Julian Borchardt

Welche Bedeutung hat die Wissenschaft
für die Bestrebungen des Sozialismus?

Eine praktische Frage

(Oktober 1898)


Quelle: Sozialistische Monatshefte, Jg. 1898, Nr.10, Oktober 1898, S.482-487.
Transkription und HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


I.

Ueber das Ziel und die Absichten des Sozialismus sind die Meinungen seiner Anhänger bekanntlich durchaus nicht ungetheilt. Gar mancherlei Ansichten existiren darüber und gar mancherlei Gründe sind es, die den Einzelnen veranlassen, sich Sozialist zu nennen.

Indessen kann man doch gewisse allgemeine Grundzüge auffinden, die allen Sozialisten gemeinsam sind und an denen sich abmessen lässt, ob Jemand ihnen zuzurechnen ist oder nicht.

üasa wir Alle mit den heutigen Zuständen der Gesellschaft unzufrieden sind, ist selbstverständlich. Das sind aber andere Leute auch. Ja, man kann sagen, das ist jeder Mensch. Der Grundbesitzer wünscht die Zeiten des Mittelalters zurück, der Zunftmeister verwünscht die Grossindustrie, die ihn in seinem Erwerbe schädigt, und selbst der Grosskaufmann, der noch am ersten zufrieden sein könnte, fühlt sich dadurch gestört, dass in der Gesellschaft so viel Bestrebungen nach Aenderung – sei es in reaktionärem, sei es in fortschrittlichem Sinne – existiren.

Also die Unzufriedenheit an sich ist noch kein Zeichen des Sozialismus. Aber fragen wir uns genau, womit ein Sozialist eigentlich unzufrieden ist.

Da ist es in erster Linie das ungeheure und so weit verbreitete materielle Elend, dass uns drückt. Viele von uns spüren es am eigenen Leibe. Wir mühen uns ab von früh bis spät, wir thun mit Redlichkeit unsere Pflicht und mehr, und verdienen doch kaum so viel, um uns und unsere Familie zu ernähren. Und selbst, wenn das gelingt, so leben wir in beständiger Sorge um den kommenden Tag. Wer heute zu essen hat, weiss nie, ob er es auch morgen haben wird. Und so vergeht unser Leben ohne eigentlichen Genuss; all unsere Zeit, all unsere Kraft gehen auf in dem fortdauernden Quälen um das elende bischen Brod. Jeder höhere Genuas, jede edlere Beschäftigung ist uns versagt, Tag für Tag müssen wir ins Joch, nur um das Essen und Trinken zu haben.

Dazu kömmt der Anblick unserer Brüder, die es noch schlechter haben, als wir; der Anblick jener Tausende, die noch nicht einmal das bischen Brod verdienen können, das wir haben, und die wir allmählich im Elend verkommen sehen. Der Anblick Jener, die trotz Arbeitswilligkeit keine Arbeit finden können, dabei tiefer und tiefer sinken, bis sie zuletzt auch die Arbeitsfähigkeit verlieren, und im Verbrechen verkommen; oder auch Jener, die schon im Verbrechen geboren sind trnd sich nie daraus erheben können.

All das drückt uns und quält uns: wir sind damit unzufrieden und mächten es ändern.

Indessen ist auch das noch nichts speziell sozialistisches. Jeder gute Mensch fühlt sich bedrückt, wenn er seine Mitmenschen leiden sieht, und jeden Menschen quält eigenes Leid. Und so giebt es auf der einen Seite sehr viel Menschen, auf denen das materielle Elend schwer lastet, die sehr damit unzufrieden sind, und die doch nichts weniger sind als Sozialisten. Und auf der anderen Seite gicbt es auch gute Menschen, die selbst nicht materiell leiden, denen aber das Leid Anderer zu Herzen geht, die gern helfen möchten, die aber darum auch noch lange keine Sozialisten sind.

