit der russischen Gesellschaft auf die Produktion von Produktions- bzw. Konsumtionsmitteln. Betrachtet man Rußland daher im Rahmen der Weltwirtschaft, so erkennt man die grundlegenden Merkmale des Kapitalismus:
... die Anarchie der gesellschaftlichen und die Despotie der manufakturmäßigen Arbeitsteilung bedingen einander ... [402]
Wenn Rußland versuchen würde, den Weltmarkt mit seinen Produkten zu überschwemmen, oder wenn andere Länder den russischen Markt mit ihren Produkten überfluten würden, wäre die russische Bürokratie gezwungen, die Produktionskosten zu senken. Entweder müßte sie die Löhne im Vergleich zur Arbeitsproduktivität relativ oder absolut kürzen (Erhöhung der Mehrwertrate m/v), verbesserte Techniken einführen (Erhöhung der organischen Zusammensetzung c/v) oder die Produktion von Produktionsmitteln im Verhältnis zur Konsumgüterproduktion steigern. Die gleiche Tendenz ergäbe sich, wenn die Weltkonkurrenz nicht auf die normale Handelskonkurrenz beschränkt bliebe, sondern die Form militärischer Bedrohung annähme.
Bisher war die russische Wirtschaft aufgrund ihrer Rückständigkeit nicht in der Lage, fremde Märkte mit ihren Gütern zu überschwemmen. Durch das staatliche Außenhandelsmonopol, da nur durch militärische Gewalt zerstört werden kann, sicherte sich andererseits die russische Wirtschaft gegen eine Überflutung mit ausländischen Waren ab. Die wirtschaftliche Auseinandersetzung ist daher von geringerer Bedeutung [403] gewesen als die militärische. Da die internationale Konkurrenz vorwiegend militärische Form annimmt, äußert sich das Wertgesetz praktisch in seinem Gegenteil, nämlich als Streben nach Gebrauchswerten. Das bedarf näherer Erläuterung: in einer Gesellschaft unabhängiger Produzenten ist der Wert der einzige Ausdruck für den gesellschaftlichen Charakter der Arbeit. Ein Kapitalist versucht daher, seine Position gegenüber seinen Konkurrenten zu stärken, indem er die gesamten Werte, die er besitzt, vermehrt. Da Wert in Geld ausgedrückt wird, ist es gleichgültig, ob der Kapitalist eine Million Pfund in die Schuhindustrie investiert und einen Profit von 100.000 Pfund macht oder ob er den gleichen Profit durch Investitionen in der Rüstungsindustrie erzielt. Solange sein Produkt irgendeinen Gebrauchswert hat, kümmert es ihn nicht, welchen besonderen Gebrauchswert es besitzt. In der Formel für die Kapitalzirkulation Geld – Ware – Geld G1 – W – G2 erscheint W nur als Zwischenglied zwischen G1 und der größeren Geldsumme G2.
Stünde Rußland mit Ländern außerhalb seines Herrschaftsbereichs in ausgedehnten Handelsbeziehungen, dann würde es versuchen, Waren zu produzieren, deren Weltmarktpreise hoch liegen und andererseits möglichst billige Waren auf dem Weltmarkt einzukaufen. Wie beim Privatkapitalisten bestünde Rußlands Ziel also darin, durch die Produktion irgendeines beliebigen Gebrauchswerts die Summe der für die eigene Wirtschaft verfügbaren Werte zu erhöhen. (Dieser Faktor ist für Rußlands Handel mit seinen Satelliten von großer Bedeutung.) [404]
Da die Konkurrenz mit anderen Ländern aber hauptsächlich militärischen Charakter hat, ist der Staat als Verbraucher an ganz bestimmten Gebrauchswerten, wie Panzer, Flugzeuge usw., interessiert. Der Wert ist Ausdruck der Konkurrenz zwischen unabhängigen Produzenten. Rußlands Konkurrenz mit der übrigen Welt drückt sich darin aus, daß Gebrauchswerte zum Ziel der Produktion erhoben werden, die gleichzeitig dem eigentlichen Ziel, nämlich dem Sieg im Konkurrenzkampf, dienen sollen. Gebrauchswerte werden also zum Ziel der Produktion, bleiben aber nach wie vor Mittel im Konkurrenzkampf.
Ein ähnlicher Prozeß vollzieht sich, wenn auch weniger offensichtlich, in den traditionellen kapitalistischen Ländern. Dem einzelnen Rüstungsproduzenten ist es gleich, ob er sein Kapital in der Produktion von Kanonen oder von Butter anlegt, solange es einen Profit abwirft. Aber der Staat, dem er angehört, ist außerordentlich interessiert am Gebrauchswert seiner Produkte. Die Beziehung des Kapitalisten zum Staat entspricht der Beziehung von Verkäufer und Käufer; der Verkäufer ist nur am Wert, der Käufer am Gebrauchswert interessiert. In Wirklichkeit haben diese Austauschbeziehungen rein formalen Charakter. Der Staat bietet für den Tausch mit Rüstungsgütern keine andere Ware an. Er bezahlt sie aus Steuermitteln und Anleihen, die von der Gesamtwirtschaft erhoben werden. Mit anderen Worten, die Rüstungslasten werden mehr oder weniger auf die gesamte Wirtschaft verteilt. (Das wird in dem Augenblick glasklar, wo der Staat in eigener Regie Waffen produziert, anstatt erst Steuern und Anleihen zu erheben, um dann Waffen von Privatfirmen zu kaufen.)
Der Ruf „Kanonen statt Butter“ bedeutet, daß die Konkurrenz zwischen den kapitalistischen Mächten eine Stufe erreicht hat, auf der die internationale Arbeitsteilung auseinander gebrochen ist und direkte militärische Konkurrenz an die Stelle wirtschaftlicher Konkurrenz tritt. Gebrauchswerte sind dann das Ziel der kapitalistischen Produktion.
