N. Bucharin u.
E. Preobraschensky

 

Das ABC des Kommunismus

 

Vorwort

 

Das ABC des Kommunismus soll unserem Vorhaben nach das Elementar-Lehrbuch des kommunistischen Wissens sein. Die tägliche Erfahrung des Propagandisten und Agitatoren hat uns gezeigt, daß ein derartiges „Lehrbuch“ zu einer dringenden Notwendigkeit geworden ist. Immer neue und neue Reihen schließen sich uns an. Aber es mangelt an Lehrkräften und ebenso fehlt es an Lehrbüchern, sogar an den Parteischulen.

Die alte marxistische Literatur, wie Das Erfurter Programm [1], sind offensichtlich nicht mehr zu gebrauchen, und Antworten auf neue Fragen sind nur sehr schwer zu finden: All das ist in Zeitschriften, Büchern und Broschüren verstreut.

Diese Lücke wollen wir nun ausfüllen. Wir betrachten unser ABC als einen Elementarkurs, der in den Parteischulen durchgenommen werden soll; wir bemühen uns aber, so zu schreiben, daß es von jedem Arbeiter und Bauern selbständig gelesen werden kann, der daß Programm unserer Partei kennenlernen will.

Jeder Genosse, der dieses Buch zur Hand nimmt, muß es auch zu Ende lesen, um eine Vorstellung über die Ziele und Aufgaben des Kommunismus zu gewinnen. Denn das Buch ist so geschrieben, daß die Anordnung des Stoffes der des Programmtextes entspricht. Zur Bequemlichkeit der Leser ist am Schluße auch dieser Text beigefügt, der in Paragraphen eingeteilt ist; jedem Paragraphen des Programms entsprechen einige erläuternde Abschnitte dieses Buches, die dementsprechend bezeichnet sind.

Die grundlegenden Ausführungen sind in gewöhnlicher Schrift gedruckt, ausführlichere Erläuterungen, Beispiele, Zahlen usw. – in kleinerer Schrift [A*]; letzteres ist hauptsächlich für jene Genossen-Arbeiter bestimmt, die selbständig aufzutreten pflegen und weder Zeit noch Gelegenheit haben, Tatsachenmaterial rasch zur Stelle zu haben.

Für diejenigen, die sich weiter ausbilden wollen, ist am Ende jedes Kapitels die zugrundeliegende Literatur angegeben.

Die Verfasser sind sich dessen wohl bewußt, daß dieses Buch viele Mängel aufweisen wird; es wurde stückweise und „unter der Hand“ geschrieben. Die Kommunisten sind überhaupt gezwungen, sich mit literarischen Arbeiten unter Verhältnissen zu befassen, die kaum normal genannt werden können, und in dieser Hinsicht ist dieses Buch ein interessantes Beispiel: das Manuskript wäre beinahe (samt seinen beiden Verfassern) bei der Explosion im Moskauer Komitee zugrundegegangen ... Doch trotz aller Mängel dieses Buches, erachten wir es als notwendig, dasselbe schleunigst erscheinen zu lassen. Nur möchten wir die Genossen ersuchen, uns ihre praktischen Erfahrungen zur Kenntnis zu bringen.

Der ganze theoretische (erste) Teil, der Anfang des zweiten, sowie die Kapitel über die Sowjetmacht, über die Organisation der Industrie und den Schutz der Volksgesundheit sind von Bucharin geschrieben, die restlichen von Preobraschensky. [2] Doch tragen wir selbstverständlich beide die volle Verantwortung für einander.

Die Bezeichung unseres Buches (ABC) ergibt sich aus jener Aufgabe, die wir uns stellten. Wenn unser Buch den Genossen Anfängern und Arbeiter-Propagandisten behilflich sein wird, so werden wir wissen, daß unsere Arbeit nicht vergebens war.

N. Bucharin    E. Preobraschensky
Moskau, 15. Oktober 1919

 

 

Anmerkungen

1. Das Erfurter Programm der deutschen Sozialdemokratie wurde auf dem Erfurter Parteitag im Oktober 1891 angenommen. Der theoretische Teil des Programms wurde von Kautsky geschrieben und der praktische Teil von Bernstein, der sich damals immer noch als revolutionärer Marxist verstand. Es war ein Schritt vorwärts im Vergleich mit dem Gothaer Programm (1875) und signalisierte den formellen Sieg des Marxismus in der SPD. Trotzdem gab es bedeutende Zugeständnisse an den Opportunismus, z.B. in der Frage der Republik, die einfach ausgelassen wurde, um Ärger mit dem bestehenden kaiserlichen Staat zu vermeiden. Engels schrieb eine Kritik vom Programmentwurf, die zum Teil zu Verbesserungen führte. Das Erfurter Programm diente als Modell für die Programme anderer sozialdemokratischen und sozialistischen Organisationen.

2. Diese Version besteht zur Zeit lediglich aus dem ersten, theoretischen Teil.

 

 

Anmerkung des Korrektors

A*. In dieser Darstellung ist die normale Schrift auf Größe 12pt und die kleine Schrift auf 10pt gesetzt.

 


Zuletzt aktualisiert am 11.10.2003