Allerdings verlangen wir mehr als Jene. Wir verlangen nicht nur genügendes Brod für alle Menschen, sondern auch sicheres Brod. Und wir verlangen, dass der Mensch, um genügendes und sicheres Brod zu haben, nicht ins Ungemessenc arbeiten muss, sondern dass er dafür nur eine Arbeit zu leisten braucht, die ihm vollauf Zeit und Kraft lässt, das Leben auch zu gemessen. Er soll nicht nur Arbeitsthier sein, sondern von seinem Leben auch etwas haben. Und das unterscheidet uns schon sehr deutlich von den durchschnittlichen Wohlthätigkeits-Bourgeois, die uns genügendes, ja selbst sicheres Brod wohl zugestehen würden, die es aber als selbstverständlich ansehen, dass ein Arbeiter all seine Zeit und Kraft auf die Arbeit verwendet.

Vor Allem aber liegt der Unterschied darin, dass das materielle Elend überhaupt nicht das einzige ist, was den Sozialisten drückt; noch etwas anderes ebenso lästiges giebt es in der heutigen Gesellschaft, und das ist die persönliche Unfreiheit.

In der heutigen Gesellschaft ist mindestens die arbeitende Klasse nicht frei. Wir können nicht thun, was wir wollen. Auf Schritt und Tritt stossen wir auf Polizeiaufsicht, auf Bevormundung durch Behörden oder Arbeitgeber. Und das bedrückt uns. Wir fühlen uns dadurch in unserer Würde gekränkt und wollen es los sein.

Also sicheres Brod für Alle, für menschenwürdige Arbeit menschenwürdigen Gcnuss und Freiheit, das ist unsere Parole. Und dadurch unterscheiden wir uns ganz wesentlich von den bürgerlichen Menschenfreunden. Sicheres Brod wollen uns Jene auch zugestehen. Jeder gute Mensch wünscht, dass sicheres Brod Allen zu Theil werde. Auch menschenwürdigen Genuss würden sie uns schliesslich wohl gönnen, wenn das nur mit ihrem frommen Wunsch gethan wäre. Niemals aber wird uns der bürgerliche Menschenfreund die Freiheit zugestehen. Die Unfreiheit drückt ihn direkt nicht so sehr wie uns, er empfindet sie nicht so sehr als Uebel. Andererseits weiss er, dass sie mit dem Bestände der bürgerlichen Gesellschaft zusammenhängt. Er weiss, dass der Genuss des Kapitalisten nicht möglich wäre ohne dessen Kommando über die Arbeiter; ja, er meint sogar, dass der Genuss der Arbeiter selbst nicht möglich wäre ohne ihre Unterordnung unter den Kapitalisten. Und er weiss ferner, dass .zur Erhaltung dieser „Ordnung“ Polizei und andere „Obrigkeit“ nöthig ist. So hält er die Unfreiheit eher für etwas Gutes, mindestens für ein nothwendiges Uebel, und denkt nicht daran, sie aufzugeben.

Dieser Unterschied ist klar und in die Augen springend: der Bourgeois verweigert die Freiheit, die der Sozialist verlangt.

Und doch liegt in meinen letzten Ausführungen schon, dass dieser Unterschied, genau betrachtet, nur ein äusserlicher ist.

Denn der Bourgeois – ich rede hier nicht vom ausbeutungsgierigen Kapitalisten, sondern vom bürgerlichen Menschenfreund – verweigert ja auch die Freiheit nicht um ihrer selbst willen; ihm ist ja auch nicht die Unfreiheit an sich etwas Gutes, sondern nur, weil sie mit dem Bestände der bürgerlichen Gesellschaft unlöslich verknüpft ist. An dem Bestände dieser Gesellschaft aber will er nicht rütteln. Er will das Elend gern aus der Welt schaffen, aber die bürgerliche Gesellschaft will er beibehalten. Er glaubt also, dass innerhalb dieser Gesellschaft und während ihres Bestehens die Beseitigung des Elends möglich sei.

Und das glauben wir Sozialisten nicht. Wir glauben, dass, so lange die bürgerliche Gesellschaft in ihrer jetzigen Gestalt existirt, nicht nur die Unfreiheit, sondern auch das Elend fortdauern werden.