Ein weiteres Anzeichen hierfür sind die Unterschiede, die sich hinsichtlich des technischen Fortschritts in Kriegs- und Friedenszeiten ergeben. In einer Kriegswirtschaft gibt es praktisch weder Marktschranken noch besteht ein Zwang, die Produktionskosten im Interesse der wirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit zu senken. Das Gebot der Stunde heißt, möglichst viele Güter zu produzieren. So wurden während des Zweiten Weltkriegs technische Neuerungen eingeführt, gegen die sich die Monopole und Kartelle in Friedenszeiten gewehrt hatten.
Die Tatsache, daß die russische Wirtschaft auf die Produktion bestimmter Gebrauchswerte ausgerichtet ist, macht sie noch nicht zu einer sozialistischen Wirtschaft, auch wenn deren Ziel ebenfalls in der Produktion von Gebrauchswerten, allerdings ganz anderer Art, besteht. Im Gegenteil: Die russische Wirtschaft und eine sozialistische Wirtschaft sind vollständige Gegensätze. Die steigende Ausbeutungsrate und die wachsende Unterwerfung der Arbeiter unter die Produktionsmittel, verbunden mit Rüstungsproduktion im großen Stil, führen in Rußland nicht zu einer Verringerung, sondern zu einer Verschärfung der Unterdrückung der Bevölkerung.
Sobald man also die russische Wirtschaft im Zusammenhang der heutigen konkreten historischen Situation, das heißt im Rahmen des anarchischen Weltmarkts, analysiert, erscheint das Wertgesetz als oberste Instanz.
Kap.8 (Fortsetzung)
Verzeichnis Kapitel 8
371. F. Engels: Anti-Dühring. a.a.O., S.387.
372. I. Lapidus und K. Ostrovitianov: Political Economy in Connection with the Theory of Soviet Economy, Moskau-Leningrad 1928, S.8-9.
373. Ebda., S.10.
374. Ebda., S.131-132.
375. E. Preobraschenski: Die neue Ökonomik, Berlin 1971, S.71.
376. A. Leontiev: Political Economy. A Beginner’s Course, London 1943, S.76. Gleiche Gedanken finden sich bei A. Leontiev und E.J. Khmelnitskaja: Grundzüge der Übergangswirtschaft, Russisch, Leningrad 1927, S.132 u.a.
377. Engels: Anti-Dühring, a.a.O., S.386.
378. Ebda., S.341.
379. Marx und Engels: Archiv, Russisch, Moskau 1933, Bd.II (VII), S.6, 7.
380. Ebda., Bd.V, S.59.
381. Pod Znamenem Marksizma, No.7-8, 1943, übersetzt ins Englische in American Economic Review, Sept. 1944. Zitiert nach der englischen Übersetzung.
382. J. Stalin: Die ökonomischen Probleme des Sozialismus in der UdSSR, S.23 (Frankfurt 1972).
383. J. Stalin, a.a.O., S.45.
384. Ebda., S.22.
385. Ebda., S.22.
386. Marx: Das Kapital, MEW, Bd.23, Berlin 1968, Bd.1, S.183-184.
387. Marx, a.a.O., S.57.
388. a.a.O., S.87
389. a.a.O., S.117.
390. a.a.O., S.376-377.
391. Marx: Brief an L. Kugelmann vom 11.7.1868. In: Marx/Engels: Ausgewählte Schriften, Berlin 1966, S. 431 f.
392. R. Hilferding: Das Finanzkapital, Frankfurt-Wien, S.313.
393. Marx: Das Kapital, Bd.1., a.a.O., S.107-108.
394. Lenin, Werke, Bd.25, S.57 f.
395. R. Hilferding: „Das Finanzkapital“, Frankfurt-Wien
396. Auf die sehr komplizierte Beziehung von Wert und Produktionspreis kann hier nicht eingegangen werden Vgl.Marx: Das Kapital, Bd.III, Teil II.
397. „Nahezu“ deshalb, weil es einige Grenzfälle gibt, in denen die Kontrolle des Staates nicht vollständig ist. Die Arbeit der Kolchosmitglieder auf ihrem privaten Stück Land ist ein Beispiel, ebenso das Handwerk. Obwohl diese Tätigkeiten nicht bewußt vom Staat geplant werden, unterliegen sie bestimmten Kontrollen. Über die Preis- und Steuerpolitik und besonders über die staatliche Planung der zentralen Bereiche der Produktion werden diese Randbereiche ebenfalls in die vom Staat gewünschten Kanäle gelenkt.
398. K. Marx, Ebda. S.126
399. Ebda., S. 126
400. Ebda., S. 603
401. Ebda., S.182
402. Ebda., S.377
403. Import und Export der UdSSR zu laufenden Preisen* (in Millionen Rubel):
Exporte |
Importe |
Umsätze |
|
---|---|---|---|
1913 |
6.596,4 |
6.022,5 |
12.618,9 |
1924 |
1.476,1 |
1.138,8 |
2.614,9 |
1928 |
3.518,9 |
4.174,6 |
7.693.5 |
1930 |
4.539,3 |
4.637,5 |
9.176,8 |
1937 |
1.728,6 |
1.341,3 |
3.069,9 |
Während der Fünf-Jahres-Pläne vervielfachte sich also die Industrieproduktion, während Importe und Exporte geradezu unglaublich zurückgingen.
* Zwanzig Jahre Außenhandel der UdSSR, 1918-1937, Statistisches Handbuch, Russisch, Moskau 1939, S.10.
404. Vgl. Y. Gluckstein, a.a.O., S.62-67.
Zuletzt aktualisiert am 26.9.2002