Und hier erst sind wir bei dem wahren inneren Merkmal, angelangt, das den Sozialismus von allen anderen – nicht nur den bürgerlichen – Gesellschaftstheorieen unterscheidet. Es ist die Ansicht über den Ursprung, über die Quelle, über den Grund unserer gesellschaftlichen Missstände.

Der Bourgeois glaubt, das Elend sei verschuldet durch die Schlechtigkeit der Menschen, nämlich in erster Reihe der ausbeutungsgierigen Kapitalisten, die in blinder Habsucht den Arbeiter fortwährend am Lohn drücken und ihm das zum Leben Nothwendige entziehen; und weiterhin durch die „Begehrlichkeit“ der Arbeiter, die Alles nur für sich verlangen, und da sie das nicht bekommen können, in ihrer Unzufriedenheit ihr Weniges auch noch in der Kneipe oder im Streik verbringen, und so ihre schlechte Lage auch noch verschlimmern. Er will deshalb solche Menschen moralisch bessern; die Kapitalisten sollen höheren Lohn zahlen und die Arbeiter sollen zufrieden sein, und auf diese Weise meint er, das Elend aus der Welt schaffen zu können.

Ebenso glaubt der Anarchist, unsere gesellschaftlichen Uebelstände seien verschuldet durch die Schlechtigkeit der Menschen, nämlich in erster Reihe der Arbeiter selbst, die sich Ausbeutung und Unfreiheit gefallen lassen; auch er erhofft deshalb Heilung von der moralischen Besserung der Menschen, derart, dass sie ihren gerechten Antheil an den Produkten der Arbeit sich nehmen und der persönlichen Freiheitsbeschränkung sich widersetzen.

Bourgeois und Anarchist haben also das gemeinsam, dass sie die Ursachen des sozialen Unglücks in der Schlechtigkeit der Menschen suchen und die Abhilfe demgemäss in der moralischen Besserung der Menschen zu finden meinen. Sie unterscheiden sich von einander dadurch, dass dem Bourgeois der Bestand der bürgerlichen Gesellschaft wichtiger ist als die Freiheit, während dem Anarchisten umgekehrt die persönliche Freiheit wichtiger ist als der Bestand der bürgerlichen Gesellschaft.

Wir Sozialisten aber sehen die Wurzel unserer gesellschaftlichen Uebelstände in den wirthschaftlichen Verhältnissen, genauer ausgedrückt, in der heutigen Produktionsweise, der kapitalistischen Produktionsweise, die auf der Lohnarbeit beruht.

Da dieser Aufsatz für einen sozialistischen Leserkreis bestimmt ist, so kann ich die Kenntniss unserer Lehren voraussetzen und brauche nicht oft Gehörtes noch einmal zu wiederholen. Um aber die Bedeutung der Wissenschaft für unsere Bestrebungen zu erkennen, erscheint es nöthig, den Begriff des Sozialismus selbst erst möglichst genau zu präzisiren. Deshalb muss ich doch die Umrisse unserer Ideeen kurz angeben, obgleich es immer misslich ist und nothwendig Ungenauigkeiten mit sich bringt, wenn man ein so grosses Thema mit wenig Worten abthun muss.

Alles, was heute produzirt wird, wird von Lohnarbeitern für Rechnung eines oder mehrerer Kapitalisten gemacht und ist zum Verkauf bestimmt. Das fertige Produkt gehört nicht dem, der es hergestellt, sondern dem Kapitalisten, der die Produktionsmittel dazu geliefert hat. Dieser aber will es nicht selbst verbrauchen, was ihm auch ganz unmöglich wäre, da die Fabrikation nicht auf seinen eigenen Gebrauch, sondern auf den Verkauf eingerichtet ist; er will es verkaufen, um Profit daraus zu ziehen. Die ganze kapitalistische Produktion geht überhaupt nicht darauf aus, nützliche Gegenstände herzustellen, sondern Profit zu machen oder Mehrwerth zu produziren. Nur indirekt werden nützliche Gegenstände gemacht, weil andere im Allgemeinen nicht verkäuflich sein würden. Häufig genug sehen wir aber auch, wie ganz unnütze Dinge fabrizirt werden, nur weil sie Geld bringen, und noch öfter müssen wir es erleben, dass die Herstellung wichtiger Dinge unterbleibt, weil daraus kein Profit zu ziehen wäre.

Jedenfalls ist die Absicht des Kapitalisten niemals, etwas Nützliches zu schaffen, sondern nur Profit zu machen, und zu diesem Zweck allein setzt eiserne Maschinen und seine Arbeiter in Bewegung.

Da der Arbeiter nichts besitzt, auch keine Arbeitsmittel, so ist er für seinen Lebensunterhalt auf den Kapitalisten angewiesen, und eben dadurch geht ihm ein grosser Theil seiner persönlichen Freiheit verloren. Er arbeitet ja einzig und allein für den persönlichen Vortheil des Kapitalisten. Nichts existirt für ihn von jenem Adel der Arbeit, der in dem Bewusstsein treuer Pflichterfüllung besteht, in dem Bewusstsein, etwas Nützliches gethan zu haben. Sondern sein Lebenszweck in unserer kapitalistischen Weltordnung ist einzig und allein der persönliche Vortheil des Kapitalisten. Und da diesen der Kapitalist selber natürlich am besten wahrzunehmen weiss, so wird er zum Leiter der Produktion und hat zu befehlen. Will der Arbeiter nicht gehorchen, so erfüllt er seinen Lebenszweck nicht, und dann ist für ihn in der kapitalistischen Gesellschaft kein Raum: er muss Verhungern. Hier liegt – nach unserer Anschauung – die wahre Ursache all der persönlichen Unfreiheit, die uns bedrückt.

Weiter. Da Ziel und Zweck der kapitalistischen Produktion einzig und allein die Produktion von Mehrwerth ist, so dreht sich auch Alles darum, den Mehrwerth recht gross zu machen. Der Mehrwerth ist aber der Ueberschuss des Produktenwerths über den gezahlten Lohn. Diesen Ueberschuss nach Möglichkeit zu erhöhen, muss deshalb das unablässige Streben des Kapitalisten sein. Und sollte dabei auch etwa sein eigener Wille erlahmen, so zwingt ihn doch dazu die Konkurrenz. Er kann ja, wie bereits angeführt, die von seinen Arbeitern hergestellten Produkte nicht selbst verbrauchen, sondern muss sie. verkaufen; und um Käufer zu finden, muss er sie möglichst billig verkaufen.

Will er trotzdem Profit machen, so muss er – wohl oder übel – danach trachten, die Produktionskosten und folglich auch den Lohn seiner Arbeiter – im Verhältniss zur geleisteten Arbeit – zu verringern.

Ueberdies bleibt der Kapitalist stets in Gefahr, seine Waaren nicht zu verkaufen. Dann sind sie ihm völlig unnütz und er erleidet einen enormen Verlust. Will er nicht zu Grunde gehen, so muss er mit solchen Fällen rechnen und folglich stets danach trachten, aus denjenigen Waaren, deren Verkauf ihm glückt, möglichst viel Profit herauszuschlagen. Und da er nicht vorher wissen kann, welche Waaren er verkaufen wird und welche nicht, so muss er stets und bei jeder Gelegenheit darauf bedacht sein, möglichst viel Mehrwerth zu produziren, mit anderen Worten, für möglichst wenig Lohn möglichst viel Arbeit zu bekommen.

Daher all jene stets wiederholten Versuche der Kapitalisten, die Arbeitszeit zu verlängern, die Löhne zu drücken, die Arbeitskraft schärfer anzuspannen, kurz, jener ganze Klassengegensatz, der, so lange diese Produktionsweise dauert, unfehlbar zum beständigen Elend des arbeitenden Volkes führen muss.

Dies sind natürlich, ich wiederhole es, nur die alleräussersten Umrisse unserer Anschauungen. Die Ausführung im Einzelnen und besonders der Nachweis, dass es wirklich so ist, gehört nicht hierher, sondern in einen Kursus, der Nationalökonomie.

So sind also nach unserer Ueberzeugung das materielle Elend sowohl wie die Unfreiheit verschuldet durch unsere wirtschaftlichen Verhältnisse, genauer ausgedrückt, durch die heutige Produktionsweise, durch die Lohnarbeit. Und wer jene aus der Welt schaffen will, der muss die Lohnarbeit abschaffen.

Wir werden deshalb, unbeschadet aller sonstigen Anschauungen, für einen Sozialisten Denjenigen ansehen, welcher

  1. das materielle Elend,
  2. die persönliche Unfreiheit

aus der Welt schaffen will, und welcher

  1. ihren Grund in der Lohnarbeit erblickt, und deshalb
  2. die Lohnarbeit abschaffen will.

Da aber dieser letzte Punkt alle anderen zur nothwendigen Voraussetzung hat, so kann man auch ganz kurz sagen: Sozialist ist, wer die Lohnarbeit abschaffen will.
 

II.

Abschaffung der Lohnarbeit ist das Ziel des Sozialismus; die Gesellschaftsform, die wir erstreben, ist eine Gesellschaft ohne Lohnarbeit.

Es scheint mir nun selbstverständlich, dass ein Sozialist sich nicht damit begnügen darf, die Abschaffung der Lohnarbeit zu wünschen, sondern will er seines Namens würdig sein, so muss er ernstliche Schritte zur Verwirklichung des Ziels unternehmen.

Was kann der Sozialismus zur Erreichung seines Ziels thun? Was können wir thun, um die Lohnarbeit abzuschaffen? Das ist die Frage, um die sich Alles dreht und von deren Beantwortung unser praktisches Händeln abhängt.

Dass unsere heutige Gesellschaftsform auf der Lohnarbeit beruht, dass die Produktion gegenwärtig in Form der Lohnarbeit vor sich geht, das ist kein Zufall. Es hat – wie Alles in der Welt – seine Ursachen. Und wer die Lohnarbeit abschaffen will, der muss zuvor diese Ursachen, die Lebensbedingungen der Lohnarbeit kennen: er muss wissen, woher es kommt, dass heute Alles in der Form der Lohnarbeit produzirt wird. Dann erst wird er im Stande sein, zu erkennen, welche Eingriffe nothwendig und geeignet sind, die Lohnarbeit abzuschaffen.

Die Lohnarbeit gehört zu unseren wirtschaftlichen Verhältnissen; mit allen übrigen wirthschaftlichen Verhältnissen ist sie innig verknüpft und hat in ihnen ihre Wurzeln.

Damit ist die nächste Aufgabe des Sozialismus gegeben: er muss die wirthschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart gründlich, nach allen Richtungen hin und bis in ihre tiefsten Tiefen durchforschen, um darin die Ursachen und Lebensbedingungen der Lohnarbeit zu entdecken.

Eine solche Durchforschung aller wirthschaftlichen Verhältnisse ist keine leichte Arbeit. Sie erfordert einen ungemeinen Aufwand an Zeit, Scharfsinn und Arbeitskraft. Wer es aber mit dem Sozialismus ernst meint, wem es wirklich ernstlich um die Befreiung der arbeitenden Klasse zu thun ist, der darf diese saure Arbeit nicht scheuen, sondern muss das Seinige dazu beitragen, dass wirklich alle Seiten des wirthschaftlichen Lebens gründlich klargelegt werden.

Diese Durchforschung aller wirthschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart ist die Aufgabe einer Wissenschaft: der Nationalökonomie.

Aber damit allein ist unser Zweck noch keineswegs erreicht. Wenn auch die Untersuchung der heutigen wirthschaftlichen Verhältnisse nach allen Seiten hin beendet wäre – wie sie es nicht ist – so würden wir eben jene Verhältnisse, so wie sie jetzt sind, kennen. Nun wollen wir sie ja aber nicht beibehalten, sondern umwandeln; und eine solche Umwandlung macht sich nicht willkürlich, sondern folgt ebenfalls ganz bestimmten Regeln, die der Sozialist, wenn er wirkungsvoll eingreifen will, kennen muss.

[Fortsetzung im nächsten Heft]


Zuletzt aktualisiert am 3.10.2008